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waren schon früher mehrere Brandbriefe gelegt worden, doch beachtete man die Sache wenig, weil man der festen Ueberzeugung war, daß nur wenige Böswillige dadurch Schrecken verursachen wollen. Anders jedoch gestaltete sich die Sache gestern Abend, als die Nachricht einlief, daß in dem nahen Gültstein der Fruchtkasten in Gefahr sey, daß in der Nacht ein Sturm auf die hiesigen Kästen in Aussicht stehe, und sich zugleich das Gerücht verbreitete, daß auch von hiesigen schlechten Einwohnern drohende Aeufferungen gefallen seyn sollen. Abends 6 Uhr wurde Schuhmacher Weigold von Gültstein, dessen schlechte Prä­dikate der dortige Gemeinderath kürzlich dem Beobachter einverleibte, durch Landjäger hieher transportirt und unter Schloß und Riegel gebracht, wodurch wahrscheinlich dem in Gültstein beabsichtigten Tumulte die Seele genommen > war. Eine Stunde später sah man die Mitglieder des! Stadtraths und Bürgerausschusses auf das Nathhaus eilen, und Kuriere nach Stuttgart und die Nachbarstädte ab- § gehen, welche Militär und Landjäger aufbieten sollten. Natürlich waren solche ernste Maßregeln nicht geeignet, zur Beruhigung der hiesigen Einwohner beizutragen, denn > sie zeigten an, daß Ausbruch von Ruhestörungen in der That zu befürchten waren. Von Seiten der hiesigen Bür­gerschaft wurde daher die Stadt die ganze Nacht bewacht, und bewaffnete Patrouillen hörte man die Straßen durch­streifen, vor den Häusern hingen Laternen und der Rach­baussaal war zur Wachtstube geworden. Vielleicht in Folge dieser anerkennungswerthen Vorkehrungen ging, Gott sey Dank! die Nackt ohne Tumulre vorüber, und mit Freude begrüßte Jedermann den heranbrechenden Morgen.

In noch mehreren Städten des Landes fielen theils Unordnungen vor, theils wurden solche befürchtet. So er­fährt man aus Blaudeuren, daß ein Kipperer (Händler) dort durchgcprügelt und ihm das Versprechen abgenom- men worden sey, in seinem Leben nicht mehr zu kippern. In Tübingen wurde ein Angriff auf die Kunstmühle versucht, aber größtentheils vereitelt. In Plochingen, Cannstatt, Eßlingen, Reutlingen und noch an mehreren andern Orten wurden durch die getroffenen Vor- i sichtSmaßregeln Erzesse verhütet. !

A Haiterbach, den 4. Mai. In der nächsten Zeit! werden dahier die zwei jüngsten Stadträthe lbren Po­sten verlassen und es wird dann nicht gesäumt werden, die! Wahl zweier neuer Mitglieder vorzunehmen. Aus das Resultat derselben werden vielleicht Manche mit Spannung harren, um daraus zu entnehmen, wie sich die Haiterba- cher benommen haben, ob sie auch dem Fortschritte huldigen und das Bedürfniß der Nichtlebenslanglichkeit der Stadträlhe füh­len. Gewiß würden sie um ein Namhaftes in der Civilisation vorrücken, wenn sie dem Beispiel vieler Gemeinden des Königreichs, die seither ihrem Grundsätze treu blieben, nach­ahmen würden, gewiß würden sie später keineUrsache haben, von diesem wieder abzugehrn, und gewiß wäre diese überall gefühlte Neuerung auch bei ihnen von entschiedenem Nutzen. Da­rum, ihr Haiterbacher, machet euch auf und zeiget, daß auch ihr im Schwarzwalve und zwar in der Gegend, die von aller und jeder Eommunikalion entfernt gehalten ist, wie in den frequentesten des Landes, Gutes schaffen wollet und könnet, denn ein Leichtes ist es ja euch, von euren 400 Bürgern zwei tüchtige auszusuchen und sie zu euern Vorgesetzten zu machen. Suchet im Wege der Verständigung diesen Zweck zu erreichen.

Aus dem Bezirke Ell ivangen, den 30 April.

Heute Abend 4 Uhr fanden Weibspersonen, welche Holz sammelten, in einem Wäldchen, eine halbe Viertelstunde von Wessingen entfernt, einen männlichen Leichnam mit .Tannenreis zugedeckt. Die Person, etwa 25 30 Jahre alt, wurde nach den Wunden durch einen Schlag auf die Schläfe ermordet. Stiefel, Halstuch und Kopfbedeckung wuren ihm abgenommen. Die Leiche war noch nicht er­starrt, hatte aber Narben von jüngst erhaltenen Wunden. Bis jezt kennt Niemand die Leiche, obwohl sie gar nicht entstellt ist; sie wurde nach Zipplingen gebracht.

Tages - Neuigkeiten.

Asch affen bürg, den 29. April. Im vorigen Jahre legte Anna Maria Weber von Kleinlaudenbach wie sie dies schon in den früheren Jahren gethan, wegen Mangels an Saatkartoffeln bloß abgebrochene Keime aus, die sich bei dem Ausbringen aus dem Keller sammelten. Es kann versichert werden, daß die daraus erzogenen Kartoffeln we­der an Größe noch an Qualität und Quantität gegen die aus Knollen oder Knollenstücken gewonnenen zurückstanden.

Wien. Eine merkwürdige Gesellschaft hatte sich vor Kurzem in der Morgendämmerung bei einem Bäcker, laden am Ende der Jägerzeile eingefunden. Die arbei­tenden Bäckergesellen hörten plötzlich ein sehr heftiges Klopfen am Fensterladen, einer der Arbeiter öffnete den Laden und als er neugierig den Kopf hinaussteckte, wäre er bald mit dem stattlichen Geweihe eines tüchtigen Pra­terhirsches in Berührung gekommen. Ein ganzes Rudel großer und kleiner Hirsche stand vor dem Bäckerladen. Ob sie der Zufall oder wirklicher Instinkt zu dem Bäcker­laden getrieben hatte, wollen wir nicht ermitteln, jeden­falls waren die armen Thiere von den steigenden Eis­wassermassen in den unteren Pratergründen und vom Hunger zu dieser Morgenpromcnade getrieben worden. Nachdem die Bäckergesellen die hungrige Gesellschaft mit einem anständigen Semmel- und Broddejeuner versorgt batten, zog sich diese wieder ganz ruhig in ihre heimalh- lichen Gründe hinunter.

In einer Gesellschaft in Paris wurde kürzlich gespielt. Ein junger Mann setzte 4 Frs. und gewann 20; das dritte Mal zwei Louisd'or, das vierte Mal vier Louis- d'or, das fünfte Mal acht ... So ging es sechzehn Male hinter einander fort. Das Spiel stand auf 163,840 Frs. Die Karten hinzulegen und die Summe einzustecken, hielt der junge Herr, der so beispielloses Glück hatte, für un­passend, er wollte aber seinem eifrigen Gegner wenigstens eine tüchtige Lektion geben. Es stehen 163,840 Frs. ; ich bin bereit, weiter zu spielen, und wenn ich wieder Glück habe, gewinne ich 327,660 Frs. Da diese Summe sehr bedeutend ist, so spiele ich nur unter der Bedingung weiter, daß wir zuerst 10,000 Frs. für die Armen der Stadt wegnehmen. Dieß geschah, und das Glück wendete sich dem Bankhalter wieder zu, der sein Geld, bis auf die abgegebenen 10,000 Frs. für die Armen, beim näch­sten Spiele wieder erhielt.

Als der König der Niederlande jüngst mit einer seiner Töchter, auf einer Reise in die Provinzen begriffen, in einem Städtchen Frieslands ein ihm von demselben gebotenes Abendmahl einnahm, beurlaubte sich der zur Seite der Prinzessin sitzende Bürgermeister mit folgenden Worten: Ich wünsche Ew. Majestät und Ew. königlichen Hoheit gute Nacht und recht glückliche Reise, da ick Höchst- dieselben morgen nicht sehen werde, indem Ihre Majestät