erlöst seyn, ks seinen Schatz nicht mehr zu hüten I braucht. Roch weit wunderbarer als diese Gespenster­sage ist aber der Umstand, daß sich der Finder des Schatzes und der Eigenthümer der Scheuer ganz friedlich in den­selben theilten. '

Viele Leute beklagen sich, daß das Zünftwesen in Deutschland immer mehr zu Grunde gehe. Zur Kurz­weil will ick meinen Lesern ein Beispiel hersctzen, wie es bei den Zünften manchmal zuging. Zu Neujahr 160! machten die Fleischer in Königsberg eine 1005 Ellen lange Wurst, die ihnen als Symbol vorangekragcn wurde. Sie zogen mit Trommeln und Pfeifen auS und hatten voran einen Führer mit einem spieße, der mit Federn und Bändern wohl aufzeputzt war. Diesem folgten 103Fleisch- hauerknechte, welche die Wurst trugen. Auf beiden Seiten gingen Mehrere, welche die Wurst m Acht nahmen. Sie wog 885 Pfund und cs war dazu kein anderes Fleisch genommen worden, als von 8l Schweinskeulen; von 45 Schweinen waren die Darme dazu erforderlich gewesen und 1*/z Tonnen Salz nebst 81'/, Pfund Pfeffer gebraucht worden. Es arbeiteten daran drei Meister und 87 Ge­sellen, die während der Arbeit 40 Faß Bier tranken, ob­gleich diese nur l'/z Tage dauerte. Der Kränze, womit die Wurst geschmückt war, waren 109. Sie kostete im Ganzen gegen 800 fl. Zu dieser Wurst halten die Kn- chendäcker 8 große Strietzel und 6 runde Ringel geba­cken, wozu sie 12 Scheffel Weizen gebraucht halten, was gegen 48 fl. kostete. In jetzig-n Zeiten ists mit solchen Würsten vorbei.

Bayerische Militärs geben sehr betrübende Nachrich­ten aus Hessen. Das Land sei so sehr ausgesaugk, daß vielen Bauern nicht einmal das Samengetreide geblieben wäre. Die Hessen selbst hätten die Bayern im Allge­meinen so freunvlich behandelt, wie letztere als Ereku- lionstruppen es kaum hätten erwarten dürfen; der Dauer habe willig auch sein Letztes mit den Soldaten getheilt; der bayerische Soldat dagegen suche dem O-uartiergeber die Last nach Möglichkeit zu erleichtern; er suhle große Theilnahme für die Hessen und bestreite das Möglichste aus eigener Löhnung. Die Soldaten sind über ihre Ver­wendung gegen und in Hessen sehr unzufrieden; die un­ablässigen Märsche in dem schlechten WutterMetier, bei durchaus keine Ehre und Anerkennung zu holen, die unnützen Kirchcnparaden, wozu die Abtheilungen Stun­den weit >m Schneegestöber herbeiziehen mußten, über­haupt die allgemeine Mißachtung Deutschlands und Eu­ropas, die auf dieser unbilligen Erekution ruhe, wozu man gerade die bayerische Armee ausersehen habe, wäh­rend sie doch von allen deutschen Kabinetten zugelassen und gebilligt werde, haben unter den Truppen eine große Verstimmung hervorgerufen. Diese Verstimmung wird durch den Mangel und die magere Verpflegung nichts weniger als gemindert.

Weimar, 20. Mai. Heute fand abermals hier die Trauung eines gemischten Paares, von welchem der männliche Theil Jude und der weibliche Christ war, statt, und zwar gemeinschaftlich von dem Pfarrer Monhaupr hier und dem Land-Rabbiner Dr. Heß in Eisenach, in her Weise, daß zuerst der christliche Geistliche den Akt nach kirchlichem Ritus verrichtete und dann unmittelbar darauf und an derselben Stelle die Trauung nach dem Gebrauch der Synagoge statt fand, da es so von dem Brautpaar gewünscht ward. Bereits im vorigen Jahre

sind zwei solcher Ehen hier eingesegnet worden, und zwar die eine von dem christlichen Geistlichen und dre andere von dem Landrabbiner allein.

Unter den deutschen Universitäten zählt Halle die meisten TheMgen, München die Meisten Juristen und Berlin die meisten Mediciner und Philosophen.

In Hamburg gibts Leute, die sich große Mühe geben, die östreichischen Soldaten ihren Fahnen untren zu Machen. Es ist vorgekommen, daß man einige Sol­daten betrunken machte und sie dann nach England über­schiffte, von wo sie durch Vermittelung des östreichischen Gesandten wieder zurückgekehrt sind. Der General Le- geditsch beschwerte sich ,beim Senat und forderte ihn auf, die Verführer zu bestrafen. Man entdeckte dieselben auch wirklich und bestrafte jeden mit einer Geldbuße von zwei Thaler. Dafür aber revanchirte sich der General. Als eine Deputation des Senates bei ihm erschien und Be­strafung der östreichischen Soldaten forderte» die den Schriftsteller Marr mißhandelt hatten, da man sonst für die Ruhe der Stadt nicht stehen könne, entgegnete der General: Um die Ruhe der Stadl lassen Sie sich keine grauen Haare wachsen, dafür werde ich schon sorgen, die Schuldigen sollen bestraft werden und zwar jeder mit zwei Stunden Arrest.

Die Hamburger haben einen argen Schrecken ge­habt. Der östreichische Kommandant Legevitsch hat ih­nen ihre größte Wiese zum Ererziren abgemieihet und ihnen generös das Pachtgeld vorläufig auf zwei Jahre vorausbezahlt, genau vom 1. Mai an gerechnet.

Friedrich der Große ist zu kolossal für unsere kleine Zeit, man hat Mühe, ihn täglich eine kurze Strecke von der Gießerei in der Münzstraße weiter zu bringen, um ihn unter den Linden aufs Postament zu stellen. Sein erstes Nachtquartier hielt er in der Nähe der Garnisons­kirche, wo er von den Schutzmännern bewacht wurde. Na nu wird's jut, bemerkte ein Eckensteher, jetzt stellen sie schon den ollen Fritz unter polizeiliche U'sichr.

Zur Theilnahme an der Entdüüungsfeierlichkeit der Reiterstatue Friedrichs des Großen haben sich bis jezt 80 Greise gemeldet, welche noch unter der Regierung dieses Königs «Heils im Militär, theils im Civil gedient haben.

Berlin. Um seinen deutschen Sinn zu beweisen, gründet der König von Preußen n.ben dem schwarzen und rothen auch noch einen gelben Adlerorden, so daß man die deutschen Farben ganz anständiger Weise tra­gen kann.

In Warschau und Olmüh soll die Einigkeit hcrgestellt werken, die alte Einigkeit und das stillschwei­gende Bündniß von Rußland, Preußen und Oestreich. Der Kaiser von Rußland will Oestreich und Preußen einander nähern und beide mit sich verbinden. Er hall dies für die Ruhe Europas für sehr nothwcndig und dringend. Heule, soll er bei seiner Ankunft in Warschau geäußert habe», heute bin ich noch der Revoluiion ge­wachsen, ich kann sie allenthalben niedrrwerfen, in zwei Jahren vielleicht nicht mehr. Ist wohl möglich, wenn so fortgcfahren wird wie in Hessen und Schleswig.

Von der ersehnten Amnestie in Schleswig wer­den Wenige Gebrauch machen. Sie ist nur ein dänisches täuschendes Zugeständniß an Preußen und Oestreich, nicht an die armen Verbannten selber. Das Schreiben, das jeder Einzelne in Copenhagcn einreichen muß, ist denü