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den, Bänder (dieser Punkte), parallele Gerade Zeilen (nenntdaherauchZcilung stattParallelogram, vielleicht könnte man auch Zeileck nach Art von Rechteck sagen); auch das Wort Stab, das Paucker für gerade Linien im Allgemeinen gebraucht, bietet sich in manchen Verbindungen als treffende Abkürzung dar, und so habe ich kein Bedenken getragen, Stabflächen anstatt geradlinigen Flächen auf den Titel selbst zu sehen und dann auch die einzelne» Geraden, welche mit einander eine solche Fläche bilden, Flächenstäbe zu nennen. Von anderen Benennungen muß im Verlauf der Abhandlung selbst die Rede seyn; ick kann aber nicht umhin dieses Vorwort mit einer allgemeinen Bemerkung zu schließen. Es wäre wahrhaftig überhaupt an der Zeit, das Gelehrtenwälsch astmählig zu verdrängen, auf dessen Kenntniß sich oft die Kenntnisse beschrankter Köpfe beschranken; cs wäre an der Zeit, die Bildung nicht darein zu sehen, daß man über Bedeutung und Herkunft der lateinischen und griechischen Aufdrucke Auskunft ;u geben wisse, welche aufgeschwemmten Felsblöcken gleich über die lebendigen Schichten unserer Sprache zerstreut sind, sondern darein, daß mau der gegenständlichen Welt gründlich mit der eigenen Vernunft und Sprache sich bemächtige. Dadurch sind die alten Griechen groß und Meister der Bildung geworden; ohne weder ägyptische now phönicische Stylübungen zu machen, haben sie ikre Weit sammt Aegypten und Phö- nicien in ihre geistige Anschauung und damit in ihre eigene Sprache verarbeitet. Sollten wir ihnen nicht vielmehr durch die That nachahmen, anstart ihnen dlos nachzuplappern? Dann nur wird der immer noch giltige Ausspruch seine Geltung verlieren, mit welchem der große Galckäi in einem Brief an den großen Kepler die Gelehrten seiner Zeit kennzeichnet, wenn er sagt „diese Gattung von Menschen meint, in der Natur sey keine Wahrheit, sondern nur in Vergleichung der Terte."
Die Ulmer Schnellpost berichtet Folgendes: Gestern Vormittags während des Gottesdienstes begab sich der Zimmergeselle Boulanger, ein übet pradizirier Bursche von hier, in die Wohnung seiner Geliebten, um ihr wegen vermeintlicher Untreue Vorwürfe ;u machen, und stieß ihr in Folge des Streites ein Messer, das er bei sich hatte, dergestalt in den Rücken, daß sie alsbald unter dem Ausrufe „ich -bin gestochen!" niedersank. Das Mädchen wurde schwer verwundet in das Hospital gebracht, der Verbrecher aber von dem gerade hinzuzekommenen Polizei-Wachtmeister Falschcbncr verhaftet und sammt dem blutigen Messer und eben solchen Kleidern dem Gerichte übergeben.
TatHes - MeLktHEsLLsrL.
In Michelstadt, Großderzoztbumö Hesscn-Darm- stadt, starb am 13. September d. I. der in ganz Deutschland noch einzige bekannte Kabbalist und Rabbiner S. L. Wormser in einem Alter von 78 Jahren. Derselbe lebte als Eremit sin wahren Sinne schon 40 Jahre, genoß wahrend dieses Zeitraumes weder Fleisch noch Wein. Aus allen Bundesstaaten wendeten sich namentlich geinütbskranke Israeliten an ihn, denen er seinen kabbalistischen Naib von jeder unciugeldlich erweckte, und seine Korrespondenz debnre sich bis nach Jerusalem aus. Er wurde nicht nur von allen Israeliten seiner ganzen Umgebung, sondern auch vc d-" sämmtlichen Christenheit hoch verehrt. Einen BeweE -evon lieferte sein Leicken- begräbniß, bei welchem sich nicht nur alle Israeliten dortiger Gegend aus einer Er ftrnllng von 6 bis 7 Stunden
mit ihren Geistlichen, sondern auch Herr Graf von Erbach, die Bezirksbeamten, die dortigen städtischen Behörden einfanden. Aus dem Friedhöfe angekommen, hielt der dortige hochwürdige Stadtpfarrer eine gehaltvolle Grabrede, ihm folgte Ober - Landesrabbiner Dr. Auerbach von I Darmstadt, worauf die Hülle dieses heiligen Mannes ins ! Grab gesenkt wurde. Ucber eintausend Menschen schloßen sich diesem Leichenzuge an.
Die lange Ruhe.
Eine Bergmannssage a. d. Pf. Nt.
Das Helle Bergglöcklem des Städtchens läutete in früher Morgenstunde weithin über das schneebedeckte Tbal. In den Hütten wurde es munter; der fleißige Bergmann erhob sich von seinem ärmlichen Lager, zog seine schwarz- leinene Hülle an, nahm das Grubeulicht und sein Säckchen mit Brod, warf noch einen Blick auf sein Weib und seine Kinder, und verließ den engen Raum, den er seine Wohnung nannte. Unterwegs kamen mebr und mehr zusammen, sie begrüßten sich mit dem alten schönen Gruß des Bergmanns, dem herzlichen Glück auf! und zogen in ; kleinen Trupps der fernen Grube zu. Im Hmhhause ver- > sammelten sie sich, ehe sie einfuhren, setzten sich auf lange Bänke, und nachdem der Steiger ein Lied aus dem Gesangbuche aiigestlinmt, das die frommen Männer gläubig und andächtig absangen, fuhren sie ein in den tiefen Schacht auf steiler Leiter. Von Strecke zu Strecke trennten sie sich, der eine dabin, der dorthin, wo der Ort war, vor dem er arbeiten sollte. Der letzte war Lebrecht, ein junger rüstiger Knappe, den alle lieb hatten wegen seines biedern Herzens und des immer gleichen Frohmuths, womit Gott oft die Armen beglückt.
Lebrecht hatte seinen Ort erreicht, wo er schon seit längerer Zeit gearbeitet hatte, ohne daß seine schönste Hoffnung in Erfüllung gegangen wäre. Heute war es ihm aber ganz besonders ums Herz, nur wußte er sich nicht zu deuten, ob es Hoffnung war oder eine unbestimmte Furcht, die ihn bewegte. Mit kräftigen Schlägen haut er das Bobrloch in das harte Gestein. Füllt mit Pulver kunstgerecht die Oeffnung, und eilt, nachdem er denSchwe- selfaden angczündet, der, wenn er abgebrannt, die Masse entzündet, vavon, um hinter schützendem Vorsprunge der Gefahr des Schusses zu entgehen. Mil mächtigem Donner kracht jetzt der Schuß los und hallt weithin durch die unterirdischen Gänge. Das Gestein ist zersprengt, aber der Knappe findet beim Scheine seines Grubenlichts nur todtes und werthloscs Geröll.
Betrübt und sinnend stand der Knappe da, als plötzlich ein Kobold vor ihm stand. Siehe, sagte der zu ihm, ^ Dein Gott läßt Dich im Stich, er kann Dir auch gar nichts ze'ge», denn er hat keine Macht. Aber ich! siebe, ob ich ein Recht habe, mich größerer Macht zu rübmen! Und indem der widrige Kobold dieß sprach, schlug er nut einem Reifen, den er in seiner Hand dielt und der wie ^ Karfunkel glänzte, an die Felswand, und wie hergezaubert tbat sich ein Anbruch aus, so mächtig und so reich, > wie sich der Knappe ihn selber nicht geträumt.
Erkennst Du nun meine Macht? fragte der Berggeist den bleich gewordenen Knappen. Dem Reifen ist > alles untertban, was Edles nur sich birgt im Erdgeschoß.
Laß ab von Deinem Go" und der Reif ist Dein.
Da regten sich wilde Lüste in dem Herzen des frommen Knappen un'> die Wange glühte ihm. Aber zu fest