einige Handgriffe erklärt worden waren, an den Strick befestigen, welchen er auch also- bald langsam und bedächtig hinabzuglciten be­gann.

Er senkte sich bereits allgemach fühlbar gegen den Garten hinab, als plötzlich die Lichter unten sich neuerdings zu regen begannen, nach und nach aus dem Garten verschwanden, und unser Aeronaut in gänzlicher Dunkelheit zurückblicb.

Einige Zeit harrte er geduldig, in der Hoffnung des Wiedcrkchrcns der Beleuchtung; als ihm indessen die Schlinge rückwärts und seine Stellung immer peinlicher, ja zuletzt ganz unerträglich wurden, rief er leise nach der Mauer hinauf und zuletzt, da er auf wiederholtes Rufen keine Antwort erhielt, sogar in den Garten hinab, doch vergebens, es war, als ob er das einzige lebendige We­sen in der Gegend scy. Der Angstschweiß troff ihm in Strömen vom Leibe, seine Glie­der waren wie gebrochen, Durst, Hunger und B-angigkcit folterten ihn bis zur Verzweiflung, so daß er endlich in immer lauteres Hülfcge- schrci ausbrach und in die lautlose Nacht hinaus zcttertc, als stäke er am Spieße.

Alles war umsonst und dem unglücklichen Abenteurer blieb am Ende nichts Anderes übrig, als sich in sein Schicksal zu ergeben. Nachdem er sich die Kehle heiser gcschricn und an dem Seile sich abgczappelt hatte, wie ein Fisch an der Angel, ließen seine Nerven erschöpft nach und er hicng an dem Stricke bewußtlos, bloß durch eine Schleife gehalten, die ihn verhinderte zu fallen, etwa wie man ein Kind durch das Gängelband sichert.

Am andern Morgen entdeckte man ihn, durch die Andeutungen Heinzens, welcher ei­nen von dem Jägersmann ihm angezcchtcn Rausch ausgcschlafcn hatte, geführt, in der qualvollen Situation, und Fama versichert, daß der Junker sein nächtliches aeronautisches Abenteuer lange nicht habe überwinden können.

Von der schönen Näthcrin aber und ihrer Muhme erfuhr man, daß sie heute Nachts plötzlich verschwunden scycu, und daß ihre Wohnung leer stehe.

. Trompeten, Fanfaren tönten, etwa am fünften Morgen darauf, lustig durch die Straßen, ein Cavallericregimcnt zog in die Stadt ein und Alles rannten an die Fenster, um die Tapfer» zu sehen, welche schon wie­derholt ihren Muth gegen den Feind des Landes erprobt hatten und die nun abermals

einem schweren Kampf entgcgcntrabten, wenn die bereits begonnenen Fricdcnsunterhandlun- gen nicht zu Stande kamen.

Auch unser Junker konnte sich die Be­friedigung seiner Neugierde nicht versagen, obwohl er, seit seinem neuesten Abenteuer, alle Ursache hatte, sich den Blicken der Lach­lust zu entziehen. Er trat somit an das Fenster, anfänglich nur hinter den Gardinen leise hcrvorlmtschcnd, doch, als er sich all- mälig überzeugte, daß seine lieben Landsleute über dem neuen Schauspiele das Hauptstich­blatt ihrer bisherigen Witzeleien vergessen hatten, kühner werdend, und zuletzt breit und behaglich seine Pfeife aus dem ersten Stock­werke dampfend.

(Fortsetzung folgt.)

Verschiedenes.

Die kleine Königin Jsabella hat an ihrem Ge­burtstage den ganze» Hof in die heiterste Stimmung versetzt. Als die Großen des Reichs zum Handkuß herzutraten und diese Ceremonie mit großer Ehr­furcht vollzogen, unterbrach das.königliche Kind die feierliche Stille, indem sie sich an einen Be­kannten wandte und ganz fröhlich ausrief: denke dir, ich soll heirathen und weißt du, wen? Aller Blicke wendeten sich nach dem französtfchen Gesand­ten, der sich eines gutmüthigen Lächelns nicht er­wehren konnte.

Auf der Nürnberger Eisenbahn, die jetzt auch für das liebe Vieh Plätze eingerichtet hat, meldete ein Schweintreibcr ei» Muitcrschwein mit, einem Dutzend Spanfergel an und bat sich für die letzte­ren Kinderbillcts aus.

Aus KurHessen. Jetzt wo unsere Landstände bald wieder zusammentretcn , während der berühmte Jordan fortwährend in rätselhafter Haft gehalten wird, dürfte es nicht unangemessen seyn, eine Anekdote der Publicilät zu übergeben, die sich glaubwürdiger Versicherung nach bei dem ersten nach der neuen Verfassung berufene» Landtage (dessen Mitglied bekanntlich Jordan war) zugetragen haben soll. Als der mit einem rothcn Haupthaar und Bart versehene Deputiere des Bauernstandes, Jungk, sich einst einen Tadel der Regierung erlaubt hatte, wurde er von dem damaligen Landtagscommiffar von E. ziemlich derb zurechtgcwiescn. Er schwieg, aber Jordan erhob sich, nahm sich das Bauernde- putirtcn an und brachte den Landtagscommiffar zum Schweige». Darauf versetzte Jungk lächelnd : Ueber das rothe Meer konnte der Herr Landtagscommiffar wohl kommen, aber über den Jordan kommt Aei-