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aufs Räderwerk, war in ganz kurzer Zeit ein Raub der Flammen.

Bei Dagersheim gicng in der Nacht vom 26 auf den 27. diß an dem Postwagen ein Rad heraus und warf um. Sechs Passagiere, worunter Frau­enzimmer und ein Postmeister waren, machten die Burzeldäume mit, trotz indische» Gauklern. Es sey aber etwas härter abgelaufe», wie den vergan­genen Winter bei Vollmaringcn.

-j- Ein neuer Act der Gnade macht viele Fami­lien wieder glücklich. Der König von Preu­ßen hat mit Beziehung auf de» letzten Willen sei­nes verewigten Vaters alle politischen Gefan­genen ganz im Stillen begnadigt und ihren Fa­milien zurückgegeben. Alle Theilnehmer an den Burschenschaftsverbindungen U. s. w. sind bereits aus den Festungen entlassen, die Untersuchungsko- sien niedergeschlagen, und, was das Wichtigste ist, sie können wieder im Dienst angestellt werden, Diele waren in erster Instanz zum Tod, andre zu 30 und tO Jahren Festung vcrurthcilt. Die in das Ausland Geflüchteten haben Zeit, binnen 6 Mona­ten die Gnade des Königs anzurusen. Der König hat befohlen, mit diesem Act der Gnade nicht zu prunken und nicht erst bis zur Huldigung zu war­ten.

ff- Wie bei uns so auch im Weimarischen versichern die ältesten Landlcute, daß sic sich einer so reichen, schweren und vollkommenen Walzen-, Korn- und Ger- stenerndtc kaum zu entsinne» wüßten. 2» derPsalz geschieht die Zeitigung der Traube» ziemlich gleich­mäßig, im Rheing au, wo die Blüthe ungleich war, werden die Beeren ohnehin ausgclesc». 2» Ungarn ist die Erndte auch gesegnet, beßglcichcn in Rheinhesscn, besonders in Waizcn Daselbst sind die Weinstöckc mit Trauben überschüttet.

ff- Der bekannte Wasserarzt Prießniß in Gräfen- berg hat seinen einzigen Sohn am Scharlachfieber verloren. Seine Frau hatte geträumt, der Sohn werde unfehlbar sterben, wenn der Vater ihn nach seiner Methove mit kaltem Wasser behandle. Sic dringt in den Gatten, und dieser giebt zu Unrechter Zeit nach. Er übergibt de» kranken Sohn einem andern Arzt und der Knabe stirbt.

ff- Das Schiff, welches die Asche Napoleons abholt, ist ganz in Trauer. Es ist schwarz ange­strichen, die ganze Mannschaft schwarz gekleidet; in der Mitte des Schiffes ist eine Capelle, die immer fort erleuchtet und mit Weihrauch erfüllt ist. In dem Sarge sind schöne Gefäße, um die allenfallsi-

gen Uebcrrcste und besonders das Herz aufzunehmen. Ein Geistlicher und Musik fehlt nicht.

Im Ocstcrreichischcn ist eine nene Taxe einge- sührt worden; der simple Adel kostet looo fl., der Ritter 1300, der Freiherr Zooo, der Gras Svoo, die Fürstcnkrone 12000 Gulden, alles zu festen Preisen.

-h. Ein Engländer hat einen Hut erfunden; wer den auf hat, geht nie unter, dlL. bloß im Wasser.

ff-Ein e Ern d t eb c m e r ku n g. Wenn die Bürger, die Fabrikanten und Kauflcutc von ihrer Erndte, d. h.vo» der Messe kommen, heißts gewöhn­lich daß sie eine schlechte war. Schon die mittelmäßige nennen sie »»gescheut eine schlechte, die schlechte aber mit vollem Verdruß eine ganz schlechte. Anders der Bauer. Die gute Erndte nennt cr sromm und froh eine gute, die schlechte aber scheut er sich bei ihrem rechten Name» zu nennen. Wir haben drei Jahre her geringe Erlitten gehabt, aber setzt erst, da die reiche gekommen ist, wird die Aeußcrung über jene laut. Woher dieß behutsame Unheil bet der Erndte und jenes rasche, und ungescheute bei der Messe t Ist der Bürger weniger fromm, als der Bauer? Ich möchte das nicht sagen. Seh' ich recht, so liegt der Unterschied mehr in der Sache selbst. Die Messe wird von Mensche» gemacht, kjt Erndte aber von Gott. Dort läßt die Börse ihrs^ Decretc aus, dort herrschen die Roihschildc mit dem^ Aaronsstabe, dort gilt die Politik, die bald Märkte öffnet und bald verschließt, den Lhee verbrennt, wenn er zu wohlfeil wird,.und Krieg führt, wenn nian das Opium nicht einlassen will Bei der Messe aber, die der Baucr-auf seinem Felde hält, macht Der droben den Curs, sendet der Himmel Son­nenschein und Regen, macht der Allmächtige reich und arm, giebt der Varer den Kindern bald in größer» bald in kleinern Schnitten das Vrod und zuletzt Alles Allen doch nur aus unverdienter Gnade. Die obige Bemerkung hat sich mir in der rei­chen'Erndte Heuer und im Rückblick auf die letzten drei Jahre bei den Landlcuten, unter denen ich lebe, vielfach atzfgedrungen und mich oft gerührt. Ich freue mich ordentlich, daß ich das von meinen Nachbarn-sagen kann, und wenn ich einen Cate- chismus schriebe, würde ich's zur allgemeinen Bauernregel wacoen und hinter den Spruch:Nimm den bösen Tag auch für gut", zu Nutz und From­men derer, die nach uns säen und erndte» werden, noch das von ihren Vätern fromm gehaltene Gebot hinzufügen:Und nenne das geringe Jahr e-st so, wenn du Gott wieder für ein reiches dankst."