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Sie nannte ibm einen jener Höflinge, die gerne versprechen und leicht vergessen, der auch schon lange die Sache betrieb, aber, wie er sagte, Nichts erhalten könne. Die Fruchtlosigkeit der Gänge hatten der jungen Person eben keine vortbeilbaften Ideen von der Großmuth des Kaisers eingeflößt, und sie verheimlichte dieselben auch keineswegs.
Man bat Euch hintergangen, erwiederte der Fürst, indem er seine Aufregung zu verbergen suchte; ick bin gewiß, daß, wenn der Kaiser Cure Lage gewußt hätte, er sicher würde eine Abbülfe gefunden haben. Er ist nicht so, wie man ihn Euch gemalt hat, ich kenne ihn, er liebt mich, aber noch mehr liebt er die Gerechtigkeit. Macht ein Memorial, bringt es mir morgen in die Burg an den Ort und zu dieser Stunde. Wenn sich die Dinge so verhalten, wie Ihr sagtet, so werde ich das Memorial dem Kaiser überreichen, Euch selbst vdrstellen und ibm Eure Bitte ! auseinandersetzen, und ich wage es, zu glauben, daß dieß ^ nicht umsonst seyn werde. j
Die junge Person trocknete ibre Tbränen und ergoß ^ sich in Danksagungen gegen den unbekannten Herrn, der > noch hinzufügte: !
Aber jetzt dürft Ihr Eure Wäsche nicht verkaufen. ^ Wie viel glaubt Ihr dafür zu bekommen?
Sechs Dukaten! antwortete sie. .
Erlaubt, daß ich Euch unterdeß zwölf leiben dürfe, bis wir den Erfolg unserer Sorgen angesehen haben.
Mil diesen Worten trennten sie sich. Die junge Person beeilte sich, ihrer Mutter die zwölf Dukaten und die Wäsche zu bringen und erzählte, daß ein Unbekannter, ein Engel Gottes, ein Hofherr, ein Freund des Kaisers, ihr ^ dieselben gab. !
Bei der Beschreibung, die sie von ibm machte, und den!
Reden, die sie von ihm erzählte, erkannte die Mutter oder irgend eine Person, die gegenwärtig war, daß es der Kaiser gewesen. Das Mädchen blieb wie versteinert stehen, da sie sich der Aeußerungen erinnerte, die sie über die Person des Kaisers diesem selbst mitchellie. Sie wagte es nicht, am andern Tage in die Burg zu geben, ibre An-^ verwandten mußten sie zur angezeigten Stunde dabin sich-! ren. , Sie kam gerade in dem Augenblicke dort an, als j der Kaiser, ungeduldig, sie zu sehen, Befehl gab, zu ihr zu schicken. Sie konnte den Monarchen nicht verkennen und fiel in Ohnmacht. Was tbak der Kaiser in der Zwischenzeit ? Er zog die genauesten Erkundigungen über den Vater des jungen Mädchens bei dem Ober-Offizier des Corps, wo derselbe gedient, ein, Venn er batte nicht vergessen, von ihr den Namen ihres Vaters und seines Regiments zu erfahren. Es ergab sich, daß ihre Erzählung vollkommen wahr, und er wurde dadurch versichert, daß seine Wobltbätigkeit durch die Gerechtigkeit schon begründet werden müsse und daher keineswegs übel angewen- dct sey.
Nachdem die junge Person, die man in ein anderes Gemach brachte, zu sich selbst gekommen war, ließ sie der Kaiser sammt ihren Anverwandten in sem Kabinet führen, übergab ihr für ibre Mutter die Anweisung einer Pension, dir mit den, von ihrem Vater genossenen Einkünften vollkommen gleich war, und deren Hälfte, im Falle ihre Mutter stürbe, auf sie übergeben solle. >
Mademoiselle, sagte dieser cngelsgute Fürst, ich bitte ^ Eure Frau Mutter und Euch, mir diese Verspätung, die >
Sie in eine beschränkte Lage gebracht, zu verzeihen. Ihr sepd überzeugt, daß dies ohne meinen Willen geschah, und wenn Jemand in Zukunft zu Euch über mich Böses spricht, so bitte ich Euch einzig und allein, meine Partei zu ergreifen.
Florian und Creszenz.
(Fortsetzung.)
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Florian hilft sich selber.
Der Herbst war gekommen, das jüdische Laubhüttenfest war vorüber, die Hochzeit des Beßle brachte wieder Musik und Lustigkeit in das Dorf.
Auf offener Straße, vor dem Schlosse, unter einem ausgespannten Baldachin wurde die jüdische Trauung vollzogen. Die Bauern, die sich gern eine müßige Weile gönnten, standen gaffend umher, auch Florian und der Schlunkel waren zu sehen. Der letzte zupfte seinen ehemaligen Kameraden am Wamms, ihm zuraunend, er habe ihm etwaS Wichtiges zu sagen; und als die Trauung vorüber war, schlich er hinter das Schloß in die offene dunkle Brunnenstube. Nach einer Weile folgte ihm Florian, er wußte selber nicht warum.
Der Schlunkel eilte aus ihn zu, reichte ihm die Hand hin und sagte:
Schlag ein, heut Abend werden wir reiche Leut. Florian reichte willenlos die Hand und fragte:
Wie so?
Grad so, erwiederte der Schlunkel, einen Hops machend. Heut Morgen ist des Mendle's Meierle vom Baihinger Markt heimkommen, wo er alle seine Gaul' verkauft hat; er muß wenigstens sieben bis achthundert Gulden hcimgebracht haben, ich Hab' die Leibgurt gesehen, die war so voll wie eine Leberwurst. Du weißt doch mit Würsten umzugehen? Heut Abend wollen wir die verschna- beliren.
Vor acht Tagen ist dem Meierle vom Feuergericht sein Backofen weggesprocken worden, weil er da im Winkel steht; er hat ihn abreisscn und daS Loch mit Backsteinen zumauren lassen. Ich Hab' selber dabei geholfen und Hab einen Backstein so gelegt, daß man ihn leicht herauS- nehmen kann. Huiga! heut Abend, wenn Alles bei der Chasne ist, schlüpfen wir 'nein und holen uns die Judenwurst.
Ich nicht, erwiederte Florian. .
Mir auch reckt, du kannst dir vom Gemeinderath Geld geben lassen, sie haben dir'» ja anbieten lassen; du kannst schon sehen, wie weit du damit springst.
Woher weißt du das?
Ich Hab' ein Vögele, das erzählt mir Alles; Narr, die Spatzen auf dem Dach schwatzen ja davon.
Florian stampfte ans den Boden und biß auf seinen Schnurrbart. Wenn er daS ganze Dorf hätte anzündcn können, er hätte es in tiefem Augenblicke gethan. Er sah fick von Allen verhöhnt, verlacht, bemitleidet, sein höchstes Slredeziei, vor Allen in Ansehen dazustehcn, war schrecklich in den Staub gesunken. Nun da er dies verloren, war er zu Allem fähig. Er gedachte nicht im Entferntesten an die Schwere des Verbrechens, in das er sich einlassen wollte, er wollte beurebeladen fortzichen, da er der Ehre beraubt war; wie erwachend sagte er:
Ich bin dabei, bis wann?
So gegen acht, denk ich. ,
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