Mädchen zu hcirathen, das er seit lange liebe, so müsse er auf die ihm zugedachte Ehre verzichten.
(Sine grausige Geschichte.) Der Fürst Bellosclsky besaß in hohem Grade das Talent, Geistergcschichtcn zu erzählen. I» einer großen Abendgesellschaft rückten einmal die Dame» die Stühle um ihn her und baten ihn dringend, er mbchte sie ein wenig erschrecken- Der Fürst ließ darauf die Lichter auslöschcn bis auf eines, welches in einem anstoßenden Zimmer biannte, dessen Thür halb offen gelassen wurde. Der Erzähler begann seine Geschichte, welche, wie man erwartet hatte, sich um das Eiscbcinen einer schrecklichen Gestalt drehete, die mitten im Dunkel langsam und sichtbar auf eine im Bett liegende Person zukam. Während der letzten zehn Minuten hatte der Fürst seine Hand auf einem Marmorlischt ruhen lassen; seine Stimme nahm einen hohlen Grabestvn an. Mit einem Male legte er seine eiskalte Hand auf den entblößten Arm seiner Nachbarin, der Frau vom Hause, die mit einem entsetzlichen Angstschrei auffuhr. Die erschrockenen Inhörerinnen eilten in das anstoßende Zimmer und löschte» in der Verwirrung und Angst das einzige Licht aus. Das Plötzliche eintrctendc Dunkel verdoppelte ihre Furcht. Endlich erschienen die Diener mit Kerzen, der Fü.st aber, der über den Erfolg seines Versuches besorgt zu werden anfing, datic Mühe, seine schönen Zuhörcrinnen zu beruhigen. „Meine Damen," sagte er, ,,es ist Ihre eigene Schuld; Sic ersuchten mich. Sie ein wenig zu erschrecke» und mein höchstes Bestreben geht immer dahin, mich Ihnen angenehm zu machen."
(„Das große WirthShau S,") wie ein Italiener Paris zu LudwigsXlV. Zeiten nannte, zählt 800 Caffechäuser, 200a Speisewirlhschasien, über 800 öffentliche Vergnügungsörtcr innerhalb der Stadt und wie viele vor den 82 Barrieren! Zo ,000 Personen frequcntiren durchschnittlich jeden Abend die Theater; 5 öffentliche Bibliotheken und 2Z0 Lesecabinclte sind den Tag über gefüllt. Paris ist die Narrhalla der gebildeten Welt!
(Unglaublich!) Der ,,iviornin§ ^ävertiser" behauptet, daß in London jährlich 200 Menschen Hungers sterben.-
(Einverständniß.) Auf dem Quai de l'ArchevLche in Paris, sah man dieser Tage eine betrunkene Weibsperson auf und ab gehen. Ein schlecht aussehcnder Mann näherte sich ihr, und nach kurzem Gespräch begab er sich an das Ufer, während die Weibsperson, unter dem Vorwand ihr Taschentuch zu waschen, einen Kahn besteigt, und alsbald in das Wasser fällt. Der Man» springt nach, gleichsam um sie zu retten ; aber das Halstuch, an dem er sie fcsthiclt, bleibt ihm in der Hand, und die Unglückliche wird von der Strömung unter dem Kahn durch, nach dem an
dern Ufer hlngetrieden, wo Jener sie endlich ans Land zog. Er lud sie nun auf seine Schultern, und trug sic in das nahe Wacht- haus, um bei dem Polizeicommissär die Prämie von 25 Franken zu erheben, die für die Rettung eines Ertrunkenen bezahlt wird. Allein auf die Auesage der zahlreichen Augenzeugen, daß eine Verabredung zwischen Beiden Statt gefunden bade, wurde der Mann verhaft,t, während man die Frau ins Spital schaffte.
(Ein eben so rührender als außtrordenllicher Vorfall) ereignete sich vor einigen Tagen in einem Saale des Hospitals zu Ncvcrs, und bewies, mit welcher Macht das Gefühl der ehelichen Liebe und der übergroße Schmer; auf ein weibliches Herz zu wirken vermögen. Paris, ein Tischler, und seine junge Frau lebten glücklich von dem Ertrage ihrer Arbeit, bis plötzlich eine langwierige und schmerzhafte Krankheit, die in ihrem Gefolge Entbehrungen und Norh brachte, das Glück (völlig zerstörte. Paris wurde von einem unheilbaren Ucbel befallen; seine junge Frau, die Lag und Nacht an seinem Bette wachte, erkrankte endlich, erschöpft von Anstrcngunng und Entbehrung, ebenfalls; ihre geringen Ersparnisse waren längst erschöpft und man brachte Beide in das Hospital zu Neoere. Die Pflege, welche sic daselbst fanden, sowie ein Strahl von Hoffnung stärkten die Kräfte der jungen Frau bald, und nach einigen Tagen war sic so weit nieder hergesiellt, daß sic ohne Gefahr aus dem Hospitale hätte entlassen werden lönncn. Man wollte djes aber nicht thun; man hatte nicht die Macht, sie von ihrem Manne zu trennen, den sic unausgesetzt mit bewunderungswürdiger AufopferunA pflegte, und mit dem süßesten Tröste aufzurichtcn suchte. Der Zustand des Kranken verschlimmerte immer mehr und mehr, und eines TageS erkannte endlich die junge Frau mit Schrecken, als sie sich über das von der Krankheit abgezehrte Gesicht beugte, und krampfhaft eine, durch die Nähe des Todes bereits erkaltete Hand drückte, daß sie bald keine» Gatten mehr haben würde. Schon begannen die Sterbegebelc für ihn; die barmherzigen Schwester», jene frommen Franc», die so viel menschliches Elend aufnchmen, wurden durch einen so großen Schmerz bis zu Thronen gerührt und ersuchten sie, das Bett des Sterbenden zu verlasse», aber die Unglückliche beschwor sie auf den Knien ihr zu erlauben, den letzten Seufzer ihres Gatten zu empfangen. Endlich gab sie nach; man führte sie in ein anstoßendes Zimmer; aber in demselben Augenblick sah man sie erblassen und zusammensinkcn; ein leises Stöb»<" wand sich aus ihrem Busen; und che man ihr beizustehen versuchen konnte, hielt die barmherzige Schwester, welche sic «hrte» eine Leiche in den Armen. Der Schmerz hatte die Arm gctöd« tet. Und genau in demselben Augenblicke gab ihr satte den Geist auf. Am nächsten Tage nahm Lin Grab das jun^ Paar auf.