zu gebrauchen, kaum mehr einem menschlichen Wesen ähn­lich. Allen Zeichen nach hatte die Unglückliche geraume Zeit in dieser Lage sich befunden und, um sich gegen die Kälte zu schützen, die erstarrten Füße gegen den Leib hinauf­gezogen. Auch soll die Speise, welche ihr gereicht wurde, ungenügend gewesen seyn. Der Vater und dessen Ver­lobte wurden sogleich in das Gefängniß abgeführt, weil dringende Verdachtsgründe einer groben Vernachlässigung oder Absicht Vorlagen. Die Tochter hat ein kleines müt­terliches Erbgut und erschien bei ihrer geringen Aussicht, sich einst fortzubringen, als eine Last des Vaters. Die vollständige Einkerkerung derselben hatte einige Wochen gedauert. Die innere Gesundheit war noch nicht angegrif­fen. Man hofft, daß durch angewendete Heilmittel die starren Glieder wiederhergestellt werden. Der Vater be­rief sich bei der Verhaftung auf sein Züchtigungsrecht we­gen Ungehorsams, Unreinlichkeit re.

Der junge Herzog von Bordeaux hält sich noch im­mer in England auf und läßt sich mit Gepränge von hsr- beieilenden Franzosen die Cour machen und Heinrich V. nennen. Die französische Negierung sieht das sehr ungern. Viele der Beamten aus Frankreich, welche zur Aufwartung nach London gezogen waren, fanden bei der Rückkehr ihre Stühle besetzt, und mußten sich nun zwischen zwei Stühlen niederlassen. Sic hoffen indessen bei der baldigen Thron­besteigung Heinrich des V. auf goldne Stühle zu seiner Rechten und Linken.

Holland und der verstorbene König von Holland wa­ren wie zwei Wagschalen Einer Wage; je tiefer die eine sank, desto höher stieg die sichere. Der König hinterläßt die ungeheure Summe von 310 Mill. Frks., dagegen ist Holland so arm, daß es auf dem Punkt steht, Bankerott zu machen. Man hofft, daß der jetzige König von Hol­land als Erbe seinem Lande unter die sinkenden Arme greifen werde.

Die merkwürdig anhaltend gelinde Witterung scheint

sich über ganz Europa zu verbreiten; auch in Rußland ist nur Regen und Nebel und der Thermometer zeigt fort­während 2 Grad Wärme. Dabei hört man doch im Gan­zen nicht von bedeutenden und gefährlichen Seuchen; die Krankenhäuser sind weniger gefüllt als sonst in dieser Zeit.

Die berühmte Sängerin, Angelica Catalani ist kürz­lich auf ihrem Landgut bei Sinigaglia in Italien gestorben. Man schätzt ihr Vermögen auf 1^ Mill. römische Thlr.

Die falschen Banknoten nehmen zu. Auch in Oester­reich hat man falsche lOO-fl.-Banknoten bemerkt, und jeder mag sich vorsehen.

Vor dem Schlagbaum von Neuilly hielt ein Fuhrmann mit einer Ladung von Stroh und die Zollofficianten ließen ihn undurchsucht passiren. Weil aber der Fuhrmann ein so pfiffig vergnügtes Gesicht machte, eilten sie nach und hielten ihn beim Stadthause unvermuthet an. Ein Stroh­bund wurde herabgenommcn und durchsucht und siehe man fand im Innern die feinsten Cigarren und nahm dem Erstaunten an 20,OOOStück weg. Dieß Gesicht war unpfiffig.

Volksgericht. Bei Newyork gerieth kürzlich ein sehr übelberüchtigtes Haus in Brand, die Löschmannschaft er­klärte, sie lege keine Hand an, dem Haus geschehe sein Recht.

Es ist schade, daß der Graf von Nassau nicht öfter und nicht in jedem Dorfe stirbt. Die Leichengebühren be­trugen 30,000 Thaler.

Auflösung des Räthsels in Nro. 2.: Der Schnee.

Wöchentliche Frucht-, Fletsch-, Bcod- undVictualren-Pretse.

In Nagold, am 6. Januar 1844. _

Fruchtpreise:

fl-

kr.>

fl-

kr.

fl-

krg

Alter Dinkel . 1 Sch.

_

_

_l

Bro dtare:

kr.

Flei schta re:

kr.

Allerlei Victualien:

kr.

Neuer Dinkel .

7

36

7

5

7

-'

8 Pfund schwarz

Ochsenfleisch.

10

Rindschmalz. . 1 Pfd.

25

Kernen ....

16

_

-i

Brod kosten .

26'

Rindfleisch.

9

Schweineschmalz

24

Haber.

5

12

!

4 Pfund Kernen-

Kalbfleisch.

9

Butter .....

20

Gersten .... ,,

10

56

10

40

10

24

brod kosten .

15

Hammelfleisch ....

9

Lichter gegossene «

26

Mühlfrncht . .

11

44

der Weck zu 5^

Schweinefleisch m.Speck

12

gezogene

24

Warzen .... 1 Sri.

Loth kostet.- .

1

ohne

11

Seife..

20

Bohnen .... ,,

1

24

1

22

1

20

gewöhnliche Erdbirnen

Roggen ....

1

42

1 Sri. 18

20

Wicken .... ,,

_

Erbsen .... ,,

_

iinsengersten .

Redakteur: F. W. Bischer. Druck und Verlag der Vischer'schen Buchdruckerei.