Unterthalheim, O.A. Nagold. Nachtrag zu dem Gewitterschaden am 2S. Mai und Ruf um Hülfe.
Bisher ist in öffentlichen Blättern nur ganz Weniges von dem Schaden zur Keiuitniß gebracht worden, den das schreckliche Gewitter vom 29. Mai 1847 auch bei uns eingerichtet hat, so daß man meinen könnte, er wäre bei uns keineswegs so bedeutend, wie in unsern Nachbar- Orten und Markungen Schietingen und Günbringen. Aber dem ist keineswegs so, wie Nachstehendes deutlich zeigt:
Wir wollten mit der Bekanntmachung des Schadens nur zuwartcn, bis er amtlich eingeschäzt und erhoben wäre. Nun — das ist jczt geschehen; wegen der Felder und Wiesen durch Hrn. Domänen - Pächter Holland von Kirchberg, Oberamts Sulz, der dazu unmittelbar durch das K. Ministerium des Innern veranlaßt wurde.
Die Wiesen und Länder alle, so viele ihrer im Thale sind, haben durch den Hagel, durch den Wolkenbruch und durch herbei geschwemmte Steine und Boden so sehr Schaden genommen, daß nicht nur sür beuer die Ernte ganz vernichtet ist, sondern baß auch viele Wiesen auf Jahre hinein buchstäblich unnützdar sind. Wir sehen uns daher in die traurige Nothwenvigkeir versczt, den ohnehin schon kleinen Viehstand noch um die Hälfte zu verringern! Welch ein großer Nachtheil nur allein Ließ ist für unsern Ort, das brauchen wir nicht lange zu sagen. — Die so fürchterlich durch das Gewitter mitgenommenen Wiesen und Länder betragen 40 Morgen. Hr. Holland hat den Schaden von 5 Morgen Wiesen, worauf ein 6 Fuß hoher Schutt liegt, auf 4000 fl. geschäzt, wogegen die übrigen Wiesen und Länder einen Schadenanschlag von noch weiteren 3000 fl. erhallen haben. Im Wimerfeld sind 133 Morgen Dinkel zur Hälfte verhagelt und auf 270 Morgen Dinkel- und Gerstenscldern zwei Drirrheile des Ertrags vernichtet. Auf 50 Morgen, welche mit Roggen, Klee, Esparsette und Hans bepflanzt waren, wurde der Ertrag total zernichtet. Im Sommerfeld hat es ebeinalls auf 350 Morgen Gersten- und Haberfeldern zwei Drit- iheile des Ertrags verbagelt. Ferner sind alle Felder aus unserer Markung, 1200Morgen, besonders die bepflanzten gegen Haitcrbach, Schietingen und Gündringen zu (denn da fiel der Wolkenbruch) so vcischwemmt und zerrissen, daß Mancher seinen Acker nicht mehr zu finden wußte, und man nur mir Thronen im Auge und mit blutendem Herzen über diesen Ort der Verwüstung Hinsehen konnte. So arg es im Dorfe Schietingen ausgesehen hat, und noch ausfichl, eben so arg sieht es auf unsern Feldern aus. „Wer eS nickt selber gesehen har, kann es sich nicht verstellen," — das können auch wir mir gutem Gewissen sa
gen. Uedrigens hat das Wasser auch in unserm Dorf viel Schaden angerichtet; die Straßen und Wege hat es zerrissen, zwei Brücken sind ganz zernichtet, 13 Häuser sehr beschädigt, und in mehreren Häusern unten imDorfedie Keller und Ställe ganz mit Wasser und Schloßen ange- süllt, so daß man nur mrt Mühe das Vieh, Holz, Hauö- rath u. s. w. retten konnte. Auf 6000 Wägen ist der Schutt berechnet, der im Dorf aufgeschwemmt liegt und weggeschafft werden muß, dessen Wegräumung wenigstens 2000 fl. ohne die neuen Brücken und Mauern kosten wird.
Der Gesammtschaden, den wir hienach durch daS schreckliche Gewitter erlitten haben, beläuft sich auf die ungeheure Summe von 70,000 fl. Oberthalheim hatte etwas weniger Hägelschlag, jedoch ganz unbedeutend weniger; hingegen hat daS Wasser dort auf den Feldern und im Dorfe weniger als hier geschadet.
Man sieht hieraus, daß der Schaden bei uns noch viel bedeutender ist, als in Schietingen und Gündringen, und die Noth und das Elend ist noch schreiender geworden.
Unterthalheim ist ohnehin ein sehr armer Ort, drei Viertbeile seiner Einwohner darf man keck durchau- unbemittelt nennen. War die Noth daher immer und bisher groß, so ist sie jetzt noch viel größer, und wird eS mit jeder Woche noch mehr, — wird unbeschreiblich und wahrhaft beängstigend werden.
Die Ernte kommt — und wir haben fast gar nichts mehr zu hoffen; ein ganzes Jahr vor uns und für die Menschen kcme Frucht, und für das Vieh kein Futter.
Dabei nirgends bei uns etwas zu verdienen, und der Ort überfüllt mit Leuten! Wir wüßten uns kaum mehr zu fassen und zu trösten, wenn uns nicht noch das Ver- trauen auf Gott stärkte, und der Gedanke, daß großes Unglück auch immer wieder mitleidige Herzen findet. An diese Herzen wenden wir uns nun in unserem unbeschreiblichen Unglücke, und bitten rufen um Hilfe.
Zur Empfangnahme der Liebesgaben haben sich erboten: daS gemeinschaftliche Oberamt in Nagold, Hr. Ober- amtörichter Straub in Gmünd, Hr. Kameralvcrwalcer und Abgeordneter Sckoffer in Stuttgart, Hr. Stadtschultheiß Dietrich in WcikerSheim, Obcramts Mergentheim, die Hochwürdigen Herren Pfarrer Nachbauer in Berg, Oberarms Ravensburg, Stadtpfarrer Blank in Buchau, und Pfarrer K.Zimmerman nin Vieringen, OberamlS Horb, und Hr. Reallehrer Jäger in Herrenberg. Den 15. Juni 1847.
Im Namen der schwer heimgesuchten Gemeinde:
Der Gemeinderath.
Fruchtpresse.
Brod- Sk Fleischpreife-
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Vinkel. all.
, neuer Seinen . Rvggen . Hernen . öaber . Mühlfrucht Buhnen Wicken Hrbsen Ansen
Altenflaig, den >8. Juni 1347, ver Scheffel.
Mreudenfladl, den 12 Juni 1847, ver Scheffel.
Tübingen, den t l. Juni 1847, ver Scheffel.
Calw,
den 12, Juni^847, ver Scheffel.
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-ktdigirt, gedrucü und verlegt von G. Zai'ser.