begraben, mit einem Manne verheirathet, dem schon zwei Frauen starben. Beide Gatten rechnen jetzt ans Mathu- salems Alker.
Kaiser Franz bekam von seinem Schwiegersöhne, dem Kaiser von Brasilien, unter Anderm auch zwei Wilde zum Geschenk, welche dem Publikum im Hofgarten zu Wien gezeigt wurden. Ein General, welcher sich zum Besuch daselbst befand, ging eines Morgens früh nach dem Hofburggartcn, um diese seltenen Menschen zu sehen. Da er sich nicht zurecht finden konnte, so fragte er einen auf der Erde knieenden Mann, der Blumen pflückte, nach dem Aufenthalte der Wilden und drückte dem freundlichen alten Gärtner, ohne ihn weiter zu betrachten, einen Zwanziger in die Hand. Auf dem Rückwege betrachtete er seinen Wegweiser genauer, und — erkannte in ihm den Kaiser Franz. Stotternd brachte er seine Entschuldigung hervor. — Keine Entschuldigung nöthig, lieber General! entgegnete der gütige Monarch, aber den Zwanziger gebe ich Ihnen nickt zurück, es ist das erste Geld, was ich für meine Wilden einnehme.
Karlsruhe, den 11. April. Heute sah man, so Gott will, das letzte aber auch schrecklichste Opfer unseres Theaterbrandes zu Grabe geleiten. Es war dieß nämlich ein hier in Arbeit gestandener Färber Namens Frommbol- zer von Bumannsfeld in Niederbayern, 22 Jahr alt, der Sohn eines dortigen Färbermeisters. Er befand sich bei Ausbruch des Brandes gerade ober der Hofloge auf der obersten Gallerie und konnte vor Menschcngedränge sich durch die Thüre keinen Weg mehr bahnen, weßhalb er durch einen kühnen Sprung aus dem Fenster des obern Stockwerks sein Leben, doch nur auf kurze Zeit, rettete. Er sprang auf das Dach und kam von da mit verbranntem Gesicht und Händen in den Hof herab, von wo er in das Hospital gebracht wurde. Was dieser Mann, welcher die erste Zeit noch des Augenlichts beraubt war, bis daher erduldet, davon zeugten die Brandmale an Gesicht und Händen, und nur mit herzzerreißendem Gefühle war diese Leiche zu schauen, welche vor Beginn des Leichenzuges im umern Gange des Hospitals aufgestellt war. Nach 2 Ubr fuhr man ab, um den Vollendeten an jenes Grab zu geleiten, welches seine Leidensgenossen vor m'ehreren Wochen schon in Besitz genommen, bei dem auch heute wieder manche Tdräne floß; denn die Gewißheit kann allen auswärtigen Freunden und Verwandten der gefallenen Opfer gegeben werden, daß ihre Lieben, wenn auch fern-von der Heimaih, dennoch nicht un- beweint zu Grabe geleitet wurden.
Als Pitt Minister war, verordnete er bei einer Hun- gersnotb in London, daß kein Bäcker frischgebackenes Brod verkaufen dürfe. Sogleich minderte sich der Verbrauch um ein Drittel. Sollte dieß nicht auch für uns ein Wink bei der gegenwärtigen Brodtheurung sehn L
Bockenem, in Hannover, den 11. April. Das Brandunglück von Bockenem ist über alle Beschreibung groß. Von 310 Wohnhäusern stehen nur noch 30 bis 40 der klein- -sten; zwei Kirchen, die Schulen, das Natbhaus, das Pfarrhaus, kurz alle öffentlichen Gebäude sind ein Raub der Flammen geworden. Das Feuer hat mit einer so erstaunlichen Schnelligkeit um sich gegriffen, daß es an mehreren Stellen zugleich brannte, und die Gluth die Menschen vom Retten ihrer Sachen abgehalten hat; auch viel Vieh ist ver- brannt, glücklicher Weise aber kein Menschenleben verloren. Die aus dem 14. Jahrhundert stammende Kirche ist völlig
ausgebrannt, und bildet mit ihren gothischen Bögen, Pfeilern und Fenstern eine furchtbar schöne Ruine, ist aber wegen der erhaltenen Nisse wohl kaum wieder zu benutzen. Gegen Mitternacht, 4^ Stunden nach dem Ausbruch des Feuers, haben die Glocken in dem schönen Thurme, von der Hitze in Bewegung gesetzt, zu läuten angefangen, und dann ist der Thurm gesunken. Heule sollten in dieser Kirche die Kinder konfirmirt werden.
Der Fremdling.
Still, wie im Grab ists hier in diesem Thale,
Wo einsam ich, an diesem Bache steh.
Es füllt mein Herz ein lieblich banges Sehnen,
Vom trüben Auge fließen mir die Tbränen,
Denn fern bin ich von heimathlicher Höh'.
Dort, wo der schöne Abendslern jetzt leuchtet,
Wo er durch jene dunkle Wolken bricht.
Dort geht mein Sehne» hin zu meinen Theuern,
Dort könnt ich mich so herzlich innig freuen.
Und fröhlich keyn im milden Sonnenlicht.
O grüßet mir. ihr Wolken, meine Lieben,
Ihr eilt so schnell dahin, ihr seyd bald dort.
Nimm meine Wünsche hin, o Windeswehen,
Erfülle mir mein heißersehntes Flehen,
Und bringe sie an jenen stillen Ort. ^
Und du, o klares Bächlein, nimm dieß Briefchen,
Gleit sicher es auf deinen Wetten hin.
Dorthin, wo meine Lieben, Theuern stehen.
Aus einem kleinen Thale nach dir sehen.
Und wirf es schnell dort an das Ufer hin.
Dort steht ein Wanderer, — halte! halte, Lieber!
Mich führte auch der Weg dorthin! o nimm mich mit! Doch, ach! — ,r eilt so schnelle ja von dannen!
Steht auch nach süßer Heimath sein Verlange»?
Beflügelt heiße Sehnsucht seinen Schritt? —
O zieh nur hin: dein warten süße Freuden,
Zieh hin, und sage den geliebten Meinen,
Bring ihnen schnell die angenehme Kunde:
Es werd auch kommen wieder eine Stunde,
Die mich mit ihnen wieder wird vereinen. C. G ...
Die Marquise von Brinvilliers.
(Schluß.)
Der oben erwähnte Brief lieferte einen neuen Beweis gegen die Angeklagte; ein anderer eben so wichtiger war der BefrciungSversuch, welchen Herr von Theria in Mastricht machte, wohin er der Marquise folgte und ihren Wächtern 1000 Louisdor für ihre Freilassung bot.
In Nocrvi angckommeii, wurde die Marquise von einem Rache der hohen Justizkammer verhört, der ihr entgegen gesandt worden war; sie laugnete jedoch standhaft und wurde nach Paris in die Concicrgerie gebracht.
Ihr Prozeß war dem Parlament, daS sehr viel auf , seinen Stand hielt, höchst unangenehm, und man ist über- > zeugt, daß mehrere Personen, an die sie sich schriftlich i wendete, über diesen Briefwechsel wenig Freude halten, j ja eine derselben wäre dadurch beinahe unglücklich geworden, > und wie daö öffentliche Gerücht ging, nicht unverdienterweise.
Es war dieses Herr Penautier, Obereinnchmer deS ! Clerus, der schon durch einige bei Sk. Eroir gefundene Papiere verdächtigt, es durch den Brief der Marquise noch mehr wurde.
Ich habe Nichts eingestande» , schrieb sie ihm, ver- suchen S>e Alles, um mich zu retten.
Herr Penautier wurde fcstgenommen und der Marquise gegenüber gestellt. ^
Als sie sich erblickten, fingen sie an, zu weinen, — und ! warum?