Die Verräthcriu

Den Brauern guten Zeug zum Braunbier, wohlfei­len Spalterhopfen und unverbranntes Malz.

Den Schneidern, daß die Moden ewig Mode bleiben mögen.

Den Schuhmachern schlechtes Wetter, und das übrige Pech in dem Viele sitzen, und den Spaziergängern Son­nenschein.

Den Schornsteinfegern einen Ruß, der weiß abfärbt, damit sie ihren Teint schonen.

Den Friseuren einen allgemeinen Abfall der mensch­lichen Haare, wodurch auch das Kameelhaar im Preise steigen würde.

Den Müllern Wasser auf ihre Mühle, desgleichen den Geschwätzigen.

Den Papiermüllern recht viel Lumpen.

Den Dachdeckern beim Herunterfallcn Einen, der ge­rade vorübergeht.

Den Portraitmalern recht viel Pinsel die sich ma­len lassen.

Den Mezgern ewigen Winter und viermalige große Kürbe des Jahrs, wegen der Geschmeismücken und des guten Absatzes.

Den Saifensiedern lauter ungarisches Mastocksen-Un- schlitt und baumwollene gute Dochte, damit das Bock- Unschlitt zum Gebrauch der Lichter wegen seines parfü- mirten Geruchs unterdrückt wird.

Den Rothgerbern ewiges Sudelwetter und wohlfeile eichene Rinden, denn dieß bringt ihnen Renten. (Auch etwas Bärenschmalz.)

Den Sailern ein großes Privatvermögcn, da ihr Handwerk zurückgeht und es Stncke der Menge gibt.

Den Dichtern recht viel Reime, damit sie nicht so viel ungereimtes Zeug schreiben.

Dem Theater ein volles Haus, dem Haus aber ein gutes Theater.

Den guten Schauspielern beim Abgang ein: Hierblci- ben! den schlechten bei ihrem Abgang viel Applaus.

Den Schlossern recht viel Einbrüche, damit sie recht viel Schlösser und Schlüssel zu machen haben.

Den Blättern ein Blatt vor den Mund; den guten recht viel Absatz und den schlechten recht viel Abnahme, von Abonnenten nämlich.

Den Buchhändlern lauter Monate ohne R, weil in diesen die Krebse am besten schmecken.

Den Scheereuschleifern recht viel Ehrabschneider, und den Messerschmieden recht viel Aufschneider.

Die Barbiere endlich mögen in Zukunft nur Austern­bärte zu rasiren haben.

AuS einem Seitenpförtchen der Stadtmauer von Straßburg, dicht an der Burg, in welcher der Schult­heiß, Herr Heinrich Lttcnheimer, wohnte, traten an ei- ncm sonnigen Nachmittag vier junge Mädchen, die ihren Weg gegen den nicht wett entfernten Garten des Schult­heiß nahmen. Es war Elsbeth, die schöne blühende Tochter desselben, von drei Mägden begleitet, welche sich scheu und ängstlich nach allen Seiten umsahen, wahrend die Herrin leichten Schrittes, vor sich hin trällernD, ih­nen voranging. Eine der Mägde brach endlich da« Schwei- gen, indem sic mit einem liefen Seufzer ausricf:Der Herr gebe einen glücklichen Heimwegs"

Elsbeth blickte um und lachte lautauf über diever- störte» Gesichter, welche ihr cntgcgenstarrtcn.Schämt Euch," sprach sic,daß Ihr so bange sepd, da Ihr doch mich unbclangen und guter Dinge seht! wer hat mehr zu verlieren, ich oder Ihr ?"

Bei solchen Kehlabschneidern," crwiederte eine der Angeredeten,gilt eS da- Leben, und da stehen wir denn in gleichem Falle."

Warum blst Du mir gefolgt, ich habe Dich nicht gezwungen."

Wollet Ihr doch nicht andere Begleitung nehmen, und Euch allein ziehen lassen mochten wir nicht."

Scp still, gute Maria! der Detter würde zwar mit mir gegangen sehn, aber dann wäre mir die Freude vereitelt gewesen, ihn mit den schönen Oliven aus des DaterS Garten zu überraschen."

Und um solcher Späße setzt Ihr vier Menschenle­ben aus das Spiel!"

Ist er doch mein Bräutigam, Maria. Und so­weit unser himmclanstrcbender Münster den Schlag sei­ner Uhr sendet, soweit sind wir vor Anfechtungen sicher."

Die Frauen halten den Garten erreicht, und Els­beth schritt auf den großen Olivenbaum in der Mitte desselben zu, während eine von den Dienerinnen in das Gesträuch ging, um frische Erdbeeren einzusammeln. Durch die Umzäumung etwas dreister geworden, fingen sie bald an, heilere Scherze zu wechseln, und das Ge­schält war beendet, ohne daß ihre Befürchtung wahr geworden. Sie wandten sich um, den Rückweg anzu- tretcn, da sahen sie plötzlich einen Kopf, mit struppigem Haar bedeckt, sich über die Mauer erheben, und aus dem breiten Munde desselben schallte ihnen ein wieherndes Gelächter entgegen.

Hei!" ries der Wilde. ..Ehrwürden, ein prächti­ger Fang; hier ist für Alle gesorgt!"

Er sprang von der Mauer; ein zweiter, ein dritter in zottigen Gewändern, folgten, und nach ihnen, wäh­rend sie schon die zitternden Mädchen umringt hatten und mit ihren rohen Fäusten anpacktcn, erschien ein Vierter auf der Mauer. Aber dieser sah ganz anders aus als seine Vorläufer. Von Hal» bis Fuß bedeckte ihn eine stählerne Kettenrüstung, deren hellpolirte Ringein der