Der Eisgang des Mains hätte in venvichener Woche beinahe ein ganzes Dorf weggeriffen. Vor dem Dorfe Keilersbach nämlich hatte sich dasEiS bis auf den Grund festgesezt, häufle sich bis zu einer erstaunlichen Höhe auf und verursachle eine weitreichende Ueberschwemmung. schon dachre kle Mehrzahl der Bewohner ihr Heil m der Flucht zu suchen, als endlich der furchtbar angeschwellte Strom losbrach und die Eismasse mit sich niederfiidrte. Das Dorf war gerettet, obgleich der Schaden an Wohnungen und Viehstand nicht gering an Zuschlägen ist.
Dresden. Selbst die berühmten Dresdener Stollen treiben jczt Politik. Es ist eine uralte Sitte, daß die hiesige Bäcker-Innung dem Könige und der Königin durch eine Deputation alljährlich am Weihnachtsfeste zwei Erem- plare diese« berühmten Backwerks, jedes von drei Ellen Länge, als Gesckrnk überreicht. Der König, ein feiner Kenner, wie es scheint, machte der Backerteputailon dieß- mal das Kompliment, daß ihre Stollen weit besser feyen als früher. Der Sprecher der Deputation meuile, man müsse doch Mit der Zeit forrfchreuen. Aber gewiß nur im Guten, entgegnete der König. Die Dresdener Berichte sind entzückt über dieß geistreiche Zwiegespräch.
Die östreichlsche Regierung ist entschlossen, Alles auf- zubieten, um Preußen für die Vorrheile, die ihm aus dem Sonderbündnisse fließen können, zu entschädigen, wenn es dieses aufzeben will. Ocstreich patte sich bisher auf Vas Bestimmteste gewogen, zur Bildung einer deutschen Klone Beisteuer zu geben; aber es hat sich jezt bereu erklärt, für die Ost- und Nordsee den Bau einer deutschen Flotte zu unterstützen, jedoch mit dem ausdrücklichen Vorbehalte, baß bas adriansche Meer der öftreichischen Floue uder- lassen bleibe und diese ganz unabhängig von verdeutschen Flotte dastehe, Oestreich bat sich auch erklärt, dem preußisch-deutschen Zollverbande beizutreien, wobei cs aber alS Bedingung die Modifikation einiger Zollsätze macht, unier anderen die Beibehaltung des Zolles auf Tabak und Wein. Augenblicklich ist die östreichlsche Regierung in lebhafter Unterhandlung wegen einer neuen Organisation des deutschen Heeres, wobei der Plan zum Grunde liegt, daß es unter den Oberbefehl Oestreichs und Preußens zu stehen kommt, und jeder Zeit durch einen Beschluß dieser Helden Staaten einberufen werden kann. (?)
Bei den rm Troppauer Kresse liegenden Husaren, früher dem Görgeyschen Korps zugehörig, soll die Stimmung nichts weniger als östreichfreundlich seyn. Eigen- thümlich und fast rübrend ist es, wie die meisten dieser Leute, wo sie es unbeachtet von ihren Vorgesezten thun können, mit großer Liebe und Verehrung von Kossuih sprechen, während Görgep allgemein von ihnen derVerräther genannt wird.
Die Sekte der Abrahamiten, welche seit dem Jahr 1732 in Böhmen eristiri und sich zu dem Glauben bekennt, den Abraham vor seiner Beschneidung gehabt, vom Kaiser Josoph durch gewaltsame Versetzung nach den östlichen Grenzen des Staats und durch militärische Bekehrung dem Anschein nach ausgerottet, erhebt, abermals in Böhmen, mit neuer Kraft das Haupt und begehrt jezt vom Ministerium die Gestattung freier Religionsübung.
Wien, den 28. Dezember. Ein Ereigniß, welches sich am 26. Abends im Militärspitale zutrug, beschäftigt auch heute noch hie aufgeregten Gemüther. Ein Militärarzt, jedoch in Civtlkleidung, ging Abends am Militär- spitale an einem Wachtposten rauchend vorüber; dieser rief
ihm zu: die Cigarre aus dem Maul! und wiederholte, als nickt Folge geleistet wurde, diesen Ruf dreimal; der Militärarzt stieß irgend ein Schimpfwort auS, ließ sich nn Rauchen nicht stören und ging weiter, der Soldat legte auf ihn an und schoß ihn durch den Rücken mitten durch das Herz. Der Unglückliche stürzre zusammen und nachdem er noch ausgerufen : In Ungarn flogen Tausende von Kugeln um mich herum und hier muß icd wie ein Hund sterben, gab er den Geist auf. Die Aufregung, welche diesem Attentat folgte, war so groß, daß alle Militärärzte nach ihren Säbeln rannren, um die Schildwache in Stücke zu hauen, und nur den Buren, Ermahnungen und Bemühungen der Primär-Aerzie und der anwesenden Offiziere gelang es, sie davon abzuhalten. Die Schildwache wurde arretier und das Militärspital war bis heute durch zwei Bataillone Infanterie und eine Schwadron Kavallerie bewacht, um die Ruhe zu erhalten Die Kameraden des Unglücklichen zogen sich ,n ihre Zimmer zurück und legten ihre Waffen ad, um ihren Gefühlen aber Luft zu machen, schrieben sie mit rother Kreide über ihre Thüren: Rache! Racke! Der Unwille ist allgemein. Nur die Offiziere versuchen es, sie zu entschuldigen, da eSmkerNähe feuergefährlicher Orte den Soldaten erlaubt sey, von der Schußwaffe Gebrauch zu macken. Die Thar wurde nämlich in der Nahe des sogenannten Srrohhofcs (wo für die Kranken das Stroh geliefert wird) vollbracht. Der Schild- wache dürfte daher kaum ein Leid geschehen.
In Pesth ist die feierliche Verkündigung der Reichs- verfassung von statten gegangen. Der Bürgermeister hielt vor den versammelten „Honoratioren" eine Rede, worin das große kaiserliche Geschenk nach Gebühr gewürdigt wurde und alle Wohltharen dieses Grund-ReickSge fetzes, worauf das künftige Heil der in Eintracht verbun denen östreichlsche» Völker ruhen soll, eindringlich hervor traten. Die Verfassung wurde nach dieser überschwenglichen Einleitung zuerst in deutscher, dann in ungarischer Sprache verlesen. Die Verlesung in slavischer Spracht unterblieb, da man auf allen Seiten erklärte, daß man jezr vollständig befriedigt sey. Schließlich wurde aus der Mitte der anwesenden Honoratioren eine Deputation gewählt, welche dem Armee-Oderkommandanten die Dank- gefuhle der Statt Pesth überbringen soll.
Aus Pesth schreibt man: Samuel Liedemann aus Lutschau hatte ein Gasthaus gepachtet und einen Ell- wagen nach Pesth etavlirr. Beiden Unternehmungen war der Krieg höchst nachtheilig, da Lutsckau bald in ungarische, bald >n östreichlsche Hände gerieth, und so kam es, daß nach seinem Tode der Pachtzins unbezahlt blieb und man den armen 6 Waisen Alles weggenommen hat. Während deS Kriegs trug sich mit ihm selbst folgender schrecklicher Fall zu: Als eines Tages die Ungarn abgezogen waren, und die Oestreicher entrückten, blieben zwei Hunde eines ungarischen Offiziers rn der guten Wirths- kucke zurück, an die sie gewohnt waren, sie batten sehr unanständige Namen, einer hieß Jellachich, der andere führte den Namen einer Hohen Dame — aber wer dachte daran in diesem Kriegstumult? Die Speisezimmer waren voll östreichischer Offiziere, und als der Kellner mit Speisen beladen hereineilt, läuft ihm einer dieser Hunde unter die Füße, er wäre be nahe gefallen, und gibt dem Hunde einen Stoß, indem er seinen Namen ausspricht: Jellachich! Natürlich sind die Offiziere darüber sehr empört, aber Einer von ihnen eilt aus sein Zimmer, läßt den Wirth