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Diebe seyd Ihr, Buschklepper und Wegelagerer, die arg­losen Reisenden auf den Dienst lauern. Laßt mich fürder ziepen, oder es könnie Euw schlimm bekommen.

Da trat ein dicker Weinschröler hervor und rief: Du Heidccker willst uns noch drohen? Herunter vom Gaul uno mit nach Nürnberg! Magst zusehen, wie sichs vor'm Frauemhor so angenehm zwischen Himmel und Erve leben läßi; herunter sag ich Dir, damit »ch beimrenen kann. Ich will nicht drei Stunden hergelaufen seyn, um wieder drei Stunden hetmzulaufen.

Hierauf versezte der Ritter: Ihr rebellischen Hunde wollt einen ebrbaren Rrner des beiligen römischen Reichs aufhängen? Kennt Ihr denn nicht das Sprüchlein:

Die Nürnberger hängen keinen.

Sie hätte» ihn denn vor.

Ich sage Euch zum lezten Mal, packt Euch beim und betet zweihundert Paternoster auf den Weg, aber mich laßt nun weiter.

Da erhob sich ein dumpfes Gemurmel unter den Ver­sammelten uno sie traten näher, um idn zu greifen; aber der Herr von Hrideck stieß dreimal in sein Hifthorn und in demselben Augenblick sahen sich die bestürzten Retchsstäd- tcr rings von Reisigen umgeben.

Ergebt Euch! rief der Ritter, oder Ibr seyd des To­des! Diele stürzten aus die Kniee, aber einige mukbige zo­gen die Schwervter, um sich ehrlich durchzubauen. Eini­gen gelang es, die meisten wurden zurück geschlagen, nie- dergeworfen und dann sämmtlich, zweihundert an der Zahl, gefesselt. Hierauf ließ der Ritter zur Heimkehr das Zei­chen geben und die Gefangenen nach dem Eichelberge transpornren, mit der Verheißung, baß mit dem Anbruch des nächsten Morgens ihnen das Urtheil gesprochen wer­den sollte.

Als nun der ganze Haufe gefesselt und unter starker Bewachung die Nacht auf dem Berg zugebracht batte, er­schien des andern Tages Herr Konrad von Heideck in Begleitung seiner Nürnberger Gäste. Mit Grimm über­sah er den Haufen Gesindel, dann sprach er: Weil Ibr euch erfrecht, »n mir den Namen deS römischen Kaisers beschimpfen und mich einem gemeinen Verbrecher gleich hängen zu wollen, so habt Ihr davurm Euer eignes Ur- iheil gesprochen. Hängt sie sammt und sonders auf, wandie er sich zu seinen Knechten, denn die Schälke verdienen nichts Besseres.

Da erhoben die armen Gefesselten ein großes Geschrei und baten um Gnade; aber der Ritter war unerbittlich und wich nicht von der Stelle, bis einer nach vrm andern an den Bäumen des Berges hing. Unter dem verschiede­nen Lamento der Gefangenen rief auch ein junger Mensch: Habt Erbarmen mit nur, Herr Ritter! ich bin der Ging Sprengler. Seyd Ihr doch von meinem Vater, so oft Ihr nach Nürnberg kommt, gastlich ausgenommen worden und ich habe Euch bedient und stets Eurer geachtet.

Und Herr zeanrav versezte: Weil Du, dem ich so oft mein Leben anveriraut habe, nach meinem Leben ge­trachtet hast, so will ich Dir auch eine besondere Gnade erzeigen. Hierauf befahl er, daß man ihn die ganze Ere- kution mit ansehen lassen und dann an dem höchsten Baum aufhängen sollte. Als der Mittag herbeikam, war unter tausend Flüchen und Verwünschungen der armen Verur- theilten das ganze Werk geschehen.

Die Nürnberger Herren batten diese Grausamkeit des Ritters nicht gebilligt und mehrmals ihn gebeten, abzuste- i

hen von solchem Verfahren, aber der Herr von Heideck blieb unerbittlich und meinte, daß es um solche Schälke nicht Schad' wäre. Am meisten war der junge Bolkamer entrüstet, we«l er der Anführer der Reissigen war, Vre die Reichöstädter eingefangen batten. Nur vre dringendsten Bitte« seiner Braut und seiner Eltern vermochten ihn auf dem Schlosse zurückzuhalten.

Der Iuve Abrapam Bcn Jsmael war schon drei Tage nach der ausgebrochenen Revolution, trotz der drohenden Gefahr, die über ihm schwebte, nach Nürnberg zurückge­kehrt. Der Mammon ist nun einmal der Gott des israe­litischen Volks; raubt man wm diesen, so gibt er gedul­dig das werthlose Leben darem. Auch Abradam, so edel sonst sein Charakier war, baue diesen Zug von seinen Vä­tern geerbt und die Aussage mehrerer Flüchtlinge, daß der beschlossene Lertilgungskrieg gegen die Juden vor der Hand unterbiieben sey, spornte rb an, wenigstens seine vergra­benen Schätze aus dem Bereich der schlummernden Raub« thcere zu bringen.

So schlich er sich den dritten Tag bei einbrechenver Dunkelheit in die Stadl und sein erster Gang füvrle ihn vor das Haus des Oberrabbmers, wo er, als Glaubens­genosse sogleich erkanni, Eintritt erhielt.

Abraham! Gott, Abrabam! rief rdm der erstaunte Rabbi entgegen; wo seyd Ihr gewesen fett zwölf Wochen, wo tommr Ibr jezt her zu gehen?

Abraham erzählte in der breiten Sprache seines Volks dem Lehrer die erlebten Ereignisse, während dieser, ent­setzt vor der schrecklichen Behandlung seines Glaubensver- wandren emigemal fernverdammte Gvyims!" dazwischen warf.

Nachdem Abraham geendet, nahm er das Wort! Abra- Ham Ben Ismael, Sohn des gerechten Jsmael Ben in Evom, Du hast gcthan großes Unrecht, daß Du Dich hast geopfert für vre Nvzerim, für die Anbeter bes Tolah! Du hast dadurch geführt Dein Volk an den Rand des Ver­derbens uno Weh geschrieen über Dich und Lern Geschlecht, wenn um Deinetwillen leiden müssen die Söhne in Israel. Doch geh jezt und verbirg Dich, damit sie Dich nicht sehen, die Gaunefö, und willst Du bleiben in der Stadt, so tritt nicht über die Schwelle Deines Hauses, sonst soll GraS wachsen vor Deiner Thür.

Adrapam lannte die Denkungsart seiner Leute zu gut, daß er nicht schon im Voraus dies Verdammunzsuriheil hätte wissen können, aber einmal trieb >bn der Glaube seiner Väter und die Ehrfurcht vor dem Obersten der Ge­meine zu diesem Selbstgeständmß und daun wünschte er auch wieder m seinen vier Pfählen zu leben, was obne Mtlwissen des Rabbi schwerlich möglich gewesen wäre. Despalv kehne er jezt zusneven in sein Haus zurück und des andern Tages sandte er den Dode Aaron ab, um auch Weid und Kino von Heiveck in vle Stadt zurückzudringen.

(Die Fortsetzung folgt.)

Heimweb

Ach verschwunden! ach verschwunden Ist der Liebe reinstes Glück!

Keine Zeit bringt eS zurück,

Nie und nimmer wirds gefunden. Denn mir winkis von dort herab: Deine Lieb« ruht im Grab I

Es erfaßt mich banges Sehnen, Heimweh regt sich m der Brust Und die süße Himmelsluft

der Liebe.

Löst sich auf in heißen Thränen, Doch tönt mir« im stillen Schmerz: WaS geliebt, schwebt himmelwärts!

Dieß ist Trost, wenn ganz verlassen In der Welt ich einsam steh, Traurig zu dem Grabe geh.

Das mein Liebstes hält umfassen. Dann zu mir ein Zeichen spricht: Droben trennt sich Liebe nicht!

I. M. Wzm.