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schickte er ihn mit einem seiner Diener in die Stadt, ließ ihm daselbst Mantel, Rock und Beinklci.dck taufen, und gab ihm, da er sich in diesem Anzug wikdlkr stellte, alv Reisegeld aber nur l8kr. aufweisen köniM, tzier Tbäler. Zn ähnlicher Weise half er einer hiesigen arinen Frau, welche ausgepfantel werden sollte, weil die Lcichenkcsten ihres plötzlich verstorbenen ManneS den Miethzins aufge­zehrt hatten. Eine reiche Gabe ist viel werth; eine reiche Gabe mit Freudigkeit gegeben und ohne Prahlsucht ist hundertmal mehr werth.

Lckges - SrerrigLeLterr.

Am 3. September Abends 8 Uhr ist in Brüssel rin esitsetzlicher Raubmord Verübt worden. Auf dem Platze St. Gery, mitten in der Stadt, bewohnt ein ehe­maliger Advokac, der jetzt von seinen Renten lebt, mit seiner Schwester, einer bereits betagten Wittwe, ein Haus. Da er sich im Theater befand und der Bediente in Ge­schäften ausgcgangen war, so blieb die Dame mit zwei Mägden allein in der Wohnung zurück. Als letzterer gegen 9 Uhr heimkehrte, gewahrte er mir Befremden, daß der sonst verschlossene Thorweg offen stand, und daß auch in der Küche das Licht ausgelöscht war. Als er dasselbe wieder angezündet hatte, fand er zu seinem Schrecken die beiden Hausmädchen in ihrem Blute schwimmend am Bo­den liegen; beide waren durch mehrere Schnitte in den Hals getödtet worden. Nun machte er Lärm, die Nach­barn eilten herbei, man drang in das Wohnzimmer der Dame vom Hause und fand auch diese in gleicher Weise ermordet auf dem Sopha als Leiche. Bei ferneren Nach­suchungen wurden verschiedene Geldsummen, Pretiosen, so wie silberne und goldene Gegenstände vermißt, so daß die Gewißheit vorlag, es sey ein Raubmord begangen worden. Die Polizei ist sehr thalig, und Hai noch gestern Abend die Verhaftung verschiedener Individuen bewerk­stelligt; unter andern sind auch die Liebhaber der beiden ermordeten Mädchen festgenommen worden

In Köln wurde Christian Becker, der Mörder des in Ausübung seines Dienstes befindlichen Waldwärters F. Sonnenschein am 3. September, Morgens 8 Uhr, durch die Guillotine hinqerichrcr. Von den As- sisen ward er schon im November v. I zum Tode verurtheilt, vom Köniz wurde dann das Unheil be­stätigt und doch war dessen Vollzug aufgeschoben wor­den, weil der Ueberfnhrte seine That nicht völlig einge­standen hatte. Das Justizministerium harre nun befohlen, der Gerechtigkeit trotzdem ihren Lauf zu lassen, demzufolge war denn der Hinrichtungstag festgesetzt worden, und vor dem letzten Tange legre auch endlich Becker freiwillig ein vollständiges Gestmdniß vor der Behörde ab.

In Tyrol bis tref herao in die Vorberge wäh­rend der letzten Tage viel Schnee gefallen.

Berlin, 30 August. Gestern Nachmirrag nach 4 Uhr konnte man ein Schauspiel seltsamer Art auf dem hiesigen Schitzm.Katze sehen. Auf vorher gegangene ge­druckte Einladung von Seiten der Enthaltsamkeitsfreunde waren 3000 Knaben von 4 bis 16 Jahren auf lenem Platze versammelt. Oicse Knaben sollten den Stamm einer Hoff­nungsschaar viloen, um den Genuß spirituöser Getränke ^ von Grund aus zu vertilgen, den Körper aber durch mi- ; litauische Erercikien zu kräftigen. Dem gemäß mochten l die stunden, als ein Kreis geschlossen wurde, eine begei-^

sternde Anrede, etwa wie bei der Einweihung der Turn­plätze, erwarten, allein statt dessen wurden fromme Lieder angestimmi, worauf die Knaben unter lauten Hurrahs abzogen.

Die Fabrik für Möbeln aus Papiermache in Bir­mingham, von der wir schon vor einiger Zeit berichteten, beschäftigt bereits 500 Arbeiter. Die kostbarsten Holzar­ten werden bis zur Täuschung nachgcahmt, dabei übt Hitze oder Kälte keinen Einfluß auf dergleichen Möbel aus, die sogar noch dauerhafter seyn sollen, als die aus gewöhnli­chem Holze. Auf Rechnung der Königin von Spanien ist kürzlich in dieser Fabrik ein ganzes Ameublement (die einzelnen Stücke mit Gold und Perlenmutter ausgelegt) im Preise von 14,000 Thalern angefertigt worden.

Der Herb ft.

Der Herbst, er ist ein rechter Mann, Kein Wunder, daß des Nebels Kraft Vcll Kraft und sehr verwegen. §Jhn muß zu Boden strecken.

Aff den Bann , ! Und nebelts ihm im Kopf fürwahr

Und scheut nicht Sturm noch Regen. H^rz wohl wankelmüthig.

Er hat ein rothes Röcklein an ^Und dann geberdet er sich gar Mit goldgestreiften Borten, Ost strenge und oft gütig.

D«S Baumes Früchte bangen dran > Er straft oft schon des Morgens früh Voll wunderschöner Sorten. !Im Kl-iv mit Silb-rtreff-n,

Mit Blumen schmückt er seinen Hut, Daß seine Sprößlinge ihn nie O weh, und schlürft nicht minder iA1S strengen Herrn vergessen.

Das schöne, rothe H-rzensblut ! und wenn di- letzte Stunde schallt So mancher seiner Kinder. ^ seinem großen Leide.

Denn ha! den süßen Traubensaft, So legt er sich zur Ruhe bald Den läßt er wohl sich schmecken; Im weißen Leichenkleide.

Napoleon und Lein Sohn.

Unter der Aufsicht der Frau v. Montesquieu nahm der König von Nom schnell an Kraft und Schönheit zu. Jeden Morgen brachte man ihn seiner Mutter. Ott be­gleitete sie ihn mit der Amme, die ihn trug, zu seinem Va­ter, auch wenn dieser arbeite e. Sobald dieser Besuch ge­meldet wuroe, stand der Kaiser aus, um ibm entgegen zu gehen. Die Amme durfte nicht in das Kabrnet Napoleons einlreten, sondern er bat Marie Louise, ihm seliien Sohn zu bringen; ihr nabm er das Kind ab und trug es küs­send umher. Und wie oft saß der Kleine auf den Knieen des Mannes, der sich entweder auf seinem Lieblingssesset neben dem Kamine oder seinem in der Mitte ausgeschweif- tenSchreiblische niedergelassen baue, wo er mit dem Kinde spielend, wichtige Berichte las, oder Depeschen Unterzeich­nete, in denen jedes Wort erwogen werden mußte. Biswei­len zog Napoleon auch seine Aufmerksamkeit von den gro­ßen Gedanken ab, die ibn beschäftigten, legte sich mit sei­nem geliebten Sohne auf den Fußboden nieder, spielte mit ihm wie ein Kind, und achtete dabei auf Alles, was den Kleinen unterhalten, oder ibm Unangenehmes ersparen konnte. Der Kaiser batte sich Manoeuvrestücke machen lassen, d. h. kleine Mahagonihölzer von ungleicher Länge und verschie­dener Farbe, die oben ausgezackt waren, und Bataillone, Regimenter und Divisionen vorstclUrn. Wollte er nun eine neue Truppenkombinaliou. eine neue Evolution versuchen, so bediente er sich seiner Holzsrückchen, die er auf dem Tep­piche anfstellte. Bisweilen überraschte ibn sein Sohn, wenn er ernsthaft mit der Aufstellung dieser Hölzer beschäftigt war und irgend eines jener gelehrten Manoeuvres versuchte, welche den Erfolg einer Schlacht sicherten. Sein Sohn, der dann Neben ihm am Boden saß und sich über die Form und Farbe dieser Holzsrückchen freute, griff jeden Augenblick danach un» störte die Schlachtordnung oft im cmschei-