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Ein Mann batte eine stumme Frau und lebte glück­lich mu rhr; eines Tages, während er nicht zu Hause war, brach bei ihm Feuer aus; die Frau erschrack so, daß ste die Sprache wieder bekam. Der Mann kam nach Hause, die Frau lauft ihm freudig entgegen und ruft: Ich rede, ich rede! Der Mann schwieg er hatte vor Schrecken die Sprache verloren.

Dre Teufelsmühle.

Sage vom Harz.

Ein mit keinem anderen Berge zusammenhängender gewaltig hoher Kegel erhebt sich in dem östlichen Theile des Harzes, der mit einem herrlichen Buchenwalde beklei­det ist und der Namderg heißt. Mitten unter diesen Bu­chen sieht man gewalkige Felosteine liegen und die Bolks- sage hat ihm auch die gehörige Bedeutung gegeben, bei welcher natürlich der Gottseybeiuns eine Hauptrolle spielt.

Vor einigen Jahrhunderten stand nämlich am Fuße des Rambergs eine Windmühle, die aber, wie schon d:e örtliche Lage ergibt, nur wenig Wind hatte, weil die Bäume ihn aufdielten. Darüber ward nun der Müller unwirsch und schmähte auf den Wind. EinsmaiS, als er wieder nicht mablen konnte, ging er den steilen Berg aus Lang­weile hinauf, und je höher er kieg, desto windiger ward es. Da ist er denn bis auf den Gipfel gestiegen und hat sich ermüdet ins Gras gelegt; schlafen konnte er aber nicht wegen des Windes, der so mächtig über die Höhe sauSte.

Was nüzt mich hier der Wind? sagte der Müller; unten im Thale soll er wehen! Oder wenn ich hier eine Mühte bäite, ei, da wollte ich klappern nach Herzenslust, aber die Mühle müßte so recht feil seyn, daß sie der Sturm nicht umwerfen könnte, allein das kann kem Baumeister; solche Mühle mag der Teufel bauen!

Plötzlich erhielt der Müller beim Schluß seines Selbst­gesprächs einen leisen Schlag auf dis Schulter und als er sich umsab, stand ein vornehmer Herr nn goldverbräm- len Scbarlachröckchen Himer ihm und sagte mit einer etwas ausländischen Mundart: Lieber Meister, wenn ihr hier öden eine solide Mühle bauen wollt, so habt rhr an mir den rechten Mann gefunden; ich bin ein großer Baumei­ster aus Welschland.

Der Müller sah ihn starr an, krazte sich die Ohren und meinte, er fty nicht des Vermögens, die Kosten zu ei­ner so starken Mühle, wie er sie sich wünsche, zu tragen.

Das schadet Nichts, emgegnete der Scharlachrock freund­lich; ich mache sie euch für eine ganz geringe Kleinigkeit. Wenn ihr rodt seyd, ecbitt ich mir blos eure Seele!

Der Müller erschrack, endlich aber memte er zu sich, es sey doch besser, im Leben reich seyn, als nach dem Tode teme Seele haben. Sre wurden also Handels einig und versprach der Scharlachrock die Mühle bis zum ersten Hah­nenschrei am andern Morgen zu bauen, so daß Nichts da­ran fehle.

Zwar baden Gewissensbisse den Müller nicht viel schla­fen lassen, allein es war zu spät. Bald nach Mitternacht ist auch der Teufel dur-H das Dach gekommen und hat den Müller adgrhvlt, um chm die Mühle zu zeigen. Wie sie auf den Berg kamen bat der Müller nicht wenig gestaunt, denn die Müdle war fertig und von lauter Felsblöcken er­baut, io daß sie kein Sturmwind umreisten konnte. Als sie aber Alles besehen, fand der Müller, daß noch ein Mühlenstem fehlte und sagte es dem Teufel. Da bat er überall herumgesucht und während dessen hat der Müller

den Mühlenstem, den er an einem Baum gelehnt fand, den Berg hinab rollen lassen. Gleichzeitig krähte der Hahn. Nun sind wlr quitt, Herr Satan! frohlockte der Mül- ler, aber der Teufel, der wohl merkte, wer ihm den Scha- bernack gespielt, schlug den Müller tobt, riß die Müdle nieder und warf die Felsstücke auf dem ganzen Berg herum. Blos das Fundament ist stehen geblieben und wer heutigen Tages die Viktorshöbe besucht, wie der Ramberg jezt ge. wöhnlich genannt wird, der sieht überall zerstreut die Stücke von der Teufelsmühle.

Der kentukysche Kaffeebaum.

In unseren botanischen Gärten kommt der kentukysche Kaffeebaum, ein -schöner hoher Baum mit feinem, festen, geaderten Holz; großen doppelt gefiederten Blättern; weiß, lichen Blüthentrauden und 5 6 Zoll langen fleischigen Hülsenfrüchten vor, dessen harte «förmige Samen in den vereinigten Staaten Nordamerikas, wo dieser Baum vom Ohio bis Lousiana als Waldbaum wächst, an der Stelle des Kaffees gebraucht werden. Da nun ^offenbar das Kaffeedeoürfniß und das für Kaffee dem Auslande zuflie­ßende Geld einen Theil des an Deutschland nagenden Krebsschadens ausmacht, der kentukysche Kaffeebaum aber geeignet seyn dürfte, diesem Uebel wenigstens theilweise entgegen zu treten, überdicß aber seines vortrefflichen Hol- zes wegen, welches der AmerikanerMahagoni" nennt, deS Anbaues würdig ist, und es erwiesen ist, daß der Baum, so weit die zahme Kastanie wächst, fortkommt, so glaube ich, daß man die Regierungen auf die Anpflanzung dieses Baumes aufmerksam machen und dieselben veran­lassen sollte, Samen in größerer Menge anzuschaffen und nicht nur an Chausseen, Eisenbahnen und gescherzten Wald- stellen den Kaffeedaum selbst zu pflanzen, sondern auch, sobald möglich, Stämmchcn an Privaten adzugeben.Z Die Blüthen dieses Baumes haben auf verschiedene Stämme ge­trennte Geschlechter; es ist daher, der Befruchtung wegen, rathsam, mehrere Stämme in geringer Entfernung zu pflanzen; die überflüssigen männlichen Stämme könnte man später entfernen. Die Blätter können anstatt der Senncsdlätter in Thce als Abführmittel deuuzt werken.

Von der Tann.

Seht ihr dort den schmucken Reiter.

In dem Kampfe stets voran?

Kennt ihr ihn, den kühnen Streiter?

Das ist Deutschlands von der Tann. Tann, der Unterdrückten Retter,

Deutsch an Herzen, deutsch an Muth, Stürzt er in das Schlachtenwetter,

Badet sich in Dänenblut.

Kehrt zum dritten Male wieder.

Wo der Mordkampf sich erneut.

Schwingt den Stahl für unsre Brüder, Theilt mit ihnen Freud und Leid.

Und in dichtem Kugelregen Er sich wohl und glücklich fühlt,

Achtets nicht, daß heiß die Bombe Unter seinen Füßen wühlt.

Und bald hier- bald dorthin fliegt er.

Wo am heißesten die Schlacht,

Wo Kartätschen heulend schwirren,

Wo am wildesten die Jagd.

Kennt ihr nun den kühnen Reiter,

Der so manchen Sieg gewann?

Gott sey mit dem brave» Streiter!

Gott erhalte unfern Tann!