Tages Neuigkeiten.

Prag im Januar. Der Vater des Dichters Mori; Hartmann ist sammt seiner Familie nur durch einen wun­derbaren Zufall vom Gifttode gerettet worden; denn als die Hausmagd bemerkt hatte, daß die Summe von 2000 fl. in einem Schranke verborgen läge, hielt sie mit ihrem Ge­liebten , einem Fabrikarbeiter, Rücksprache, wie sie sich wohl am leichtesten dieses Geldes bemächtigen könnten. Der Mann gab ihr ein Pulver, das er ihr in die suppe zu thun rieth, worauf die ganze Familie in einen tiefen Schlaf versinken und es ihnen leicht seyn werde, mit dem Gelde zu entweichen. Die Magd that, wie ihr gerathen worden, und schon stand der verhängnißvolle Suppennapf auf dem Tiscbe, als der Hausvater zur Züchtigung eines Kindes die auf der in jüdischen Häusern über dem Tische hängenden Ambel liegende Ruthe Herabriß, wobei das me­tallene Gefäß mit hcrunterstürzke und den suppcnnapf zertrümmerte. Eine im Zimmer befindliche Katze, die von der am Boden verschütteten suppe leckte, bekam als­bald Zuckungen und verendete. Dadurch aufmerksam ge­macht, wurde die Sache näher untersucht, und das Er- gebniß der Erhebungen führte zu der Verhaftung der Schuldigen.

Am 23. Dezember wurde ein Arbeiter in den Blei- minen von Lötschen» im Kanton Wallis, von einem Geier rn dem Augenblick« angegriffen, als er in die Hütte der Bergleute treten wollte. Der Geier, dessen Flügel in der Umspannung 10 bis 12 Fuß maße», haue ihn bei den Schultern gepackt, mußte aber seine Beute wieder fah­ren lassen. Derselbe hat sein Nest auf einem hohen senk­rechten Felsen in der Nähe der Minen und schon große Verheerungen unter den Schafen angerichtet.

Hamburg, den 16. Januar. Beim Uebergange über die Elbe sind hier wiederholt sehr bedauerliche Un­glücksfälle geschehen. Drei Mtlchsührer aus einem na­hen Dorfe geriethen im Morgendunkel in ein Loch und einer ertrank. Ein Schullehrer der mit seiner Frau in Altona gewesen, ging im Abcndtunkel über die Elbe nach Hause und verschwand sammt der Gattin Angesichts eines ; Freundespaares unter dem Eise. j

Ein Wiener Fiaker mißhandelte ungerechter Weise ei- j nen Knaben Oie Umstehenden wollten sich eben an ihm ' vergreifen, als ein seiner Herr eiustieg, und fortzufahren befahl. Wohin Ew. Gnaden? rief der Kutscher. Nach der Polizei. Was krieg ich? Fünf und zwanzig. Der Herr war ein Polizeibeamter. Das Publikum gab sich zufrieden

Einst erfuhr Kaiser Joseph, daß ein abgedaukter Lieu­tenant in einer Vorstadt, wo ihn Niemand kannte, ver­kleidet die niedrigsten Taglöhnerarbeilen verrichte, um sei­ner alten Mutter einen nothdürfrigen Unterhalt zu ver­schaffen. Gerührt von solcher seltener Probe kindlicher Liebe, erkundigte sich der Kaiser insgeheim nach seiner ein­stigen Aufführung, so wie um die Ursache seiner Entlas­sung. Da erfuhr er nun, daß sich der junge Mann stets als rechtschaffener Offizier betragen und seine Entlassung von einem Vorgesetzten herrühre. Sogleich ließ er ihn zu sich kommen, und nachdem er ihn belobt, schenkte er ihm > das Patent als Rittmeister in einem andern Regiment« > und versprach, für seine Mutter zu sorgen. Als der Offi- ^ zier nach Hause kam,, fand er daselbst die Uniform und j

in den Taschen eine Börse mit 100 Dukaten and eine ! goldene Tabatiere mit des Kaisers Brustbild. !

Der verhängnißvolle Nagel.

(Fortsetzung.)

Daß von nun an des armen Wundarztes äußeres Glück begründet war, versteht sich von selbst. Er sah sich zum königlichen Leibchirurgus ernannt, mit einem schönen Gehalte begabt, von hilfebegehrenden Reichen und Vornehmen beansprucht, und demnach mit Golde honorirt. Eben so versteht sich's auch von selbst, daß der neue Leib­chirurgus das Gewächshaus seines Gastfreundes mit einer schönen Wohnung in der Residenz vertauschte, doch nicht ! ohne mir großmüthiger Hand seine Schuld bei der Gärtner- ! familie abgetragen zu haben.

! Zufriedenen Sinnes stand an einem der ersten Joni- tage desselben JahreS der Gärtner Matthäus Nischeck und überschaute seinen Garten, der in vollem Flor war und einen reichlichen Ertrag verhieß. Das Pachtgeld lag bereits vorrätkig, demnach war die volle Ernte sein Ei- genlhum. Und von den langen Beeten voll gedeihender Salatpflanzen, blühenderGurkenranken, wuchernder Stock­bohnen, Blumenkohls, Kohlrabis und anderer Gartener- zeugnifse wendete sich des jungen Mannes Blick in seliger Verklärung auf das Fenster des Nachbarhauses hin, wo Schön-Christelchen zu sitzen pflegte.

Nun darf ich'S ihr sagen, daß und wie sehr ich ihr gut bin . . . sprach Matthäus zu sich selbst: Nun habe ich für mich, meine Mutter und meine Frau zu leben, auch der Mutter Einwilligung, die dein lieben Kinde langst schon gewogen war, daß ich Christel heirarhen darf.

Und ganz und gar müßte ich mich irren, wenn sie mir nicht auch ein wenig gut wäre. Nächsten Sonntag will ich meine Worte anbringen und bei Christel'S Mutter anhalten. Wie mir das Herz schon bei dem bloßen Ge­danken pocht. Doch, da kommt der Herr Hofchirurgus so eilig daher. Was wird er uns Gutes bringen? Schön willkommen, Herr Neit! Ei, sehet ihr doch so fröhlich aus wie ein Bräutigam.

Der biu ich auch wirklich! versetzte Neit, und zwar ein ganz frijchbackner; und wißt Ihr, wer mir zu meiner Braut verholfen hat? Meine polnischen Juden, die in den drei Linden krank lagen! Diese übersendeten mir für meine Kur gestern mit der Post ein Röllchen mit 50 Oukaren und ein Stück des schönsten Seidenzcugcs mit eingewirk­ten bunten Blumen. Letzteres zum Braurklcide für meine Liebste stand geschrieben. Da ich nun das Brautkleid hatte, so mußte ich mich nun auch nach einer Braut Um­sehen. Woher aber eine solche bekommen, da ich in Dres­den noch so wenig Bekanntschaften habe? Da fiel mir zu meinem Glücke die Besitzerin jener zwo Reihen Perlen­zahne ein, die ich vor ein Paar Monaien durch eine Lücke verunstalte» sollte. Diese oder keine! dachte ich.

Matthäus erstarrte.

Gedacht, gechan! fuhr Neit fort. Ich steckte das Erforderliche zu mir, darunter auch das Zeug zum Braut­kleid«, marschirte herüber und dreist eine Treppe hinauf in jenem Hause dort. Daselbst fand ich meine Erkorene und deren Mutier, ein gutes, freundliches Mütterchen, bei welcher ich ohne Umschweife meinen Antrag machte.

Ich sagte, wer ich sey, wie hoch sich mein Einkommen belaufe, holte eine Schnur gehenkelter Sophiendukaten