Nirgends, in keinem Lande außer im Königreich Neapel, wurden die Unglücklichen, die wegen politischer Vergehungen ins Zuchthaus eingesperrl sind, mu so em­pörender Härte behandelt, als die in dem sächsischen Zuchthaus Waldheim unter der Direktion deL Haupt»' mann Christ. Ich heiße Christ, so redete er einmal die Gefangenen an, ich bin ein Christ, aber wenn ich an­fange, bin ich ein Teufel. Prügeln ließ er aufs unmensch­lichste. Welcher Züchtling auf dem Kirchgang nicht or­dentlich in Reih und Glied marschirte, ward mit Hieben gestraft. Das kurze Pausiren in der Arbeit zieht Hiebe nach sich. Einmal erhielt Nummer 64 (die Gefangenen werden, sobald sie geschoren und wontirt sind, numerirt und nicht mehr nach ihrem Namen, sondern nach ihrer ZuchthauSnummer gerufen) eine Anzahl Hiebe, wie eS im Journal heißt, wegen erwachender Heiterkeit. Die Nummer hatte während der Arbeit einmal gelächelt, viel­leicht batte sie an eine andere Menschrnnummer gedacht, die ihr werth war. Hund! Gottverfluchter Schuft, wenn dich doch das Donnerwetter gleich neun und neunzig mal um die Windfahne um den Thurm da oben wickelte, und dergleichen Lieblingsredensarten konnte man täglich auS dem Munde dieses Direktors hören. Am empörend­sten hauste er gegen die Züchtlinge, die wegen politischer Vergehungen verurtheilt waren. Mancher Nummer blu­teten bei der ungewohnten Arbeit deS Wollkrämpelns die Finger, die Haut von den Händen wurde wegge- kämmt, und legte der Arzt sich ins Mittel, so verband man die Finger und es mußte fortgekämmt werden. Das Blut dringt der emen Nummer durch den Verband, man gibt nicht eher na«, bis ter Arbeitsaufscher erklärt, daß die Wolle unbrauchbar werde. In den Wirrhshäusern, die Christ besuchte, renommirle er mit seinen Heldenthaten gegen die Züchtlinge. Ohrenzeu'gen in Menge hörten zu, wie er erzählte, mit welchem Gaudium er die Züchtlinge koramire. Wollte man die empörenden, die gräßlichen Scenen aus dem Zuchkhause zu Waidheim, die zur allgemeinen Kunde gekommen sind, alle aufzahlen, es gäbe das ein langes Register. Der Name Christ ist bekannt >m ganzen Sachsenland bis in die niedrigste Hütte des abgelegensten GebirgSthales. Entsetzlich war seine Grausamkeit, entsetzlich war aber auch sein Ende. Er fühlte sich bald unbehaglich. DaS Gewissen sing ihn zu brennen an. Er wähnte, die Wasserkur zu Gräfcnberq an der mährischen Grenze würde den Brand kühlen. Dort verfiel er vollends dem Wahnsinn; nicht jenem stillen Wahnsinn, der keine Leiden fühlt, sondern jenem wüthenden Wahnsinn, der den Menschen an Verb und Seele foltert. Am 17. Juni wurde er in dem sogenannten Kunzengraben, einem der Spiegliher Schncebcrge, todt aufgefunden. Er hatte sich von dem Kurort Gräfenberg zu weit entfernt, in den wüsten Waldgegenden sich verirrt, und muß, wie die ärztliche Obduktion ergab, in Folge der Erschöpfung um» Leben gekommen seyn. Welche Bilder mögen sein brechendes Auge umgaukelt haben! Etwa die Nummern von Waldheim ? War etwa die Grausamkeit dieses Menschen eine Folge des in ihm bereits glostenden Wahnsinns, oder war der Wahnsinn eine Folge seiner Grausamkeit? Im ersten Falle muß man fragen: Wie konnte man einen solchen Menschen an einen solchen Posten stellen? Im andern Falle wird man rufen: Gottes Gerichte sind wunderbar! Eine große Anzahl der in Paris verhafteten Deut­

schen ist wieder in Freiheit gesetzt worden, da nichts gegen sie vorlag. Sie haben aber Befehl erhalten, Frankreich binnen 8 Tagen zu verlassen. Es befinden sich Leute unter denselben, die seit 28 Jahren Paris bewohnen.

Vor ewiger Zeit besuchte cm königlicher Prinz cineS der Trappistenklöster im südlichen Frankreich. Der Prior stellte ihm nach der Reihe die ewig schweigenden Brüder vor, und sagte endlich bei einem derselben: Sie sehen hier, mein Prinz, einen der unglücklichen Soldaten, der bei der Schlacht von *** aus Furcht vor den Kanonen davon lief, und dann aus Verzweiflung über seine ver­lorene Ehre m diesen Orden trat. Bei diesen Worten änderte der Bruder die Farbe. Zorn und Stolz blitzte aus seinen Augen, und der schrecklichste Kampf malle sich auf seinen entstellten Zügen; dock plötzlich auf daS Kruzifir blickend, faltete er die Hände, fällt demüthig, vor dem Prior auf die Kniee, und verlaßt blaß und schweigend das Zimmer. Der Prinz, durch diese Scenen erschüttert, fragt unwillig den Prior, warum er diesen Unglücklichen so anklage? Mein Fürst, antwortete dieser, ich rhat es, um es ihnen -u zeigen, welche Gewalt die Religion besitzt. Dieser Bruder war einer der bravsten Offiziere, der in jener Schlacht Wunder der Tapferkeit geihan hat. Sie sahen den Kampf, den meine falsche Beschuldigung in ihm erweckte, aber sie sahen auch die Unterwerfung.

Aus Dublin erfährt man, daß eine neue Art von agrarischen Gewalrihaten in der Grafschaft Limerick aus­bricht. Zehn Personen, alle zu einer Familie gehörig, wurden dort vor einigen Tagen i» Untersuchung gezogen, weil sie im Verdacht stehen, eine Verschwörung gegen Pachter Murphys Vieh angezettelk zu haben. Die Familie Carey war wegen Zinsrückstände» vom Gut getrieben worden; alles Vieh, das seitdem auf diesem Gute weidete, starb eines jämmerlichen Todes. Die Careys hakten ihm den Tod geschworen; sie schnitten den Ochse» und Kühen die Kniekehlen ad, und trieben ihnen rokhglühente Ofen- schürer durch den Aster in die Emgeweidc!!

W-.eoer ein englischer Lords - Narrcnstreich. Der junge reich Mann fthr, um eine Wette zu gewinnen, durch die Straßen von London in einem auf Näder ge- sezten Austernfaß. Sein Gespann bestand aus einem Schwein, einem zahmen Dachs, zwei Katzen, einem Igel und einer Gans. Die Thiere liefen einen guten Ga­lopp und gewannen die Weite. Um sie adzunchkcn und etnzufahren, batte der geniale Lord nichi mehr Zeit ge­braucht, als unsere deutschen Studenten, um das Jus oder Philosophie zu stuvlren.

Lola Monte; ist, nachdem sie auf allerlei Theatern ihr Glück versucht hat, zur Tanzkunst zurückgekehrt. Sie gehr nach Amerika, wo der bekannte Unternehmer Barnum, der die Jenny Lind früher hat singen und manchen Bären tanzen lassen, sie engagirt hat und von Stadt ;u Stadt führen und für lheures Geld sehen las­sen will. Die Rothhäute haben schon Bestellung bei ihm gemacht.

Frankfurter Gold- und Silber-Kurs vom l5. Scpt.

Nene LoiliSd'or ... 11 ff. 2 kr. Friedrichs d'or . . . S fl. 57 tr. Dnkaren . . . . 5 ff. 35 kr. Württemberg.Dnkaten 5 ff. 45 kr. Awanzigftanken-Stücke S fl. SS kr.

>Hvll. l OGuIden-Stücke 9 fl. 47 kr. Engk. SviwerainS . 1 l fl. 50 kr.

!L<iubkhaker . . . 2 ff. 4 2 kr

Preußische Tbaler . 1 ff. 45 kr.

Mnffrankenthaler . 1 fl. 21 kr.