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Der Gesellschafter.
Dcn 23. Oktober L83G.
Württembergische GH§o«Lr.
ver Karlsruher Zeitung wird aus Stuttgart geschrieben: Unsere Postangelegcnheit ist leider wieder gänzlich ins Stocken gcrsthen. Nachdem nämlich der östrei- chische Geschäftsträger am hiesigen Hofe, Baron v. Hantel, schon längst auS dem Bad zurückgekehrt ist, wurden ihm, dem Vermittler in dieser Sacke, die Anerbietungen von Seilen der württembergischen Regierung an Taris übergeben, worauf er sie an den Geschäftsführer deS Fürsten beförderte. Obgleich nun seitdem Wochen, ja selbst Monate vergangen sind, und dieser Geschäftsführer schon mehrmals monirt worden ist, so ist doch bis jezt keine Resolution auf die Vorschläge Württembergs erfolgt, indem der taris- sche Bevollmächtigte sich jedesmal damit entschuldigte, von seinem Herrn noch keinen Bescheid erhalten zu haben. Man möchte fast glauben, der Herr Fürst v. Taris wohne in China, weil es einer so langen Frist bis zu seiner Rückäußerung bedarf. Aengstliche Gemächer meinen, er suche die Sacke adsichtlick hinauszuziehen, um Nichts zu Stande kommen zu lassen, oder je nachdem die Verhältnisse sich gestalten, seine Forderungen weit höher als .seither zu spannen. Es wäre dies sehr zu beklagen, denn wenn der Märzminister Duvernoy zu rechter Zeit emgeschlagen hätte, so würde Fürst Taris mit einer sehr räsonablen Summe sich zufrieden gegeben haben. Damals wollte man ihn aber ohne Weiteres beseitigen, als wenn ihm dadurch das Eeliendmachen seiner Rechte für alle Zeiten abgcschnit- ten worden wäre!
Stuttgart, 22 . Oktober. Die Predigten des Stiftspredigers v. Klemm, dessen freisinnige Landtagspredigt schon Aufsehen erregt hatte, macken fortwährend von sich reden. Insbesondere sind etz die Angelegenheiten Schleswig-Holsteins, welchen der beliebte Kanzelredner in freisinniger Welse seine patriotische Aufmerksamkeit zuwendet, und wofür er die Hülfe seiner Gläubigen in Anspruck nimmt, indem er solche stets geschickt seinem biblischen Terie anzupaffen weiß. Ebenso ergriff er in einer seiner letzten Predigten entschieden dre Sache des kurhessifchen Volkes und rügte das seiner Uederzcugung nach an demselben begangene Unrecht. — Gestern Nachmittag hielt hier der bekannte Missionär Guhlaff einen höchst interessanten Vortrag über die Mission in China.
Nottweil, 18. und 19. Oktober. Zn der dritten Sitzung des Echwurgerichlshofs stand der noch nicht 17 Jahre alte Johannes Stähle von Schwenningen vor den Schranken, angeklagt als Urheber deS traurigen Brandunglücks in Schwenningen, wodurch 116 Wohn- und Nebengebäude theilS in Asche gelegt, thnls beschädigt, und ein Schaden von 205,449 fl. an Gebäuden, und von 119,551 fl. an Fahrniß eingerichtet wurde. Der Angeklagte ist der Sohn sehr wackerer Eltern, während er selbst schon von der Schulzeit her sehr schlechte Zeugnisse
har, und bereits wegen Diebstahls bestraft wurde. Gleich nach dem Brande fiel Verdacht auf den Angeklagten, der schon am dritten Tag nach der Verhaftung ein Eeständ- niß ablegte, da ihm sein Gewissen keine Ruhe mehr lasse. Er gestand, durch den Wunsch von seinem harren Vater loszukommen, den Gedanken tiefer That gefaßt zu haben. Diese Geständnisse nahm er im Laufe der Voruntersuchung zurück, kam aber vor den Geschworenen unter Weinen auf sie zurück. Die Geschworenen sprachen das Schuldig auS, und der Hof erkannte eine Zuchthausstrafe von 13 Jadren. Zum Schlüsse haben wir noch zu berichten, daß Christian Stähle von Schwenningen, am Tage nach seiner Verurtheilung in eenem an dcn SckwurgerickiSprasidenten gerichteten Schreiben die von ihm so hartnäckig geleugnete Brandstiftung mit allen Einzelheiten wiederholt zugestan- ten, die gegen den Oberamtmann Leypold von hier vorgebrachten Beschuldigungen ats unwahre Einflüsterungen seiner Mitgefangenen zurückgenommen hat.
In der vierten und lezten Sitzung, welche bis zur Zusammenstellung res Präsidenten einschließlich bei verschlossenen Tvüren vor sich gegangen war, wurde der ledige, 39 Jahre alle Schustergcsclle Ludwig Zim Hierin an n von Frommer», O.A. Balingen, ein verstockter, liederlicher Sünder, von der Anschuldigung der Verführung zur Unzucht frelgesprochen, dagegen des Vergehens der widernatürlichen Unzucht für schuldig erklärt und dem zufolge von dem Hoke zu einer Kreisgefänglußstrafe von 1 Jahr und 6 Monaten und Bezahlung der Prozeßkostcn verur- tbeilt.
Nach der Rottweiler Chronik würde der Prozeß von Rau und Genossen am 9. oder 10. November vor einer ausserordentlichen Schwurgerichtssitzung zu Rockwell beginnen und enva sechs bis acht Wochen in Anspruch nehmen. §S sollen gegen 400 Personen als Zeugen zu vernehmen scyn. Die Zahl der Angeklagten ist 12, da der Prozeß gegen die Mindergravirten durch königlichen Gna- denakr niedergeschlagen worden ist.
Ulm, 22 . Oktober. Der unterm 17. Oktober von dem hiesigen SchwurgerichtShof wegen versuchten Todt- schlags zu 20 Jahren Zuchthausstrafe verurthestte Joh. Wild von Wellingcn ist zuverlässiger Nackricht zufolge am Sonntag auf dem Transport in Donzkorf aus dem Gefängnisse am Hellen Tage entsprungen. Er harte den Gefängnißwärter, welchem gegenüber er sich krank stellte und ihn um Abnahme der Fesseln ersuchte, was dieser ihm auch gewährte, zu Boden geworfen und ins Gefäng- niß eingeschlossen; wodurch er, da man die Flucht erst nach einer Halden Stunde bemerkte, einen bedeutenden Vorsprung gewann.
H oh en as b erg, den 18. Oktober. Gestern Nach, mittags stattete Fürst Waldburg-Zetl der Demokraien-Re» fidenz einen Besuch ab unv besichtigte einstweilen die Lo» kalilät. Mit Beginn des nächsten Monats wird der Für st