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than zu haben, worauf der Mörder äußerte: Doch, doch, Ihr habt einen Pächter auf den Gütern in Leitrim aus seinem Packt getrieben, sodann ein kurzes Schießgewehr unter dem Mantel hervorzog und den Geistlichen nieder­schoß, der bald darauf sein Leben ausbauchte.

ES ist auffallend, wie oft Deutsche iu Paris über dem Nachmachen von Minnen und Bankzetteln ertappt werden. Auch hier ein Beispiel: Ludwig aus Rheinpreu- ßeu, ein Arbeiter in einer Metallgießerei, hatte gerade keine Arbeit und goß daher Fnnffrankenstücke, die er ein wenig versilberte. Diese falsche Münze suchte er Abends umzusehen, und dazu bediente er sich folgender List. In Erwartung von Kunden schlafen die Fiaker häufig auf ihrem Bocke ein, und wer sich des Fuhrwerks bedienen will, muß erst den Kutscher wecken. Ludwig suchte sich auf den Standplätzen der Fiaker einen schlafenden Kut­scher auS, weckte ihn und ließ sich eine kleine Strecke weit führen. Dann stieg er wieder auS, reichte dem Kut­scher ein falsches Fünffrankenstück und ließ nck nach Ab­zug des Fährlohns das klebrige in guter Mün;e heraus- g»bcn. Da nun der Preis einer Fiakerfahrr anderthalb Franken ist, so trug ihm jedes seiner falschen Stücke viert­halb Franken ein. Die noch nickt ganz munter gewor­denen Kutscher konnten beim Laterueuscheiu das Geldstück von einem ächten nicht wohl unterscheiden, obgleich diese Bursche sehr mißtrauisch find und sich nicht leicht anfüh­ren lassen. Erst bei Hellem Tage, wenn sie das Geldstück genau besahen oder auSgeben wollten, erkanmeu sie den Betrug; aber wo sollten sie den Betrüger wieder finden, den sic nur flüchtig angesehen hatte», und von dem ihnen nur ein einziges Kennzeichen, ein weißer Hut, im Ge­dächtnisse geblieben war? Der Falschmünzer wollte behut­sam zu Werke gehen und sich lieber mit einem geringen Ertrage begnügen, alS Größeres wagen. Er hielt sich daher fortwährend an die schläfrigen Kutscher, die ihm die besten Kunden schienen. Er hatte aber noch nicht viele seiner falschen Geldstücke umgescht, als er sich in seinem Fallstricke fing. Der Zufall fügte cs, daß er auf einem Standplätze der Fiaker sich an einen in seinen Mantel eingchüllteu und eingcschlafeuen Keuscher wendete, der schon einmal zu seinem großen Verdruß ein falsches Fünffrankcnstück eingenommen und darauf vicrthalb Fran­ken in ächtcr Münze hcrausgegebcn hatte. Beide erkann­ten sich nicht sogleich Der Kutscher führte seine Herr­schaft; erst als cs au's Zahlen kam und der Kutscher ein dem ersten ganz ähnliches Geldstück zum Wechseln erhielt, betrachtete er diese Herrschaft, erkannte den Herrn mit dem weißen Hute, packte ihn ohne weiteres beim Kra­gen, und mit Hülfe eines Scheukwirths iu der Nachbar­schaft brachte er ihn auf die nächste Wache. Unser pfiffi­ger LandSmaun ist zu dreijähriger Haft verurtheilt wor­den. Zum Glück für ihn ist daS alte Gesetz, das Falsch­münzerei mit dem Tode bestrafte, und das noch unter der Napoleonscken Herrschaft bestand und vollzogen wurde, längst abgeschafft.

Darmstadt, den 8. Dezember. Wie wir hier vor zwanzig Jahren eine Knabenräubcrbaude hatten, welche in einem benachbarten Walde, wo eine von der Natur ge­bildete Höhle als Versammlungsort diente, so baden wir gegenwärtig eine jugendliche Diebsbande, welche ihr Handwerk durch Entschleichen iu die Wohnungen treibt, und darin Alles munimmt, was sie erbaschen kann, uno was nur irgend zu verwerthen ist, Knaben und Mädchen,

sämmtlich noch nicht der Schule entwachsen, bilden den ziem­lich zahlreichen Diebsverein, welcher Beschützer und Heh­ler zu baben scheint, da man bei den dießfälligeir Vcrbaf- tungen bei Einem Manne nicht weniger als 25 entwendete Zuber und 10 Krautständer vorgefunben hat, der übrigen Gegenstände nicht zu gedenken. Vorgestern sind fünf bis sechs jener Knaben gefänglich eingezogen worden, und was sie noch besonders zu charakterisiren scheint, ist der bcmer- kcnswertbe Umstand, daß man bei jedem derselben einen Raubritter- und Räuber-Roman von hiesigen Leihbiblio­theken gefunden haben soll.

Man schreibt aus Wesel vom 5. Dezember: Unser Mitbürger Hr. v d. Trappen hat ein Geheimmittel ge­gen die Kartoffelkraukheit gefunden, welches er nur gegen ein Honorar von 20,000 Tblrn., wie man sagt, veröffent­lichen will. Da aber das Gedeihen oder Mißratben der Kartoffeln eine wirkliche Lebensfrage bildet, so wollen wir, so wie es hier vermuthet wird, dasselbe veröffentlichen. Hr. v. d. Trappen hat, wie man sagt, den Acker mit Häringslake gedüngt und so das günstige Resultat erzielt, welches er veröffentlicht hat. Salz und besonders Sce- salz ist ein bekanntes Düngmittel, welches schon vielfach angewandt wurde und sich als nützlich bewahrte.

Ein kleiner neunjähriger Junge, Namens Germain, war von seiner Mutter, die ihn von Bordeaur nach Pa­ris geschleppt, in einer der unzählige» winkligen Straßen von Paris verlassen worden. Ein Gensdarm griff den Knaben auf, als er vor Ermattung und Todesangst über die Entfernung seiner Mutter eben an einer Straßenecke zusammenfiel. Das Kind erschien gestern vor dem Korrek- .tionsgericht unter der Beschuldigung der Vagabundage. Bei dem Anblick des schönen schwarzgelockten Knaben, mit seinen glänzenden südlichen Augen, vergaßen die Rich­ter, daß sie im Namen des harten Gesetzes da seycn, und hörten nur aus die Stimme des Menschlichkeit. Sie er­suchten Eiscnbahntirektivnen und Postunternehmer, den Knaben umsonst nach Bordeaur zu befördern, was auch heute bereits bewilligt ward, ließen ihn aus Gerichtskosten von Kopf zu Fuß neu kleiden, und empfahlen ihn der be­sonder« Gunst der Stadtbehördcn von Bordeaur, die ihm auf solche Empfehlung hin auch nickt entgehen wird. Wer möchte dieses edelmüthige Verfahren nicht anerken­nen? Aber denken wir einen Augenblick, daß der arme Knabe zu seiner Armuth auch non, häßlich und triefäugig, also noch unglücklicher als Germain gewesen wäre, würde ihm in diesem Falle auch so großmüthigc Hülfe geworden scyn?

In der Nacht vom 24. November wurde S ck l i e b e n, (Kreis Schweidnitz) der Schauplatz eines Verbrechens, welches mit unerhörter Frechheit begangen ist. Vier Räu­ber brachen bei einer wohlhabenden Wttttve ein, welche ein Hans allciki mit ihrer Tochter und einem Dienstmäd­chen bewohnt. Sie droheken, diese Frauen augenblicklich umznbringen (sie führten geladene Pistolen und Flinten), wenn sie sich nicht ganz ruhig verhalten und ihren Hund am Bellen hindern wurden. Die Diebe räumten mit nie gesehener Frechheit Alles auS, was ihnen wcrthvoll schien, und begaben sich nun in den Keller. Diesen Augenblick nahm nun das Dienstmadwen wahr, um eine Klingel zu ziehen; die zum Nachbar fübrt. Dieser ahnte gleich einen Diebstahl, begab sich ohne Weiteres zum Gensdarmen und Polizeidiener. Letzterer, der am nächsten wobnte, ereilte die Diebe, als sie eben ans dem Garten des beraubten HauseS flüchteten. Auf seinen Ruf: halt! schossen sic nach