waren. Aber zu spät! Die Strömung riß ihn mit der Hütte fort, zusammenstoßende Balken zerquetschten ihn; aber im Tode noch hielt er krampfhaft die besagten Ho­sen mit den S fl. in den Händen und wurde so aus Schutt und Schlamm herausgezogen!

Tages Neuigkeite«.

Nickt nur das südwestliche Deutschland, sondern auch einen großen Theil der Schweiz hat die Ueberschwem- mung am t. August heimgesucht. Besonders traurig lauten die Berichte auS dem Berner Oberland, wo das wilde Hochgewasser in Jnterlacken eine Brücke wegriß, wobei viele Personen das Leben verloren. Der Schaden an zerstörten Häusern, Wasserwerken und Feldern ist unbeschreiblich. Aehnlich lauten die Nachrichten aus den Kantonen Freiburg, Schwyz und Uri.

Bühl, 31. Juli. Unsere Stadt ist seit einigen Tagen in nicht geringer Aufregung. Oberamtmann Hipp- mann in Sichern ist nämlich schon längst den sogenann­ten Heckerbärten gram und duldet nicht, daß solche dort getragen werden. Er dehnt nun aber seine Maßregel auch auf Andere aus, die dorthin in Geschäften kommen, und es kam daher vor wenigen Tagen der Fall vor, daß auf dem Wochenmarkte 6 Auswärtige gewaltsam rasirt wurden. Gestern kam ein Streifkommando (eine Kompagnie badische Soldaten) auch hierher und vollzog den für unser Kriegsheer sehr ehrenvollen Auftrag, die Bärte der Betreffenden zu messen und einen Seifensieder und einen Färber ibres Barlschmucks durch Abschecren zu entleoigen! Unmöglich, aber alles wörtlich wahr!

Ra st alt. Der Verlust der hiesigen Festung an Pulver wird auf etwa 300 Centner geschäzt, was einem Schaden von ungefähr 30,000 fl. gleicht. Auch ist beim Karlsruher Thore die Kontreeskarpe gegen die Murg eingestürzt, an andern Punkten haben (ich die Festungs­werke gesenkt. Ein östreichischcr Fourier, der mit 900 fl. Kompagrnegeldern nach Frankreich desertirt war, wurde in dem Augenblicke verhaftet, als er den Waggon der elsässischen Eisenbahn bestiegen hatte. Von dem Gelbe war übrigens schon ein guter Theil verschwendet.

In Bamberg starb am l. August der vormalige Bürgermeister von Würzburg, Hofrath Dr. Behr, m seinem 76 Lebensjahre. Wegen seiner Freistnnigkeit hatte er früher große Leiden zu erdulden.

Am 14. Zuli kam mit dem Abendzuge ein Mann auf dem Bahnhofe in Hof an, welcher unterwegs er­krankt, sehr schwach und matt nar. Er wurde auf ei­nen im Bahnhofe befindlichen Handwagen gehoben und in das nächstgelegene Gasthaus gebracht; da er zusehends schwächer wurde und arm war so behielt chn der Wirth nicht; er wurde wieder auf den Wagen gehoben und man war eben im Begri i, ihn weiter zu fahren, als wenige Schritte vor dem Hause der arme Mann auf offener Straße seinen Geist aushauchte. So weit ist unser Christenthum vorgeschritten, daß man dem armen kranken Mitbruder nicht einmal so viel Platz gewährt, um sein müdes Haupt niederzulegen? Ein anderes Bilk! Den 29. Juli konnte man auf hiesigem Jahrmärkte sehen, wie ein Gensdarm einen Knaben acrerirte und da solcher zu entwischen suchte, ih schlug, in die Höhe hob und wieder niederstieß, daß er laut jammernd sich wie ein Wurm auf der Straße wand, wo er ihn von Neuem

dann wieder am Kragen packte und weiter transportirte. Hierüber ganz entrüstet fragte man um die Ursache und erfuhr, das der Knabe Streichhölzchen feil getragen habe. Allerdings hat er das Verbot des Haustrhandels überschritten und ist strafbar, aber eine solche Behand­lung erinnert uns unwillkürlich an die Zeiten des Mit­telalters und der Barbarei. So viel uns bewußt, eri» stirr in Hof ein Verein zur Verhütung der Thierquä- lerer!

Da die Alten nicht thätig genug schienen, hatten die Jungen in Nürnberg, eine Anzahl Lehrlinge Repu­blik gespielt, wenigstens mit republikanischen Schlagwör» lern und Reden um sich geworfen. Die Sache kam neulich zur öffentlichen Verhandlung. Ein Kammachcr- und ein Buchbinder-Lehrling wurden zu je 4 Monat Gefänqniß mit theilweiser Entziehung der warmen Kost verurtheilt. Der Eine, der Majestätsbeleidigung ange­klagt, meinte, wenn ihn nur der König sehe, der würde schwerlich glauben, daß er von einem so dummen Jun­gen beleidigt werden könnte. Ein Schneiderlehrling ver­weigerte den Zeugeneid, 1) weil der Eid unchristlich, 2) weil seine Heiligkeit von mehreren Regierungen ge, krochen worden sei.

Kassel, den 27. Juli. Wir werden nächstens das wahrhaft unerhörte Schauspiel haben, daß ein ganzes oberes Kriminalgericht wegen eines im ordentlichen Siraf- rechiswege gefällten Unheils auf den Grund kriegsge­richtlicher Behandlung hinter Schloß und Niegel sitzt. Wie wir hören, wollen die zu siebenmonatlicher Festungs­strafe verurtheilien Mitglieder der Rorienburger Krimi» nalkammer ebenso vaö Rechtsmitiel der Berufung ver­schmähen, wie sie es unter ihrer Nichierwürde gehalten haben sich wegen eines nach Pflicht und Gewissen ae- fällten Nechtsspruchcs vor einem aus bayerischen und östreickischen Soldaten zusammengesezten Kriegsgerichte zu vercheidigen. Sie wollen sämmtlich die Vollziehung der sogenannten Strafe ohne Weiteres erwanen. Auch der zu neunmonatlicher Festungsstrafe verurtheMe Staais- prokurator Wolf, auf dessen Antrag die Kriminalkammer thätbig gewesen war, soll weder appelliren noch queruli- ren wollen. Am allerwenigsten fällt es Jemanden ein, um Gnade zu bitten, wie dies wohl von gewisser Seite erwartet werden mag. Man muß also entweder eine sogenannte Gnade okiroyiren oder die Strafe vollziehen. Welches von beiden scanvalöser seya wird, lassen wir da­hin gestellt.

Homburg v, d. H. Ein Blitzstrahl schlug in daS Haus, in welchem der Herzog von Augustenburg hier wohnt. Der Strahl schlug durch das Dach in das Wohnzimmer, wo die Herzogin mit ihren drei Töchtern und einer Kammerfrau versammelt waren. Alle Anwe­senden wurden betäubt, die Kammerfrau leicht an der Hand verletzt.

Noch immer ziehen neue östreichische Truppen über Leipzig nach Holstein und lassen sich dort häuslich nieder.

Wieder neuer Jammer in Schleswig. Die aus- gchobene Mannschaft ist zum dänischen Dienst einderusn, die Kavalleristen bleiben »n Lande, die Infanteristen müssen nach Friderika, die Artilleristen und Pioniere nach Kopenhagen, ganz gegen Recht und Verfassung, aber wer schützt sie, seitdem sie sich selbst nicht mehr schützen dürfen? Bis zum letzten Augenblick hatten die