eö wurde der Rabenstcin auch mit dem Blute der Verbrecher getränkt, damit die Unschuld, von allem Verdachte gereinigt, frei an daS Tagclicht trcrcn konnte.
Ei» merkwürdiger Schnß.
Am 22. Dezember v. I. fand man in Goldingen in der Thcalcrstraße eine Jüdin, Mcrre, lodr ans dem Stra- ßcnpslastcr liegen. Bei näherer Untersuchung uberzeugte man sich, daß sie durch einen Schuß gctödtet worden und dieser Umstand erschien um desto unbegreiflicher, als in der Nachbarschaft Niemand einen Schuß gehört haben wollte. Die sonderbarsten Gerüchte durchliefen die Stadt über den so unverinutheren und gewaltsamen Tod der Jüdin Mcrre. — Doch während noch Manche ihre Glossen über die Begebenheit machten, zeigte der in Goldingen wohnende Hr. General-Lieutenant George Baron Saß — zu dem die Tagesncuigkcir ebenfalls gedrungen war — der Scadt - Polizei an: daß er au demselben Tage von einer Elennjagd. zurückkchrend durch die Minduusche Straße in die Stadt gefahren. Als er nun jenen Theil derselben erreicht, wo auf beiden Seiten keine Häuser, sondern nur Gärten sich befinden und in dem Augenblicke seine Jagdflinte, die im Schlitten rechts gelegen, — der größer» Bequemlichkeit wegen auf die linke Seite placiren wollte, — habe das muthige Pferd einen Seitensprung gemacht und in diesem Moment habe sich die mit einer Kugel geladene und eine schräge Richtung erhalten habende Flinte plötzlich entladen, - der Schuß scy dem Körper dcS Generals so nahe vorübergegangcn, daß er ihn bald gestreift hätte, die Kugel aber müsse in den nahen Plankenzaun des Gemüsegartens gefahren seyn. - Nach dieser von dem Hrn. General v. Saß erhaltenen Anzeige schritt die Stadtobrigkeil sogleich zur Besichtigung der Lokalitäten, auf welchen die Flinte sich entladen hatte und es ergab sich, daß die Paßkugel den Plaukenzaun drei Fuß über der Erde durchschlagen, den 70 Schritte drei-' ren Gemüsegarten durchflogen und den Plankcnzaun, der jenseits des Gemüsegartens gelegen, ebenfalls durchbrochen und in ihrem Fluge die kleine Lhcaterstraßc, deren Horizont etwas tiefer liegt, durchstricben und endlich die arme Jüdin Mcrre, die zufällig in jener Straße gegangen, unterhalb des Winkels der rechten Kinnlade getroffen, ihr in Yen Hals gedrungen und daS Nückgrad im Nacken so verletzt, daß die Merre, wahrscheinlich ohne einen Schmer; empfunden zu haben, plötzlich todt niedcrgefallen i eyn mag.
Eine Geiskererschcittung.
Am 20. Februar starb in Braunschwcig der Abt Dr. Westphal. Nacd einer allgemein verbreiteten und von leinen nähern Bekannten bestätigten Erzählung soll ihm lchon seit langen Jahren der 20. Februar 1847 als sein Todestag bekannt gewesen seyn. Früher Landprediger, wird er in einer Nackt durch Klopfen an der Thur aus dem Schlaf geweckt und sieht vor derselben einen Mann 'Nit einer Larerne stehen. In der Meinung, daß ein Kranker oder Sterbender seinen Beistand verlange, eilt! er hinunter, wo der Mann auf seine Fragen nickt aut-I wortct, sondern Zeichen macht und immer voraugcht, bis l er sich plötzlich zu seiner Ucbcrrafcbung auf dem Kirch- ! Hof vor der offenen Kirchthür befindet. An dieser steht > in deutlicher Schrift: Abt Westphal, gestorben 20. Februar I
1847. Während er Dieß ließt, ist sein Begleiter verschwunden; er machte aber einige Zeichen, um sich zu überzeugen, daß er nicht geträumt habe, welche er auch am andern Tage wieder findet, aber die Begebenheit sofort seiner Familie miltheilt, ohne jedoch das Jahr des Todes zu nennen. Viele Jahre sind seitdem verflossen, er ist wirklich zum Abc ernannt, der Monat Februar ist seitdem für seine Familie eine Zeit der Angst gewesen, und mag es nun als ein Fieberbild oder wie sonst zu erklären seyn: — er ist/am 20. Februar gestorben.
Gemeinnütziges.
Beförderung der Milckergiebigkcit der Kühe.
Man hat die mchrfältige Beobachtung gemacht, daß es zur Vermehrung der Milch bei Kälberkühen, vorzüglich bei jungen, die zum Erstenmale trächtig sind, sehr viel beitrage, wenn man dieselben, wenigstens zwei Monate vor dem Kalbern anfangend, mit dem lauwarmen Abspülicht der Milchgefäße (dem Wasser, womit man die Weidlinge, Srotzen, Häfen rc., in welchen die Milch aufbewahrt wird, warm auswäscht und reiniget) mittels eines Lappens , oder noch besser mittels eines Schwammes unter dem Bauche, den Milchadern entlang, bis zu den Zitzen täglich zweimal wäscht. Dieß weicht die Milchgefäße auf, und solche Kühe werden nach dem Kälbern bedeutend mehr Milch geben, als wenn dieses tägliche Waschen unterblieben wäre.
Gegen Schnecken.
James Barnes ist der berühmte Name eines Küchcn- gärtners in England. Ais derselbe eines Tages bei einer Brauerei vorbei ging, drang ihm der Duft deS frischen Malzes in die Nase, und er dachte darüber nack, ob sich denn dasselbe nicht in der Gärtnerei benützen lasse. Gedacht und gefunden! Er besaß in seinem Garten ein Salarbeet, welches von einer ungeheuren Menge Schnecken verheert wurde, und versuchte dieselb'en dadurch zu vertreiben, daß er einige Eßlöffel voll des frischen Malzes zwischen und auf die Pflanzen legte. Dieß that er gegen Abend, und als er zwischen 9 und 10 Uhr nack der Wirkung sah, fand ec die Schnecken haufenweise beim Malze versammelt. Er lief geschwinde nach Hause, bolle frischgebranntes Kalkpulver, bestreute die Tbiere damit und tödtete sie auf diese Weise insgesammr schnell. Dieß ist das neueste Mittel gegen die lästigen Schnecken.
L o g o g r y p h.
Ben I. M. Wzm.
Ich bin der Nemesis geweihter Ort.
Der Ort. wo ihre Todcsschrecken Hausen.
Mit Blut wird hier gerächt der blntge Mord,
Gebein und Schädel grinst dich an mit Grause»,
Die Unglücksrögel siehst du schreiend dort Am eckelen Berwesnngsmahle schmausen.
Den Wanderer kommt ein eisger Schauer über.
Geht er um Mitternacht an mir vorüber.
Zwei Zeichen wechsle. und des Zaubers Flügel Isis, der dich in ein schwäbisch «schloß versetzt.
Es hebt sich niedlich ans dem Blnmcnhügel,
Der durch die Aussicht deinen Blick ergötzt,
Thal, Stadt und Dorf, des Flusses blauer Spiegel, Der diese xaradicö'sche Landschaft netzt.
Das Alles schaut der Wandrer mit Entzücken Bon dieses königlichen Hügels Rücken.
Auflösung des Räthscls IN Nro. 20: Spindel.