Aus dem Elsaß, den 14 März. Die öffentliche Auf­merksamkeit ist bei uns gegenwärtig auf das gestern be­kannt gewordene Testamenr eines ehemaligen Advokaten und Richters in Weißcnburg, welcher am I I. d. M. da­selbst gestorben und der Stadt Straßburg sein ganzes, aus etwa zwei Millionen Franken bestehendes Vermögen als Legat hintcrläßt, gerichtet. Dem Willen des Ver­storbenen gemäß soll der größere Tbcil zum Nutzen der Straßburger Bühne verwendet werden, außerdem sollen auch, wenn es der Maire in Straßburg für angemessen hält, zwei Prozente der Zinsen für wohlthätigc Anstalten jedes Jahr gebraucht werden dürfen. Der Mann, der keine Nachkommen, jedoch mehrere Verwandle hinterläßt, die nichts erben sollen, war in seinem Leben ein ganz sonder­barer Charakter, handelte aber stets mit vollem Bewußt- scyn. Der Maire von Straßburg begab sich mit mehre­ren Municipalräthen nach Weißenburg, um für die Stadt Straßburg die nötbigen Förmlichkeiten für Besitzergrei­fung dieser reichen Erbschaft geltend zu machen.

Am 14. Mär; starb bei Brüssel Hr. de Croismare, seit 1836 Beamter des belgischen Finanz-Ministeriums. Nach seinem Tode entdeckte man mit nickt geringem Er­staunen, daß der Verstorbene, welcher aus Frankreich her- stammt und früher als Offizier mehrere Feldzüge nütge- macht, ein Frauenzimmer sey.

Nicht nur in den Ortschaften unserer Nachbarschaft, auch etwas entfernter greift dieAuswanderungslust immer mehr um sich. So vernehmen wir, daß sämmtliche Be­wohner eines Dorfes bei Büdingen, nur 7 Familien aus­genommen , demnächst nach Nordamerika auswandern werden. Der Bürgermeister und der Schullehrer werden sie in die neue Niederlassung begleiten, der Ortsgeistliche! jedoch Zurückbleiben. Den Gcmeindewald haben die Leur^ um 75,000 fl. verkauft, und diese Summe nach Abzug! der Kommunalschulten unter sich vertheilt. !

Barmen, den 10. März. (Rh. Bcob.) Ein hie-^ siger Bäcker, der seinen Wohlthätigkcitssinn bereits zwei-! mal dadurch bethätigtc, daß er den hier bestehenden Sup-^ penanstalten ein fettes Schwein von 400 Pfund schenkie,! kündigt heute an, daß er denjenigen Armen, welchen! Brodmarken bewilligt worden seyen, das 7pfündige! Schwarzbrot einen Groschen unter der Tare ablasscn, werde, und zwar bis zu raufend Stück die Woche. j

In der Nacht vom 20. bis 21. Februar, wo das Wasser bei der Uebcrschwcmmung in Preßdurg seine höchste Höhe erreicht hatte, wollten auf der Stadtgrundin­sel vier Mühljungen, die sich aus ihren überschwemmten! Mühlhütten in das Jägerhaus gerettet harren, noch etwas! Proviant holen, und fuhren auf einem Kahne den Hütten zu. Allein die Strömung des Wassers wurde so stark, daß sie das schwache Fahrzeug umwarf. Der Eine gewann noch Zeit, auf einen Baum zu klettern, die ankern drei mußten schnell herabhängende Zweige umklammern, um nicht von den Wellen verschlungen zu werden. So hin­gen sie in der Luft über dem Wasser es ist kaum glaublich, aber wahr von 9 Uhr Abends bis 5 Uhr- Früh, wo man aus dem Jagerhause ihnen zu Hülfe kam. Wohl hatte man sie daselbst um Hülfe schreien hören, allein man wagte sich nickt in den Kampf der Elemente hinaus. ^

Mün cd en, den 10. März. Eine Beerdigung ganz ^ eigenthümlicher Art hat heute Nachmittag auf dem hieß- j gen GotteSacker statt gefunden. Die am 7. d. M- dahier ^

verstorbene Revierförsterswittwe Magdalena Gießer, prot. Konfession, hat letztwillig für 100 arme Wittwen, ohne Unterschied zwischen katholisch oder protestantisch, welche ihrem Leichenbegängnisse beiwohnen, im Ganzen die Summe von 1000 fl. bestimmt, so daß auf jede 10 fl. treffen. Zu diesem Behufe sollen alle sechs Pfarrämter der hiesigen Haupt- und Residenzstadt von ihrem letzten Willen in Kenntniß gesetzt, und zu Vorschlägen armer und würdiger Wittwen aufgefordert, die wirkliche Aus- wähl derselben aber von dem ihre Beerdigung vorneh­menden Geistlichen im Sinne ihres Willens getroffen wer­den. Demnach erschienen gestern die von den Pfarräm­tern vorgeschlagenen und sofort, ohne Unterschied der Kon­fessionen, wie cs die Verlebte wollte, ausgewählten Witt­wen am Grabe ihrer entschlafenen Wohlthäterin, die selbst mehr als 30 Jahre lang eine aller ihrer Kinder durch den Tod beraubte Wtttwe gewesen, und segneten ihr Andenken mit Thranen der wärmsten und unauslöschlichsten Dank­barkeit. Der am Grabe funktionirendc Geistliche, Dekan Dr. Bökh, rühmte mit Recht die über allen Konfessions- Unterschied erhabene christliche Liede der von so vielen be­drängten Wittwen dankbar gesegneten Entschlafenen, und ermunterte ihrem Vorbilde nachzufolgen. Die Vertherlung der bestimmten Summe an die Wittwen wird, so viel be­kannt, vom zuständigen Gerichte selbst geschehen, sobald die Hinterlassenschaftssache der Entschlafenen geordnet seyn wird.

Paris, den 9. März. Ein interessanter Prozeß ist vor den Assisen der Mosel verhandelt worden. Die des Mordversuchs Angeklagte heißt Therese Kirchberg, aus Niederlahnstein im Herzogthum Nassau gebürtig. Durch den Fruchthändler Mayer Reinhold in Codlcnz verführt, ward sie Mutter eines Knaben. Unter allen möglichen Vorwänden schob Reinhold die Vollziehung der ihr ver­sprochenen Heirath hinaus, bis er endlich nach Frankreich ging und Therese plötzlich erfuhr, er sey in Sierck bei Metz und werde daselbst die Tochter des Kaufmanns Sa­hen, Fanny, hcirathen; Therese macht sich von Niedcr- lahnstein sogleich nach Sierck auf, begibt sich zur Familie Cahen, schildert ihr ihre Lage, thre Ansprüche auf Rein­hold und bittet Fanny, den Gedanken auf eine Heirath mit Reinhold aufzugeben. Fanny Cahen antwortete ihr: Mag Reinhold Ihr Verlobter, wag er der Vater dieses Kindes seyn, mir ganz gleich. Solche Dinge sind in Frank­reich kein Hinderniß. Hier in unserer Nachbarschaft lebt ein reicher Herr, er hat fünf Kinder, uud alle Mädchen der ganzen Umgebung würden sich glücklich schätzen, ihn heirathen zu können. Bei uns in Deutschland ist das an­ders, antwortete Therese, und der Beweis ist, daß Mayer nach Frankreich gehen mußte, um eine Frau zu finden. Dreimal erneuerte Therese ihre Bitten, ihre Beschwörun­gen, Fanny blieb fest dabei, den reichen Mayer Rcinhold zu heirathen. Zun, vierte» Mal kommt Therese zu Ca- hcns und hört, Fanny sey zum Kaufmann Nathan ge­gangen, um Sachen zu ihrem Hochzeitsstaate cinzukaufcn, und eilt ihr nach. Sie findet sie in Nathans Laden, bit­tet noch einmal, Mayern zu entsagen, und alS Fanny ihr auf die Frage: Zum letzten Male, wollen Sie mir Mayer lassen ja oder nein? Nein! antwortet, zieht The­rese eine Pistole unter ihrer Mantiüe hervor und feuert sie auf Fanny ab; diese ist nicht getroffen und will flie­hen, aber Therese packt sie und will sie würgen, bis her-