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Unter dem französischen Ministerium herrscht die größte Uneinigkeit. Der Kriegöministcr Schnei­der hat seinen Abschied gefordert, weil es mit dem Eigensinn des alten Marschalls Soult nicht mehr auSzuhalten scy. »

Mit dem eingezogencn RebellenhLuptling Blanqui in Paris Hai die gerichtliche Untersuchung begon­nen. Allein er erklärte gleich beim ersten Verhör, daß er auf keine Frage Antwort crtheilcn werde und bat auch bis jetzt hartnäckig Wort gehalten. Er sitzt in der Conciergerie und stellt sich krank.

Das französische Cabinct will dem Do» Carlos nicht eher Pässe zur Abreise »ach Salzburg geben, als bis Cabrera die Waffen gestreckt und Don Carlos die Königin Jsabella anerkannt hat.

Als am 16. Oktober der König der Franzosen mit der Königin aus den Luilerien wegfuhr, um sich nach St. Cloud zu begebe», lauerie eine Frau am Wege und warf einen großen Stein mit aller Heftigkeit durch die Glaethüre des Wagens. Der König wurde nicht getroffen, die Königin aber leicht am Kopfe verwundet. Man nahm die Frau gefan­gen und fand, daß sie verrückt war.

Der Königin von England wurden die Fenster cingeworfen, ohne daß es die Wache merkte. Vor dem Ankleidezimmer der Königin zu Windsor steht ein Baum, den ein Verrückter erstiegen hakte, um mit Flintensteinen sein Vorhaben auszuführen. Es gelang ihm vollkommen, doch wurde auch er gefan­gen genommen.

Noch am 12. Oktober brach über Nemours ein Gewitter aus, wie sich's die ältesten Leute nicht zu erinnern wissen. Der Hagel, der in Glücken von der' Größe gewöhnlicher Hühnereier fiel, war so stark, daß auf der Waide mehrere tausend Schafe getödtcl wurden. Auf dem Felde fanden die Bauern außerdem eine Menge erschlagener Hasen und Reb­hühner. Die Weinberge ringsumher sind zerstört und ein einziger Winzer schlägt den Veilust seiner abgeschlagenen Trauben auf -Mo Franks an.

In Oberwallis richten die Ueberschwcmmungcn der Rhone fortwährend große Verwüstungen an. Dazu gesellte sich am 8. Oktober ein furchtbares Erdbeben, wodurch viele Wohnungen cingeworfen wurden. Auch in Genf verspürte man Erdstöße.

In Nordamerika wüthet noch immer das gelbe Fieber, so daß in NcwOrleans allein schon mehrere tausend Menschen daran gestorben sind. Dazu ge­sellte sich noch in dieser Stadt eine heftige Fcuers- brunst, welche drei Kirchen, das Theater un» »och einige andere ansehnliche Gebinde in Asche legte.

Ungeachtet der Vertreffljchkeit des selbstfabricir-

ten Champagners sind doch die Trauben des ächten Champagners von Sillery und Vcrzenay noch auf dem Stock so theucr verkauft worden, daß im Jahr i842 die Flasche den Kaufmann selbst über 2 fl. kostet.

Der Erzbischof von Paris liegt in den letzte» Zügen. Er hat goo Pfund Brod unter die Armen vcrtheile» und sie auffordcrn lassen, für seine Wie- dergencsung zu beten.

Es hat bisher manche Frau nicht gewußt, wa­rum sich die Louisd'ore bei ihrem Manne gar nicht halten wollten. Es zeigt sich jetzt, daß nicht der Mann, sondern die Goldstücke zu leicht waren. Man behauptet, daß die hanövcrschen, braunschwei­gischen und dänischen Goldstücke, die jetzt so häufig cursiren, um 10 bis 12 Kreuzer das Stück zu leicht seyen, und man weiß noch nicht, ist's aus Betrug oder Versehen.

Von den vielen hundert jungen Männern, die in diesem Frühling an dem Gesangfest zu Andel­fingen im Canton Zürich Antheil nahmen, ist ein großer Theil an den Folgen der dort genossenen Mahlzeit gestorben. Man glaubte anfangs an eine Vergiftung durch kupfernes Geschirr, allein es hat sich jetzt herausgestellt, daß cs eine Vergiftung durch Fettsäure war. Man hatte zum Feste bedeutende Fleischvvrräthe aufgekauft und diese in Kisten zu- sammcngepackt, wodurch sich diese schädliche Säure entwickelte.

Man will behaupten, die Oktodcrsonne habe in diesem Jahr viel Heller geleuchtet, als die October- feuer, das Fest aller Deutschen scy in vielen Län­dern nichts weiter, als höchstens ein fröhliches Kinderfest. Doch ist es in Frankfurt und auch in andern Orten auch noch kirchlich begangen worden lind hat viele Herzen recht wohlthätig erwärm^ In Würzburg wurden wieder 4vo Arme auf Kosten des Königs öffentlich gespeist und die Negimcnls- musik spielte bei der Tafel die schönsten Weisen auf. Auch um Hildburghausen brannten die Feuer auf allen Bergen und cs wurde des Festes dankbar in und außer der Kirche gedacht.

Das älteste Secularfest haben vor Kurzem die Juden gefeiert, nämlich das 56 . SScularjubclfcst der Erschaffung der Welt. Der Kunsthändler Re- nard in Cöln hat Las Fest durch ein lilhographirtes Bild verherrlicht.