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noch bevor das Fallbeil den Kopf vom Rumpfe trennte. Der zweite Hinricktungs - Kandidat begann bei solchem Anblicke am ganzen Leibe heftig zittern und wurde wie ohnmächtig unter das Fallbeil gebracht. Zn früheren Jahren würde der Vorgang hingereicht haben, einen Pöbel- Erceß zu erzeugen und die Guillotine eben so unmöglich zu machen, wie das Köpfen mit dem Schwerte und das Erschießen. .

In den Abendstunden von 7 bis 9 Uhr hatte man in Hildburg Hausen am 28. Mär; ein starkes Wetter­leuchten. Einige Stunden zuvor ergoß sich bei milder Frühlingsluft ein warmer Regen. In der Nacht kam ein starker Sturmwind.

Am 19. März, Abends zwischen 8 und 9 Uhr, ist in Berlin und an andern Orten ein Nordlicht mit dem schönsten Farbenwechsel und bis zum Polarstern emporstre- benden Strahlen beobachtet worden.

Auf der Live rpool-Burp-Eisenbahn sind am 22. Mär; 28 Bögen eines Viaduktes mit furchtbarem Kra­chen zusammengestürzt; neun dieser Bögen waren so eben erst beendigt worden, und die Werkleute hatten die Arbei­ten erst vor wenigen Minuten verlassen.

Aus Darmstadt wird über das Ueberhandnehmen der Diebstähle und des Bettelwcsens geklagt, selbst auf dem Polizei-Bureau wurden 400 fl. entwendet, der Dieb jedoch entdeckt und eingezogcn.

Aus Lamstedt wird gemeldet: Die Feuersbru nst,! welche unfern Ort heimsuchte, entstand durch die Unvor-! sichtigkeit kleiner Kinder, welche mit Zündhölzer» spielten.! Die Flamme griff mit solcher unglaublicher Schnelligkeit! UM sich, daß in einer Stunde 42 Gebäude das Opfer der-: selben wurden und man kaum Zeit gewinnen konnte, diel Kinder aus der Schule zu retten. Von der Habe der! Einwohner ist fast nichts gerettet. !

In Wien starb kürzlich Professor Kolletschka, ein! noch junger und sehr talentvoller Mann, in Folge eines Schnittes in den Finger, den er sich bei der Zergliederung jenes Tischlers deibrackte, welcher sich vor acht Monaten im Parterre des HofburgtheaterS unter so großem Aufsehen erschossen hatte. Wieder ein neues Beispiel der furchtbaren Wirkungen des sogenannten Leichengiftes.

Am 22. März wurde Valenciennes von einem Donnerwetter heimgesucht. Der Blitz schlug in ein Haus in der Gegend, und ein Weib das mit einer eisernen Gabel Dünger auSbreitcte, wurde vom Blitz erschlagen.

Ueber den von dem jungen Grafen v. Liedekerke im Wahnsinn begangenen Schwesternmord gibt ein belgisches Blatt nähere Nachricht. Derselbe kehrte Nach­mittags ruhig nach Hause zurück und verlangte zu essen. Er wurde festgenommen und in seinem Wagen in das ° Gefängniß zu Namur abgeführt. Nach Allem ist er durch religiöse Grübeleien verrückt geworden. Vor die Leichname seiner Schwestern geführt, erklärte er, daß er vollkommen berechtigt gewesen sei, weil sie Götzen angebetet und ihn in seinem Glauben irre gemacht haben; auch sagte er, er habe vollkommenes Recht auf das Familieneigenthum und dürfe deßwegen jeden umbringen, der zwischen dem­selben und ihm stehe. Eifrig begehrte er, daß ihm seine Bibel mitgegcben werde; besonders ist er auf das Studium , des hebräischen Alten Testaments versessen. Seine einzige > noch lebende Schwester ist mit dem Grafen v. Lannoy, ! Fürsten v. R h ein a-W o l de ck, verhcirathet. !

In Kurhessen ist das Dorf Meimbressen, das 80 Häuser zählt, dem Staat zum Kaufe angeboten wor­den, weil die ganze Einwohnerschaft nach Amerika aus­wandert.

Der Kassier der englischen Gasbeleuchtungs-Anstalt in Berlin, der einen bedeutenden Rest gesetzt hat, ist entwichen und noch nicht wieder gefunden; die Anstalt hat eine Belohnung von 200 Nthlrn. auf seine Haftwerdung gesetzt.

Es sind in einem Forste bei Fürstenwalde vor Kurzem über 100 Morgen Waldes abgebrannt. Nach näherer Untersuchung soll der Waldbrand durch die bei der Heizung eines Dampfwagens der durch den Wald führen­den niederschlesisch-märkischen Eisenbahn auf den Boden gefallenen glühenden Koaksstäubchen entstanden seyn, indem sich dadurch das Heidekraut entzündet habe. Die Besitzer des Forsts wollen jetzt die Direktion der Eisenbahn wegen Entschädigung belangen.

Von der holländischen Gränze den 23. März.

So eben verbreitet sich bei uns die Nachricht, daß ein ar­mer Schuhmacher, dem es schon seit einiger Zeit an dem Nothwendigsten gebrach, seine beiden Kinder mit dem Ham­mer getödtet hat, da er nicht mehr wußte, wo er Brod für dieselben hernehmen sollte.

Seit einiger Zeit stationiren Gendarmen und Polizei- Agenten an den Thoren Brüssels, um die von allen Seiten nach der Hauptstadt strömenden Bettler abzuweisen.

Durch eine Explosion in der Steinkohiengrube von St. Ghislain bei Mons in Belgien sind 26 Personen um« gekommen und viele andere verletzt worden.

Marseille, den 24. März. Am 24. fand unter den 7 800 Cigarrenwicklerinnen der K. Tabaksfabrik eine Meuterei statt. Erbittert durch ein neues Verfahren, wo­durch ein Tbeil der Handarbeit erspart wird, stießen sie wülbendes Geschrei gegen den Inspektor aus, der am Ende Militär kommen lassen mußte. Die Soldaten erschienen ohne Waffen und zerstreuten ohne Mühe die Wüthenden, die wohl bald zur Arbeit zurückkehren werden.

In Wien wurde ein aus dem sogenannten Oelku- chen bereitetes Brod erfunden, welches bereits mit Erfolg angewendet und in den höchstenwie in den niedrigsten Krei­sen gespeist werde. !

Aus der Moldau wird eine eigenthümliche Art von . Bestrafung der Majestätsbeleidigung berichtet. Der Bojar ' Ghika in Roman hatte den Fürsten Stourdza einen Räu­ber genannt; Versuche, ihn zur Satisfaktion zu bewegen, ^ wurden brutal zurückgewicsen. Darauf reiste der Mini­ster mit dem Metropoliten unter dem Schutz einer bedeu­tenden Abtheilung Kosaken nach Roman, ließ die Popen zusammenrufen, die Glocken lauten, den Bojaren Ghika in die Kirche bringen und in seinem und der Gemeinde Beiseyn eine Messe für seinen Verstand lesen. Der Bojar wurde darauf iu ein nahes Kloster abacführt.

Nach zwanzigjähriger Beobachtung eures englischen Landwirthes soll, wenn gegen den 30. März und 12. September der Wind östlich ist, zunächst eine trockene Jahreszeit zu erwarten seyn, und eine nasse, wenn um diese Zeit der Westwind herrscht.

Aus Egypten wird vom 28. Februar berichtet, daß zwei Tage zuvor das Doffafcst gefeiert worden, zum An­denken des Geburtstages Mohamcds; 200 Menschen war­fen sich unter die Füße des Pferdes, welches der Scheck