- Nagold.

In wenigen Tagen wird der seithe­rige Herr Stadischulibeiß Full, statt wegen leibender Gcsundveit von dem Königlichen Oberamte dabicr die nach­gesuchte Dienst- Einlassung crbulicn, und es wird hierauf die Wahl eines neuen Orts-Vorstehers für die hiesige Gemeinde erfolgen.

Indem ich hievon die Bürgerschaft vorläufig in Kcnnkniß setze, bezeuge ich derselben biemit meinen Dank für die Unterstützung in Äufrechrbaltung der Ruhe und Ordnung, die mir wäbrend meiner mehr als einjährigen vcrbäng- nißvollen Dienstzeit alS Siadtschultbei- ßen-Aimsverweser zu Tbcil geworden ist.

Würde bei der neuen Wahl die ver­eheliche Bürgerschaft ibr Augenmerk auf mich richten, so e>k äre ich dersel­ben , daß ich zu definitiver Annahme dieser Stelle Lust und Mulb hätte, und daß ich, falls die Wabl wirklich auf mich der ich nun schon volle 22 Jahre bei der diesigen Gemeinde als Nathsschreiber angestcllt bin, fallen sollte, mich dem übrigens immer schwieri­ger werdenden Amte eines Orts-Lor- stcbcrs mit erneuerter Kraft und Hingebung widmen würde.

Hochachtungsvoll rc.

Den 27. April 1848.

Staorschultbeißen - Amtsverweser :

Nathsschreiber Belling.

M ö z i n g e n,

Oberamts Hcrrenberg.

Nach der Arr, wie ich in Nagold gestern auf öffentlicher Straße angclas- sen wurde, darf ich vermuthen, daß der Verfasser des Artikels im heutigen Intelligenz - Blatte, welcher die angeb­lichen lichtscheuen Umtriebe der Kopfs schrn Parthie bespricht, hiebei auck nur eine Begrüßung zugedachr haben werde. Wenn es sich nun bloß um persön­liche Beschuldigung handelte, so wäre hierüber kein Wort zu verlieren; im Interesse der Sache selbst aber scheint es mir nöthig, daß, wo grundlose Ver­dächtigung ausgesprochen ist, auch die Wahrheit sich hören lasse. Hicnach er­kläre ich bei meinem Ehrenworte, es nicht anders zu wissen, als daß die hie­sige Bürgerschaft obne alle und jede Werbung aus eigenem Antrieb ihre Wahl aufKapff gerichtet hat. Ick für meine Person wurde (was ich noch­mals mit meinem Ehrenwort bekräftige) im Laufe des Sonntags durch die mir zugekommene Nachricht überrascht, daß Alles im Orte Willens >ey, Kapff zu wähle», und so nahe ich diesem be­

freundet bin, so wenig wollte mir im ersten Augenblick dieses Vorhaben, von welchem ick bei gänzlicher Unbekannt­schaft mit dem wahren Stand der Sache, nur eine Stimmeuzerspliirerung fürch­tete, einleuchkcu, daher ich die Aeuße- rung tdat, die Leute möchten doch ja diesen Gedanken nicht fassen. Erst wie mir späterhin von unserem Schulthei­ßen gesagt wurde, daß seines Wissens viele Ortschaften im Nagolder und Herrenberger Bezirke sich für Kapff außsprechcn werden, erklärte ich mit voller Freude meinen Anschluß an den Willen der kiesigen Bürgerschaft. So oder ähnlich, denke ich mir, ist der Gang der Sacke in anderen Orten auch gewesen, und wenn da oder'dort in einer Versammlung oder gegen Ein­zelne für Kapff gesprochen wurde, so wird man doch hoffentlich diese Aus­übung einer Allen zustchenden Freiheit nicht verdächtigen wollen. Bei der am 20. d. M. in Nagold gehaltenen Zu­sammenkunft sind die meisten Wähler nicht gewesen, und sehr viele von denen, welche dort waren, nicht zufrieden gestellt worden, daher dann ein anderweitiger, von den Sprechern jenes Tages »iwk in Rücksicht genommener Vorschlag, da er auf einen, in den Gemeinden unse­rer Umgegend höchst verehrten Mann fiel, ohne alle lichtscheuen Umtriebe Eingang finden und um so leichter chchrckdringen konnte, als die sehr große Anzahl derer, die für Moriz Mohl ge­stimmt waren, aus bekanntem Anlaß plötzlich genöthigt wurde, von ihrem Kandidaten abzuffehcn An einen, die Wahl beherrschenden Einfluß der pie listischen Parthie könnte nur derjenige denken, welchem die religiösen Verhält­nisse in unseren Gemeinden gänzlich unbekannt wären: die Sache steht viel einfacher und findet ihre Erklärung darin, daß unser Volk auf christliche und entschieden christliche Gesin­nung einen sehr großen Werth legt. Mag dieses Anderen mißfallen; ich danke Gott, daß cS so ist, und weiß auch, wohin man es ohne das verhöhnte christliche Prinzip" es noch bringen wird.

Den 25. April 1848.

. V, Elwert.

^ " Rotb feld e n,

Oberamts Nagold.

Dem Verfasser des Artikels über die Abgeordneten - Wahl für das deutsche Parlament in Nr. 33 des Gesellschaf­ters diene auf seine Frage, warum wurde auf Herrn Kapff gestimmt, auch eine andere Antwort , als die er sich

selbst gibt. Auf Herrn Kapff wurde allerdings nicht gestimmt, weil ein Ge­betbuch zu verfassen ist, aber weil Chri­sten, und solche haben gestimmt, glau­ben, daß das Gebet viel vermag auch zum segensreichen Wirken des deutschen Parlaments. Sie haben auch nicht für Herrn Kapff gestimmt, weil es sich von Gründung der Kirche auf bestimmte, Andersdenkende verdammende Glaubens­sätze bandelt; das Verdammen ist nicht Sache des Herrn Kapff, das überläßt er dem Wort Cdrisil, das Jeden jezt schon kn seinem eigenen Innern rich­tet oder beseligt; aber Kapffs Wähler sind der Ansicht, wo eS sich von Grün­dung einer Staaisversassung handle, müssen nothwenbig auch Kirchenfragen zur Sprache kommen, und man brauche also auch Männer im Parlament, wel­che mit diesen Fragen vertraut seyen. Liegt dem Verfasser des genannten Ar­tikels nichts an der Kirche, so wird er Andersdenkende nicht darüber verdam­men wollen, denn er ist ja, wie es scheint, dem Verdammen nicht hold, und ein Freund der Freiheit. Freiheit gewähre er auch bierin!

Herrn Kapff wäre also schon zu Lö­sung der vorkommenden Kirchensragen ein nicht unwürdiger Abgeordneter; daß er aber zu Lösung staatsrechtlicher Fra­gen nichis lauge, glaubt man dem Herrn Verfasser nicht aufs Wort, denn es sitzen jezt viele Herren zu Nach und Regiment, dw kirn Jus studier haben; ratven und regieren sie Alle schlecht? Glaubt auch nur Eilt Deutscher, es könne Deutschland nur durch Juristen oder Diplomaten geholfen werden?! Oder gibt es, und besonders in unserer Zeit, auch nur Einen gelehrten Tbcologen, ja auch nur Einen gebildeten Mann, der sich nicht mehr oder weniger mit dem Slaatsrechie vertraut machte? Ue- brigens wäre, wie es scheint, Herrn Kapff auch dem Herrn Verfasser der rechte Mann, wenn er nur nicht die Macht i m F ü r st e n - und Kir- chenregimcnt obneTbetl- nahme des Bürgers verei­nigt wünschte. Wie doch der Herr Verfasser den Herrn Kapff so genau kennt, und wie vertraut er auch seyn muß mit den jezigen Ministern, von denen er behauptet, sie seyen Kapffs. Freunde nickt, also seine Femde! Ebe für diese beiden Behauptungen dw Be­weise beigcbrachl sind, können sie nur für Verläiimdiinzcn angesehen werben, für grobe Beschimpfung aber der Ver­gleich der Werber Kapffs mir Naelt- Eulen. Offen würden die, welche ihn