daß die Folgen bald offenbar zu werden drohten. Der neue Liebhaber, von ächter Liebe und Pflichtgefühl bewogen, eilte, den Fehltritt, den beide begangen, durch bas Band der Ehe zu sühnen. Der Tag der Trauung war schon bestimmt und die Vorbereitungen in vollem Gange, als plötzlich der frühere Geliebte in Pestb erschien, dem Mädchen versicherte, er habe nie eine andere geliebt, als sie, seine Eltern hätten ihn zu der Herrath gezwungen; nun aber, da sein Weib plötzich gestorben, sey er entschlossen, sie zu herrathen. Das Wiedersehen und die LrebeLbetheucrungen des früheren Geliebten fachten die alte Liebe, die eigentlich nie erloschen war, neu auf. Das Mädchen machte sich die bittersten Vorwürfe, erklärte aber, daß sie nimmermehr sein Weib werden könne, indem sie ihm zugleich bekannte, daß sie nicht nur Lurch idr Versprechen, sondern noch mehr durch ihren Fehltritt an ihren Bräutigam gebunden sey. Zwar versicherte ibr Geliebter, daß er sich dadurch nicht abgehalten fühl-, sie zum Werb zu nehmen, daß er einen nicht geringen Tdeil ihrer Schuld sich selbst beizumessen habe, und sich daher um so mehr verpflichtet fühle, ihr zu verzeihen. S>e bcharrte aber bei rhrem frühem Entschluß und erklärte unter Tbranen, daß sie keinem angebören wolle. Der Abgewiesene kehrte niedergeschlagen nach Dotis zurück. Die Trauung war auf Abenrs 6 Uhr bestimmt; kurz bevor nahm das Mädchen Heller und unbefangen von der Frau, bei der sie im Dienste stand, Abschied, eilte aber anstatt zur Trauung auf die Brücke; ein Sprung befreite sie von allen Herzensqualen. Den ehrenhaften aber ungeliebten Bräutigam fand man einige Tage darauf in seiner Wohnung erhenkl; die Umstände ließen keinen Zweifel zu, daß er seinem Leben selbst ein Ende gemacht.
Jenäher die Präsidentenwahl in Frankreich heranrückt, desto größer wird allenthalben die Spannung. Der König von Preußen hält sich außer dem offiziellen Gesandten einen besondern Berichterstatter in Paris und hat ihn jetzt nach Ischl berufen, um Bericht zu erstatten. Der Geheiinrath Bork ist eben auS Paris nach Berlin zurückgekehrt und versichert, Louis Napoleon werde nicht wieder gewählt werden und ein Staatsstreich ihm nicht glücken. Die andern Machte müßten Frankreich seinen Gang gehen lassen, jede Einmischung werde nur den äußersten Parteien nützen. Das soll auch des Königs Ansicht ftyn.
Bei München stießen zwei ererzirende Batterien von dem Regiment Königin bei einem Scheingefecht so aufeinander, daß 8 Mann und ein Offizier schwer verletzt wurden.
Freiburg. Ein l2jährigerKnabe hat seinen Vater als Mörder des vor einem Jahr verschwundenen Elaude Conus von Rue angegeben und zwar um sich gegen tre ihm zu Hause zu Theil gewordenen Züchtigungen zu räcken. Die Polizei ist der angegebenen Spur des Knaben nachgegangen und hat das verscharrte Skelett gefunden.
In Marienthal in Böhmen ist ein Riesenadler in E senschlingen gefangen worden. Seine Flügelspannweire mißt 16 Fuß, die Schnabellänge 5 Zoll. Um ihn ohne Gefahr aus den Schlingen zu bringen, mußte er erschossen werden.
Für die Industrieausstellung ist in London ein Glasgemälde angekommen, daS allgemeine Bewunderung erregen soll. ES ist aus mehr als 100 einzelnen Glasstückenzusammengesetzt und soll einen prachtvollen Anblick gewahren. Der Verfertiger ist aus Graubüntcen, heißt
Theodor Grösst und hat schon 1847 eine Kunstprämie in Cöln erhalten.
In Preußen sind die Häubchen aufgeschlagen. Alle Hagestolzen im Reich gehen umher und suchen Frauen. Wer eine Frau ernähren kann und keine nimmt, verfällt der neuen Hagestolzensteuer. Sie ist zwar noch nicht ausgeschrieben, aber ein bekannter Abgeordneter der ersten Kammer trägt den Antrag und eine hinreißende Rede, wie seine ins Vertrauen gezogene Fräulein Nachbarinnen versichern, fertig im Kopfe. Wer drei Körbe Nachweise» kann, wird von der Steuer befreit. Zusah Artikelr Jedes Mädchen, daS einen Körb austheilt, verfällt der dreifachen Steuer, welches der Hagestolze zahlen muß.
Zwei Knaben von 12 Jahren in Berlin haben ihren Vorwitz schrecklich gebüßt. Eines Nachmittags gingen sie hinter der Schule herum, krochen in einen Heuboden, brannten ihre Cigarren an und versuchten sich w>e öfters im Rauchen. Bald wurden sie schwer im Köpfe und müde, sie schliefen ein, um nicht mehr zu erwachen. Ein Cigarrenstümmel glühte noch, das Heu fing Feuer und verzehrte daS Häuschen und die Knaben, von denen man nur Ucberreste nach dem Brande fand.
In Berlin sind 25 italienische Familien an gekommen, die ihre Heimalh aus Furcht vor einer plötzlichen Revolution verlassen haben.
Paris. Die Versionen über den Ursprung der Feueuersbrunst im Jnvalidendome bei der Beerdigung des Warschaus Sebastian! lauten verschieden. Es soll der Kirchendiener, welcher die Kerzen am Hochaltar angezündet, mir dem Lichte zu nahe an die Vorhänge der Dekorationen gekommen seyn. Die Kirche war gefüllt und auf den Galerien in der Höhe deS Schiffes alles mit Damen beseht. Die Flammen fanden eine leicht verzehrliche Nahrung an dem Teppich- und Tapetenwerk und den andern Verkleidungen. Die Leiche des Marschalls konnte nur mir Mühe unter ihrem brennenden Thronhimmel weggeschaffc werden. Bezeichnend für die F anzosen ist es, daß trotz dem Angstgeschrel der vielen Frauen der Ruf dieOberhand behielt: Rettet die Fahnen! Rettet die Leiche des Marschalls! Den Fahnen war sehr schwer beizukommen, denn sie staken sehr hoch, und die Galerien, an deren Pfeiler sie rings herum angebracht sind, waren verschlossen. Von nationalem Ehrgeiz beseelt wurden die Bänke zu Leitern aufgethürmt, um die Höhe zu ersteigen und die Trophäen yerabzurelßen. Andere suchten sogar an den herabhängenden Teppichen hinanf- zuklettern. Fünfzig Fahnen sind verbrannt. Halb zerstört wurde der Sonnenschirm Abderrhamans, den die Franzosen in der Schlacht von Jsly erbeuteten, aus dem Feuer gezogen. Die Patrioten sind untröstlich darüber, baß die unabweisbaren Zeugen des französischen Ruhms so elend in Hellen Flammen aufgingen. Sie lassen sich in ihrem Schmerz selbst von der Betrachtung nicht irre machen, daß eS mit dem französischen Ruhm schon längst aus, und diese Verbrennung nur eine Ehrendestattung nach antiker Weise von den Göttern selbst besorgt, gewesen sey. Im größeren Publikum wird die Sache als ein böses Omen ausgelegt, es müsse wieder etwas Entsetzliches vor der Thür seyn, noch jedesmal wenn bei einer feierlichen Gelegenheit, wie bei der Vermahlung Napoleons, bei der Heirath des Herzogs von Orleans ein Unglück geschehen sey, so habe cs auf eine politische Erschütterung in den Staatsvcrhältnissen gedeutet.