indessen weiter Verdacht zu schöpfen. Der Ermordete hatte einen Schnitt durch den Hals, an den Fingern zeigten sich gleichfalls mehrere Schnittwunden, während die krampfhaft geballte Faust einen Büschel fremder Haare hielt. Ein blutiges Messer, welches nicht dem Ermordeten gehörte, fand sich im Zimmer, während Blutspuren sich dis zur Stubenthür verfolgen ließen. Ueber die Motive dieses Mortes dürfte kaum ein Zweifel obwalten, da dei dem Ermordeten, der vor einigen Tagen erst noch eine Geldsendung von 50 Thalern empfangen, sich nur rin holländisches Zehnguldenstück vorfand und zugleich dessen Uhr vermißt wird. Der Polizei ist es gelungen, ein dieser Mordthat dringend verdächtiges fremdes Sub­jekt zur Haft zu bringen.

Die letzten ungewöhnlich heißen Wochen haben das früher Versäumte nachgeholt und man rechnet am Rhein noch auf eine gute Weinernte, woran man vor drei Wochen nicht gedacht hatte.

Daß es besser ist, beim Gewitter den Kopf bei sich Ln her Stube zu behalten, hat man in Bingen gesehen. Ein Kassenkontroleur sah während des Gewitters zum Fenster hinaus. Plötzlich schlägt der Blitz in das Kup- serdach des Hauses und wirft eine grohe Kupfcrlafel gerate in den Nacken des KontroleurS, so daß dessen Kopf wie abgeschnitten auf die Straße fällt und weiter rollt, der Rumpf aber in die Stube zurückstürzt. Die Aerzte sagen, die beste Guillotine habe es nicht besser machen können.

Das heißt gründlich Unglückhaben. Professor Bayrhof- fer in Gießen wurde vor das Kriegsgericht in Kassel geladen, er war gehorsam und stellte sich in Kassel ein. Kaum hörts tie Polizei, so läßt sie ihn festnehmen und weist ihn zur Siadt hinaus. Der arme Mann hatte Mühe, mit Hülfe seines Ladungsschreibens von der Po­lizei los und vor daS Kriegsgericht zu kommen.

In Oberndorf in Bayern ist ein Schurkenstreich ausgefüdrt worden, welcher einzig in seiner Art dasteht. Zwei Bursche, einer in Zivil-, der andere in Soldaten- kle'.dung, kamen zu der Meßnerin daselbst, der Zivilist gab sich als Negierungskomnnsfär von Negensburg aus und spiegelte der Frau vor, ihr Mann, der abwesend war, bekomme jetzt eine schöne Pension, nur müsse er (der Herr Kommissär) ein Protokoll aufnehmcn, zu wel­chem Behufe sie ihn freudig bewegt über die freundlich lachende Zukunft ins Haus führte, während sein Beglei­ter in der Kirche dem Gebete obliegen zu wollen vor­gab. Herr Pseudokommissär protokollirte über eine Stunde und begehrt beim Schlüsse des Protokolls einen Kronen- thaler Gebühr, stellte sich aber mit 2 fl. zufrieden, nach­dem die Frau erklärte, sie besitze keine größere Baar- schaft. Froh und dankbar empfing dieselbe dasPen­sionsdekret , der Kommissär aber empfahl sich und eilte mit dem ihm draußen wartenden Begleiter von dannen. Die Meßnerin ging zur Kirche, um Gott für das un­verhoffte Glück zu danken, doch, was sieht sie da! Das Muttergottesbilv war rein abgeplündert und all seines Schmuckes beraubt. Daß die arme Fraudas Dekret", sofort mit andern Augen betrachtete, glaubt der Leser gerne. Der usurpirte Reggs.-Kommissär und dessen militärischer Freund, der Verehrer der Liedfrauenihaler, find in Stadtamhof bereits zur Haft gebracht worden. Der Letztere ist ein geh. Regensburger, Namens Rampftl, beurlaubter Soldat deS 10. Regiments.

Nun wird daS Militär auch geschoren. Die preu­ßischen Soldaten und Offiziere müssen ihre Klnnbärte, so viel ihrer nachgewachsen sind, abnehmen.

Was denken die Herren Von? Die Elle und Spinn» Maschine gönnen sie den Bürgerlichen, aber die R ttergüter wollen sie wieder allein haben. In Pommern und Preußen treten die adeligen Rittergutsbesitzer zu Bittgesuchen an die Negierung zusammen, daß bei künftigen Verkäufen von Rittergütern nur Adelige als Käufer zugelassen und diese, wenn sie kein Geld haben, vom Staat oder aus zu bildenden Kreditkassen durch Darlehen unterstützt werden sollen. Der Adel müsse wieder gehoben werden.

Berlin, -8. August. Vor einigen Tagen ist hier auf der Straße ein früherer Kämpfer in der schleswig- holsteinischen Armee deßhalb verhaftet worden, weil er das schleswig-holsteinische Kreuz, daS er in der Schlacht bei Jtstedt empfangen trug. Auch nicht übel.

Die Gräfin Hahn-Hahn, die bekanntlich in Berlin zur katholischen Krrche üdergetreten ist, will nach Rom gehen, um dort nähere Bekanntschaft zu machen. Sie trägt ein Ordenskleid und um den Leib einen sehr ele­ganten Strick. Man sagt, sie wolle zwei päpstliche Sporen für ihre beiden gräflichen Hähne suchen.

Wenn man einmal die preußischen, östre chijchen und russischen Offiziere allein fechten lassen wollte, es gäbe eine große Schlacht. Denn Oestreics hat an 1000 Offiziere mehr als Preußen und Rußland wieder Tau­sende mehr als Oestreich. Preußen aber hat wohlgezählt allein 10,298 Offiziere in Linie und Landwehr.

Zn Neunaign verlas der Pfarrer ein paar Braut- leutevon derKanzel, da riefS plötzlich aus vollemHalse: Du bist still da droben; mein gehört die Mariandl, ich Hab ihrem Vater 24 kr. drauf gegeben! Mit Mühe war der junge verrückte Bauernsohn aus der Kirche gebracht.

In der Nähe von Kiew fand ein Bauer auf seinem Acker ein Gefäß mit gut erhaltenen Silberm'inzen aus dem 8., 9. und 10. Jahrhundert.

Teplitz, 13 August. Heute Vormittag um neun Uhr ereignete sich hier ein wahrhaft schauderhafter Fall. Der Schneidergeselle G. kam zu seiner Frau, von der er seil einiger Zeit getrennt lebte, und brachte ihr mit einem Messer mehrere Stiche bei, davon einen in den Unterleib, daß die Eingeweide heraustraten. Der auf daS Angstgeschrei des Weibes zu Hülfe eilende Haus- wirth riß den Wüthenden von dem Schlachtopfer, wurde aber von jenem angefallen und entging nur dadurch dem sichern Tode, daß eine auf ihn abgedrückte Pistole ver­sagte. Darnach zog der Schneidergeselle ein zweites Pistol und drückte es gegen sich selbst ab, daß der Kopf ganz zerschmettert vom Rumpfe gelöst wurde und er leblos mit dem blutenden Rumpfe auf der Bank neben dem Bette fitzen blieb, in welches man seine unglückliche Frau gelegr, um ihr Hülfe zu leisten. Ihre Verletzung ist sehr schwer, wahrscheinlich tödtlich. Die Ursache dieser schrecklichen Thal scheint Eifersucht und Rache gewesen zu seyn.

Zm Sanoker Kreise GalizienS hat sich eine sehr zahlreiche Räuberbande gebildet, an deren Sp tze 15 pol­nische Juden und etliche Mandatare stehen. Die Wohl­habenderen werden durch Brandbriefe förmlich zum Er­legen bestimmter Abfindungssummen gcnöthigt. Die Ein­schüchterung durch die verwegenen Banditen, denen die