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soweit in Hamburg in Anspruch genommen. Die Enideckungeiner Brandstiftung aufeiner sogenannten Sahlwvhnung in dcrdichibewohntc» Neustadiim vorigen Deccmber, baue die Verhaftung eines der Mitbewohner veranlaßt, gegen welchen im Laufe der wider ihn eingcl.iteten Untersuchung Anschuldigungen und Verdächtigungen vielfacher anderer Verbrechen erhoben wurden- Hiezu gehörte vornehmlich die, vor drei Jahren seine damalige Braut vergiftet ;u haben, um seine jetzige Frau zu hcirathen. Nachdem er der Brandstiftung überführt woidcn, gelang tS auch, ihn zu», Gcständniß der Vergiftung zu bringen, und zwar unter Umstände» . die freilich die Beibringung eines Giftes außer Zweifel stellen, nicht aber die Art des Giftes selbst und seiner Wirkungen. Es mußte deshalb zur vollständigeren Herstellung des Tbalbcstandcs eine Untersuchung des L-ichnams höchst wünschcnswertb erscheinen, besten Nachsuchung »ne Ausgrabung hierauf von den Behörde» angcordnct wurde- Obgleich, wie erwähnt, schon seit drei Jahren unter der Erde, wurde die Leiche doch in einem fast unversehrten Zustande gefunden, so daß eine förmliche Obduclion möglich war. Mage» und Eingeweide wurden demnächst bcrausgcnommcn, und befinden sich jetzt in de» Händen des pharmaceutischen Mitgliedes des Ge- sundheilsraihes, Hrn. Obeidörffer, eines bewährten Chemikers, und steht man nun einem bestimmten Resultat in einer so interessanten Frage mit Spannung entgegen. _
(Originelle W c cd se l a n g elc g e n b e i t.) In Bordeaux ist gegenwärtig ein höchst wunderlicher Rechtshandel anhängig gemacht worden. Ein Kaufmann will einen auf Sicht ausgestellten Wechsel nicht bezahlen, weil er seit der Ausstellung blind geworden scy und nun nicht sehen könne. Er behauptet, er könne mit der Zahlung warten, bis er wieder sehen könne, wobei noch das Schlimmste ist, daß man gar nicht weiß, ob der Mann blind ist, obwohl er seit der Präsentation des Wechsels beständig eine große Siaarcnbrille auf der Nase trägt. Das Handelsgericht hat die Sache zu entscheiden.
— In dem Pariser Leihhaus« find gegenwärtig nicht weniger als 20 ,»oo Matratze» in Versatz, — ein trauriges Zeugniß von dem Elend der untern Volksklaffc! _
ft Nahe an der Straße von Bogota nach Quito (Südamerika) strömt ein Fluß, dessen Wasser säuerlich, wie Esstg schmeckt. Er entspringt in der Nähe zweier Vulkane, welche ihm wahrscheinlich diesen Gehalt von Schwefelsäure, die sich aus Schwefel« dämpfen bildet, mittheilen. Man will behaupten, baß mehrere deutsche Wcinwirthe ihren Bedarf an Weinen von dort beziehen.
-ft Ein karlistischer Soldat brachte einem Uhrmacher eine Uhr, um sie zu repariren. „Die Reparatur wird mehr betragen, als die Uhr ursprünglich kostet," —bemerkte der Meister. ,,Thut nichts" tntgegnere der Soldat — „wcnnS auch doppelt so viel macht; ich gab einem Lhristinos dafür einen Schlag an den Kopf, und wenn Sie die Uhr gut wieder Herstellen, will ich Ihnen allenfalls zwei Schläge dafür geben."
— (Zahl der Vagabunden in Paris.) Es läßt sich denken, daß man unmöglich auch nur annäherungsweise die Zahl der Spiclcr und Vaga» bunden von jedem Alter in einer so großen Stadt, wie Paris ist, angcben kann; Kinder, die kein Obdach haben, und kleine Diebereien begehen oder betteln, wenn es unbemerkt geschehen kann, kennt die Polizei izoo. Viele der erwähnten Personen haben weder Dach noch Fach, und halten sich meist in elenden Häusern auf, die jedem offen stehen und sich in den ärmsten Stadithcilen, in den ekelhaftesten Straßen der Stadt befinden. Man zahlt in diesen Höhlen für ein Nachtquartier zwei dis fünf Sous. Die Zahl dieser niedrigsten Hotels GarniS betrug i.m Juli >8äs zweihundert und dreiundvicr- zig, und enthiclk zusammen ungefähr 60M MieihSleute der erwähnten Art. Diese Häuser verringern sich indeß, denn zwei Jahre vorher gab es deren noch Z»?. In Privalhäuscrn wohnen natürlich »och mehr Spitzbube» rc., die Polizei schätzt diese auf Moo, nnd kennt etwa üu Diebshchler.
ff-Das Scherzwort: „Nur langsam voran," wird immer mehr Ehrenwort. Oesterreich schreitet langsam aber immer sicher vorwärts und Vielen voran. Die neuesten Berichte über den Stand des. G e w er d fl e i ß e s in Ocstreicb sind höchst erfreulich; die Regierung fördert Alles, Eisenbahnen, Dampfscbiffahrt, Gewerbe, und auch in andern Zweige» fällt manche Fessel, ohne daß die österreichische Henne der Welt verkündigt, sie habe wieder ein Ei gelegt. — Auch die Censur ist in Oesterreich milder geworden, alle in den deutsche« Bundesstaaten mit Censur gedruckten Bücher werden auch in Oesterreich ohne Weiteres zugelassen.
-s- Nun können wir's Keinem mehr verdenken, der nach Polen auswandert. Jeder, der dort kein Brod hat und bettelt, wird jetzt ohne Weiteres zu Festungsbauten verwendet, wo's russische Schläge genug giebt.
(Hiezu eine Beilage.)