In Frankreich ist die Oeffentlichkeit und Münd^ lichkeit lief i»S Familienleben «ngevrungen und gute Eheleute Habens zur Erleichterung so eingerichtet, daß die Frau die Mündlichkeit, der Mann die Oeffentlichkeit ^ besorgt. Man fand» daher natürlich, daß eine» Tags im Tageblatt zu lesen war, wie des Herrn Gasgons liebe Frau Morgens 8 fthr zum Brunnen gegangen war, ab- und zugehente Nachbarinnen gelreffen, und sich so trefflich unterhalten halte, daß fie 5 UhrAbentv zum liebenden Gemadl heimkehrte. f

Im Quartier Latin in Paris erregte vor c nigen Tagen die Aufmerksamkeit der Vorübergehenden ein Wem- hänkler, welcher mit einem ungeheuren Anschlagzettel auf dem Rucken vor der Parterrewohnung eines seiner unersch-itterlichsten Schuldner mit feierliwen Schritten auf- und wekerging. Das wandelnde Plakat trug die Inschrift: Monsieur Dudois schuldet mir das Geld für siebzig BouleiUiN Burgunder. Ich erwarte hier voll­ständige Bezahlung.

Den Laneleuien in Spanien bat die anhaltende Dürre in diesem Sommer großen Schaden gebracht. Die Feld'rüchte sind vertrocknet und fast alles Vieh ist ihnen gefallen.

Die Gas-Erplosionen in den englischen Kohlenberg­werken wiederholen sich zum Erschrecken oft. Am 2. Nov. ereignete sich eine solche in dem Bergwerk Pu- Moor, .twa vier englische Meilen von Newcastle und ganz nahe an der von Jork über Newcastle nach Ber- wick ziehenden Eisenbahn. 32 Arbeiter verloren dabei das Leben! Die Gr-be ist eine der äliesten m England und dieselbe, in weläer der allere Siepdenson (George) in seiner Jugend als e nfacher Kohlengräber arbeitete.

Aus China liest man allerlei sonderbare Dinge, die freilich nicht immer verbürgt sei» mögen; so wird z. B. in den Travels ii Cvina erzählt: In China be- steht auch s. g. Preßfreiheit, aber der Schriftsteller ist für Das, naS er sagt, verantwortlich. Wie? davon ein Beispiel. Im Jahre 1777 batie ern chinesi'cher Autor in der Vorrede zu seinem Werke die Verwegen­heit gehabt, den Konfucius, die Vorfahren des regieren­den Hauses und Seine kaiserliche Majestät selbst bei ih­ren gemeinen Nam n zu nennen. Der Gerichtshof, be­stehend aus den Prinzen v?n Geblüt, den Min-stcrn und Mandarinen vom ersten Range, sp ach folgendes Unheil: Man solle ihn in kleine Stucke zerhacken, seine Güter konsisziren, alle seine Verwandten, die über 16 Jahre alt sind, tobten; seine Weiver, Kebsweiber und die Kin­der unter 16 Jahren verlannn und als Sklaven ver­kaufen. Der damals regierende Kaiser Kienlong, selbst Schriftsteller, gab, auf Appellation, das Dekret: Ich will barmherzig seyn. Er soll nicht in kleine Stücke zerhackt, sondern blvs »hm der Kopf abgeschlagen werden. Ich verzeihe seinen Verwandten. Was seine Kinder betrifft, so soll man sie zu der großen Herbst-Hinrichtung a»f- bewabren. Im Nebrigen bleibt es bei dem Spruche. So ist mein Wille! Man ehre ihn! Allerliebste Preß- fteiheu!

Es ist, als ob in Amerika das golvne Zeitalter an- brechen wollte, wie be> uns das papierne herrichi; oas zweite Caltsornien schon ist enibeckk worden. Dteßmal in Peru, an dem Fuß des Anves, unweit der Stadt La Parz. Dre Goldadern sind so drei«, wie drüben die breitesten Ströme und lauter Gold fließt in den Adern

und reiner wie in Kalifornien. Hätten wir nur schon Malm-Maschinen, um bas Gold zu brechen! rufen die Einwohner. Die geldgierigen Spanier, als sie vor drei­hundert Jahren dort landeten und gegen die Eingedor- nen wütheten, ballen eine Ahnung von den verborgenen Schätzen, aber kein Geschick und Glück, es zu finden.

In Abington in Massachusetts werden die Leder- abfalle, welche die Schuster sonst wegwarfen oder ver- brannlen, sorgfältig gesammelt, durch eine Dampfmaschine von sechs oder acht Pserdekrafr zu Pulver verrieben, dann durch Harze uud andere Substanzen in eine fleißige Masse veiwandeir, die, getrocknet und gewalzt, ein soli- des, wasserdichtes Leder von ^4 Zoll Dicke gibt.

Der neue Wein.

Statt aui dem Kirchbof stand ich heut i»i Keller,

Im Duft rau Rißliug uud von Muskateller,

Und subltc ui» die miiiernächk'ge Slunde Mich mit de» Weinen alle» wohl im Bunde.

Da kam ein großes Faß von einundfünfzig:

Welch Neugier drängt i» unsre edte Zunft sich's"

So hört ich gleich die andern Fässer fragen.

In denen beffrer Jahre Sorten lagen.

Ich bin der neue Wein von diesem Jahre!"

So sprach der Ankömmling. -Ha, saubre Waare!" Lauer und sauber!"Ein vollkommner Essig!"

So klangS von allen Fässern unablässig.

Der Neuling sprach:Ei» Essig? O mit Nichte»!

Zwar will ich gern ans Euern Ruhm verzichten,

Doch laß ich keine Grobheit mir von Allen,

Die ihr so oornehm lhut, allhicr gefallen!

Ich wills gestehn, zwar bin ich etwas sauer.

Jedoch seht an den Bürger und den Bauer!

Ihm geht« wie mir denn alle Süßigkeiten Sind jetzt verschwunden ans dem Strom der Zeiten!"

Drauf einer sprach:Der Feucrwein so heiß ich,

Ich bin der edle Trank von viernnddreißig!

Dort hinten lauschr ein durstiger Poet,

Der besser, als il,r alle mich versteht.

Ihn nnierbrach der Wein von weiundzwauzig:

Ich bin berühmt von London bis nach Danzig: Darum mein edler Lord von picrunddreiüjg:

Hut ab oor mir, von Zwcmndzwanzig heiß ich !

Drauf sprach ein mächi'geS Faß von sechsnndrierzig: Wer Euern stolzen Worten glanbr, der irrt sich;

Denn ich ich bin ver Beste von Euch allen.

Der stets auch dem Poeten dort gefallen!"

Drauf sprach ein andres Faß, groß anzusehen:

Ihr werdet hoffentlich mir zugestehen,

Daß mit dem Eifer, dem Kometenweine,

Mit mir, sich von Euch messen können keine!"

Nack weiterem DiskourS ward Rath gehallen Von all den Weinen, neuen so wie allen,

WaS mit dem nensten Weine zu beginne»?

Und alle riefen bald:Er muß von hinnen!"

Der Eine sprach:Er ist nicht ebenbürtig!"

Der Andre:Er ist unsres Ehors nicht würdig!"

Ein Dritter:Kein Aristokrat ist dieses!"

Und: .Er ist ein gemeiner Kerl!" so hieß er.

Sie waren einig bald bei der Debatte,

Weil fever ganz dieselbe Meinung hatte.

Und diese war, verlangt ihr es zu wissen,

Der Kamerad hier wird hinansgeschmissen!"

Da trat der Dichter in der Fässer Milte Und sprach:Geehrteste, ich bitte.

Hört an, zwar werd ich wenig von ihm trinke,,

So lange mir noch bessre Lorten winken!

Denn für den Dichter ist er nicht vorhanden

Ter Kehle so wie Seele macht zu Schanden:

Doch wollt ihm, was nicht seine Schuld, vergaben, Bedenkt, eS muß auch solche Käuzegeben!"