Nagold.

In Nummer 34 dieses Blatts fin­den sich zwei Aufsätze, welche nur den von mir ,n dcrKapffsche» Wahlsache in die vorgehende Nummer eingefendc- ten Artikel Bezug nehme». Auf den ersten dieser Aufsätze, von Dr. Eiwert unterzeichnet, habe ich, zumal die Wahl entschieden ist, nichts zu entgegnen. Der zweite, zu dessen Vaterschaft sich Herr Pfarrer Haas in Nothfelden be­kannt hat, nvlhigt mir eine Erklärung ab.

Herr Haas nennt meine Behaup­tung, daß Dekan Kapff die Macht im Fürsten- und Kirchenregiment ohne Theil nähme des Bürgers vereinigt wünsche, eine Vcriäumdung und beschuldigt mich unter dem gleichen Vorwurf, daß ich die Minister Kapffs Feinde genannt habe. Als Feinde Kapffs habe ich die Münster nickt be­zeichnet, ich habe gesagtdie jetzigen Minister sind nickt seine Freunde". Daß aus diesem Satze nach den Re­geln des Denkens der von Herrn Haas beliebte Schluß nicht gezogen werden darf, das weiß jeder Schüler, der sei­nen Verstand ein wenig geübt hat; ich brauche daher bei diesem Punkt Nickt länger zu verweilen. Im Uebri-

I Partie Hoffmanns ^ zum Abgeordneten r

hat Herrn Kapff! orgeschlagen, wohl ^ zunächst deßhalb, um die Kirche in ^ Frankfurt nach Hoffmannschem Ge- j I schmack vertreten zu sehen, und folge-! weise muß Kapff die Ansichten seiner Partie theilen. Wie mag mir nun vorgeworfen werten, daß ich Herrn Kapff vcrlaumde, wenn ich ihm Eigen­schaften beilege, welche seine Partie von ihm verlangt? Hier glaube ich ein Fragzeichen setzen zu dürfen, enthalte mich aber der Beifügung des imHaas- schen Aufsätze neben einem solchen ste­henden AuKruflingszeichens.

Zum Schlüße muß ich bemerken, daß wer richtig zu denken vermag, aus meinem früheren Aufsatze so wenig heraussinden wird, daß mir Kapff, ab­gesehen von seiner getadelten Eigen­schaft, der rechte Mann für die Na­tionalversammlung wäre, als sich schlie­ßen läßt, wer mein Freund nicht ist, ist mein Feind. Ick verlange vor Al­lem einen festen, entschlossenen Mann, nicht einen, wenn auch sonst vollkom­men achtbaren Charakter, der im eige­nen Gefühle seiner Unrüchtigkeit sich bald durch die eine, bald durch die an­dere Partie zu entgegengesetzten Hand-

gen wird Herr Haas zugeben, daß j luugen bestimmen läßt, wie Kapff du, ch

nach dem Sinne der jetzigen Lenker der Staatsgewalt künftig das Volk bciEnt- Ivicklung de? Kirchen- und Staarslerenö regeren Antreil nehmen soll, als ihm dis» her zugcstanden worden ist, und läug- nen wird er nicht, daß die religiöse Partei, an deren Spitze Herr Hoff­man» auf dem Salon sich gestellt hat, gerade auf das Gcgentheil hinstrebt. Hat doch Hoffmann, den Nachrichten in den Zeitungsblartern zufolge, in öffentlicher Versammlung erklärt,daß wenn es von ihm abgehangt hätte, wir der neu errungenen Institutionen und Freiheiten noch lange nicht theilhaftig ge­worden wären, weil er uns noch nicht reif dazu halte, und daß er der neuen Ordnung der Dinge sich nicht aus Ueberzru- gnng an sch ließe". Deutlicher laßt sich wohl nicht sagen, daß dem Volk weniger Theilnahme an der öffentlichen Eewatz zugestanden, somit die Macht auf die von mir angegebene Weise vereinigt werden sollte, und wenn Herr HaaS hierüber noch einen Zweifel hatte, so wird ihn jedes Blatt der Süddeut­schen Warte löse», die er sicher fleißi­ger lieSr als ich. Will mir Herr Haas «inwenden: jenes hat Hoffmann gesagt und nicht Kapff, so entgegne ich: die

serne verschiedenen Erklärungen über seine Bewerbung gethan har. Daß der Abzuordnende staarsmänniscke und rechtswissenschafllichc Kenntnisse desiye, die nicht, wie Herr Haas glaubt, so zu­fällig erlangt werden können, scheint mir zum mindesten ein eben so wesent­liches Erforderniß, als daß wer auch für Landleute berechnete Aufsätze in ein Blau schreibt, sich nur deutscher Wijrter de dienen sollte, weit ohne jene Kenntnisse ein Staalsgrundgesetz so wenig geschaf­fen werden kann, als ein Bauer durch fremde, wenn auch gelehrt scheinende Ausdrücke, wieJuS, Juristen und Diplomaten," womit der HaaS'sche Auf­satz aufgestuht ist, Klarheit über die Frage, von der es sich bandelt, erhält.

So viel im Allgemeinen. Für Sie Herr Haas habe ich noch zu erwähnen, daß wenn ich bei Ihnen keine Gcistes- beschränktheit voraussehen will, ver­möge der Sie nicht fähig sind, einige einfache Satze richtig zu verstehen, der Gedanke nahe liegt, daß Sie, wie die Anhänger Haffmanns in dessen Wahl­bezirk mit Knitteln für ihren Mann gekämpft haben, für Kapff durch hä­mische Verdächtigungen streiten wollen. Durch solche Werber ist Kapff sicher nicht erbaut worden.

Oberamlsrichtrr Berner.

Nagold.

Stadtschultheißen - Wahl

betreffend.

Durch Krankheit genöthigt, hat unser; langjähriger Stadtschultheiß F u ckstatt sein Amt niedergelegt, das er wohl über 20 Jahre lang verwaltet. Wie sehr sich die Zeiten und Geschäfte geändert und letztere sich vermehrt haben, begreift nur derjenige, welchem Gelegenheit gegeben ist, einen Blick in den Gcschäfrskreis eines Ortsvorstehers zu werfen. Na­mentlich die jetzigeZeit nimmt die ganze Kraft eines Mannes in Anspruch, wenn er sein Amt so verwalke» will, daß ihm keine Rückstände über den Kopf wachsen.

Da nun in den nächsten Tagen eine neue Wahl für dieses Amt erfolgen wird, so wird sich Mancher fragen, wer­tst wobl der tauglichste Mann für diese Stelle? Der Schreiber dieser Zeilen glaubt seine Meinung offen aussprechen zn dürfen. Er glaubt, daß wer als Amtsvcrweser in dieser kritischen Zeit Kraft gehabt hat, den schweren Ver­pflichtungen nacvzukommen, wohl auch ferner dieser Stelle vorstehen könne.

Herr Stadlschufthelßen-Amlsverweser Belling hat jetzt über ein Jahr pro­visorisch fnnkkionirt, er hat in dieser Zen vielleicht Manchem vermöge seines Amtes wehe ihun muffen, das ihm nachgetragcn wird; terRechtlichdenkcnde wird aber wohl einseheu, daß Ordnung und Gesetze aufrecht erhalten werden müssen und dicß auch in Zukunft; wer also die Gesetze nicht einhalt, lhut sich selbst wehe, mag die Stelle bekleiden wer da will, denn der Orrsvorsteher, will er nicht Gesetzlosigkeit einreißen lassen, muß den Uebertrerer strafen.

Einsender dieser Zeilen, weicher Ge­legenheit hatte, manchen Blick in die jüngsten Amtshandlungen des Herrn Belling zu werfen, hat darin nur die ungeiheilreste Gerechtigkeirsliebe ersehen und ist überzeugt, daß jeder andere Ortsvorsteher, dem das Wohl seiner Gemeinde ain Herzen liegt, eben so ge­handelt hatte. Aus reiner Ueberzcugung dringt er daher seinen Mitbürgern

Herr» Belling

als Stadtschultheißen in Vorschlag und ist der Hoffnung, daß mit ihm noch Viele gleicher Gesinnung seyn werden.

Ein älterer Bürger.

Nagold.

(E i n g e s e n b e t.)

Man börr allgemein, daß ein großer Tbeil der hiesigen Bürger bei der am nächsten Donnerstag staitzufindenven Vtadtschulcheißenwapl nicht abstimmen