seine Frau als Geist, mit bleichem Gesicht, angeihan mit einem Srerbekleide. Ich komme, begann der Geist mit hohler Stimme, Dir anzukündigen, daß ich gestorben bin. Weiß schon! sagte der Mann und legre sich wieder dm. Jehl wurde der Geist ärgerlich. Fühlst Du keine Reue, Unmensch! daß Du mir im Leben so oft Kummer gemacht hast? — Nein! — sagte der Mann, und zog verdrießlich das Dcckbette über die Ohren. Was wirst Du nun ohne mich beginnen? fragte der Geist von Neuem. Wieder bewachen; in acht Tagen ist. Hochzeit! — Jo, das sollst Du wohl bleiben lassen, DuLösewiLt! schrie nun die Frau außer sich, indem sie das Geistergewand weg warf. Nock lebe ich! mein Tod war nur eineLüge! Hier fing der Mann an zu seufzen und erwiederte dann höchst melancholisch: Ack! Du hast mich tausendmal im Leben belogen! Alle Lügen verzeihe ich Dir — nur nicht die letzte. —
Die beiden Halbbrüder.
(Fortsetzung.)
Am andern Morgen in der Frühe erreichten Horvad und Robert die Stadt Losonz, in welcher fich das Hauptquartier GörgeyS befand. Hier crfudren sie, daß die ganze Armee, etwa fünfunddrcißigtausend Mann — ncch denselben Tag nach Erlau aufbrechcn werten. Sie versäumten daher nicht, fick sogleich beim Kommandanten anmelden zu lassen, der sie auch bald hierauf empfing. Da standen sie nun dem Manne, dessen militärisches Genie zu so großen Hoffnungen berechtigte, aus einmal gegenüber. Görgey ist bekanntlich mittleren Wuchses, dabei stark und geschmeidig, und sein Auge hellblihend und scharf; nichts desto weniger machte seine ganze Erscheinung sowohl auf de» Magyaren, wie aus den Deutschen einen ziemlich ungünstigen Eindruck. Sein Blick war nämlich kalt, zwar imponirend, aber nicht gewinnend, und »m seine Lippen schwebte beständig ein ironisches Lächeln.
Horvad gab seine Papiere ab. Als der General den Brief Klapkos gelesen, wandte er sich zu dem Ueberbringcr und fragte ihn unter Anderem, wo jetzt das 21. Honvetbalaillon stehe?
In Dcbreczin, antwortete der Gefragte; es wird sich aber bereits in wenigen Tagen mit dem Korps des Herrn Kommandanten vereinigt haben.
Sprachen Sie auch Kossuth? begann Eörgey nach kurzem Sinnen wieder, indem er Horvad mit mißtrauischen Blicken musterte. Dieser jedoch, der befürchtete, das Gcständniß der Wahrheit werde es geradezu unmöglich machen, dem Aufträge des Präsidenten nachzukommen, antwortete mit einem entschiedenen Nein!
Gut, sagte Görgey Mein Freund Klapka empfiehlt Sie als einen kciuitnißreichen und tapferen Offizier, und da der bisherige Kommandant Ihres Bataillons einen andern Posten erhält, so können Sie nach der Ankunft desselben seine Stesse cinnehmen.
Und Sie, redete jetzt der General Robert an, haben, wie mir mein Freund schreibt, gleichfalls mir Auszeichnung unter Bem gefachten. Sie sind einer jener braven Deutschen, deren schon viele für die Sache ker Freiheit geblutet, ich mag die Deutschen immer gut leiden^ ich bin selbst in Leutschau, einer fast ganz deutschen Stadt geboren, nun, auch Sie sollen avanciren. — Sie übernehmen in Ihrem Bataillon die Hauptmauusstelle. Adieu, Herr Major — Adieu, Herr Hauptmann!
Horvad und Robert Wartheim gingen, bestiegen ihre Pferde und sprengten ins Lager, das sich außerhalb der Stadt LosonS befand.
Von nun an erlitten die Oestreicker eine Niederlage nach der anderen. Alle ihre Armeen zerstoben wie Spreu vor dem Ungestüm der Magyaren.
Am 4. April eroberte Görgey die Höhen von Aszod im Sturme, bei welcher Gelegenheit Horvad und Robert si<ch durch kühnen M»kh unter den Augen des Generals auszeichneten und so den unwiderlegbaren Beweis lieferten, daß sie des Avancements würdig seyen. Dann gings nach Zazaiva. In der Nähe dieses Ortes hatten sich die Kaiserlichen sehr vortheiihat gelagert und die zahlreichen Hügel stark mit Kanonen besetzt. Schon früh acht Uhr begann das Feuer des groben Geschützes von beiden Seiten. Um e>ls Uhr sprengte Görgey die ungarische Schlachtlinieentlang, musterteAllesmitprüfenden, kalten Blicken, h elt an und ries mit Heller, durchdringender Stimme:
„Erste Srurmkolonne vorwärts."
Todesmuthig stürzten sich die tapferen Krieger gegen die feuerspeienden Höhen — vergeblich! Mit zerrissenen Rlihen und großem Verluste wurden sie znrückgeschlagen.
„Zweite Srurmkolonne vorwärts!" erscholl aus dem Munde des Generals.
Kein Erfolg! DieOestreicher behauptetenihrePosition. Da sprengte eine Hobe, schlanke Gestalt vor, es war der tollkühne General Guyon.
Kommandant! ries er, die Schlacht ist verloren, wenn wir nicht die Verschanzungen des Feindes erobern, der binnen kurzer ZeilVerstärkungen, die unsere Flanken bedrohen, erhalten wird.
Guyon stieg nun vom Pferde, ergriff die ungarische Tricolore und führte, voranschreitend, 12,000 Magyaren die Höhen hinan. Nach kurzem, aber schrecklichem Kampfe blieben die Letzteren Sieger. Kein Pardon ward den Oestreicbern gegeben, die haufenweise unter den Schwertern der erbitterten Ungarn darnieder sanken.
Nach dem glücklichen Treffen bei Gödöllö rückte Görgcy gegen Waitzen vor. Kühn und todesverachtend warfen sich die Honveddataillone auf die Feinde, die in Verwirrung geriethen und nach der Stadt zurückwichen, in deren Straßen sie den Kampf fortsehten. Ader auch hier waren sie unglücklich. Die Sieger drangen wild und ungestüm ein und eroberten eine Straße nach der anderen, während die Einwohner Wachens im Rücken ein heftiges Musketenfeuer eröffnten. Dieß gab bald den Ausschlag. Die Oestreicher flüchteten fich ins Freie und suchten sich auf der Straße nach Gran zu retten. Unter den zahlreichen Todten befand sich auch der General Göh, den die Kugel eines magyarischen Knaben getroffen hatte. Die Leiche des Gebliebenen ward noch selbigen Tages ans Befehl Görgeys unter dem Geläute aller Glocken und dem Donner der Geschütze zur Erde bestattet. Bei den meisten ungarischen Offizieren und Soldaten erregte dieses feierliche Begräbniß Verdruß, da sie hierin eine gewisse Neigung Göcgeys zu den Feinden erblicken zu müssen glaubten; auch in der Brust Hor- vads regte fich Verdacht und Mißtrauen gegen seinen Chef, und er verfehlte nicht, die Begebenheit dem Prä. stdenren Kossuth brieflich mitzutheilen und seine Besorg, uisse in Bezug aus die Redlichkeit Görgeys bei dieser Gelegenheit auszusprechen. (Forts, folgt.)