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AuS bem Führer-Hauptauartter, 10. März. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt be­kannt:

Im Süden der Ostfront hat das an­haltende Tauwetter die Kampfhandlungen bis auf örtliche Gefechtstätigkeit eingeschränkt. Dagegen gewinnt der deutsche Angriff west­lich und nordwestlich Charkow weiter Raum. Trotzdem der Feind schnell vorge­worfene Truppen ins Gefecht warf, die «ich in erbitterten Gegenangriffen verbluteten, er­reichten unsere Angriffsdivisionen ihre Tages­ziele. Im Abschnitt von Orel setzte der Feind ans breiter Front zn neuen starken Angriffen an. die. wieder mit ungewöhnlich blutigen Verlusten abgeschlagen wurden. In die planmäßige Absetzbewegung im Mittel­abschnitt der Ostfront versuchte der Gegner mit starken Kräften erfolglos einznbrechen. Eine deutsche Division schoß hierbei 17 Pan- .zer ab und zählte 2000 gefallene Sowjets vor ihren Stellungen. Die Stadt Belhj wurde in der vergangenen Nacht planmäßig und für den Feind überraschend geräumt. Der An­sturm des Feindes gegen unsere Stellungen bei StarajaRussa ließ gestern an Stärke gegenüber den Vortagen nach. Meh­rere örtliche Angriffe der Sowjets scheiterten. Starke Verbände der Luftwaffe führten an den Schwerpunkten der Kampfhandlungen wuchtige Schläge gegen Stellungen, Mar>ch- kolonnen und den Nachschub des Feindes.

Auf dem afrikanische,. Kriegsschauplatz herrscht Ruhe. Bei einem Nachtangriff deut­scher Kampfflugzeuge aus den Hafen von Algier wurde ein Handelsschiff mittlerer Größe in Brand geworfen.

Einzelne feindliche Flugzeuge flogen am gestrigen Tage in das Reichsgebiet ein, ohne Bomben zu werfen. In der Nacht griff die britische Luftwaffe die Stadt München an. Die Bevölkerung hatte Verluste. Es ent­standen in Wohnvierteln, mehreren Kranken­häusern. Kirchen und anderen Kulturdenk­mälern größere Schäden. Auch auf mehrere Orte Westdeutschlands wurden verein­zelt Sprengbomben abgeworfen. Sie verur­sachten geringen Gebäudeschaden. Nachtjäger und Flakartillerie der Luftwaffe schoßen zwölf feindliche Bombenflugzeuge ab.

Schnelle deutsche Kampfflugzeuge führten einen wirkungsvollen Tagestiefangriff gegen die südenglische Stadt Worthing durch. In der vergangenen Nacht bombardierten Ver­bände der deutschen Luftwaffe bei guter Sicht die Stadt Huil. Andere Kampfflugzeuge griffen Hafenstädte an der englischen Südk ü st e an. Von diesen erfolgreichen An­griffen kehrte ein Flugzeug nicht zurück.

Vor der niederländischen Küste griff ein Verband britischer Schnellboote ein deutsches Geleit an. Die Sicherungsstreitkräfte wehrten den Angriff ab. versenkten drei feind­liche Schnellboote und schossen zwei weitere in Brand.

benabwürfcn zu begegnen und durch raschen Zugriff entstehende Brände zu löschen, Ver­wundete 'zu bergen und, soweit möglich, die Wohnstätten zu erhalten, in denen wir bis­her unser Leben führten. Wir müssen die To ta l m o b i l m a ch n n g unserer Her­zen steigern, die uns unüberwindlich macht. Nur so können wir die Wochen schwerster Terror-Angriffe sieghaft ngd tap­fer bis zu ihrem Ende durchstehen. Unter ab- gedecktcn Dächern und zwischen zersprungenen Fensterscheiben zerspringt jede Illusion eines leichten Krieges. Dieser Kampf mit brutal­sten Mitteln, geht um die Existenz des .deut­schen Volkes. Gut wir sind gewarnt und gewappnet. Wir machen uns innerlich stark und lernen im Jahre 1913 wahrhaft kriegsgcmäß zu leben. Das ist ver­teufelt nnbeguem, aber wir wißen, daß es in diesem Ringen um die ganze Nation geht. Um so höher muß der Einsatz sein. Die Ant­wort der deutschen Luftwaffe auf diese Barba­rei wird zur gegebenen Zeit erfolgen.

Große Zerstörungen in -er Hafenstadt Hüll >

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Berlin, 1». März. Schwere deutsche Kampfflugzeuge führten, wie ergänzend zum OKW.-Bericht gemeldet wird, in der Nacht zum Mittwoch einen wuchtigen Angriffschlag gegen kriegswichtige Anlagen des an der bri tische» Ostküste gelegenen Humber-Hafens Hüll.

Der Angriff dauerte etwa zwanzig Minu­ten und war durch gute Sichtverhältnifsc be­günstigt. Eine große Zahl- schwerer und schwerster Sprengbomben sowie große Men­gen von Brandbomben verursachten eine Reihe von Grobbränden, die noch aus größerer Entfernung zu erkennen waren. Mit umfangreichen Zerstörungen ist zu rech­nen. Zur gleichen Zeit bombardierten deutsche Kampfflieger mehrere Küsteorte in der Nähe der Hnmbcr-Mündung. Auch im Gebiet von Portiand an der englischen Südküste wurden in der vergangenen Nacht kriegswich- tise Anlagen von unseren Kampfflugzeugen angegriffen.

Am Nachmittag griffe, schnelle deutsche Kampfflugzeuge völlig überraschend für die britische Abwehr eine an der englischen Süd­küste gelegene Stadt im Tiefflua an. Aus wenigen Metern Höhe über den Zielen ab- geworfen, detonierten die Bomben in wehr­wirtschaftlichen Anlagen und militärischen Zielen. Schwer wurde vor allem der Westteil der Stadt getroffen, wo ganze Gebäude- komplexe z u sa m m en st ü rz tcn. Ein Volltreffer explodierte im Gaswerk und rief

e Brände hervor. Das Feuer der leich­ten britischen Flak vermochte unsere Staffeln an der planmäßigen Durchführung ihrer An­griffe nicht zu hindern. Sämtliche deutschen Flugzeuge kehrten zurück.

Der am letzten Sonntag von deutschen Flugzeugen auf die Küstenstadt E a sth n r n c im Südosten Englands unternommene An­griff wird vonDailh Expreß" als einer der schärfsten bezeichnet, den man tags­über in letzter Zeit erlebte. Durch die abge­worfenen Bomben und durch das Feuer der Bordwaffen seien beträchtliche Schäden ange- richtct worden. In allen Teilen der Stadt seien die Bomben niedergegangen, und in vielen Fällen habe man Verschüttete bergen müssen. Noch am Montag seien die Aufräu- mnngsarbeiten nicht beendet gewesen. Am schwersten habe das Geschäftsviertel der Stadt gelitten; viele Straßcnzüge seien so gut wie völlig zerstört.

Der italienische Wehrmachtsbericht

Rom, 10. März. Das Hanptguartier der ita­lienischen Wehrmacht gibt bekannt:Bon der Tunesienfront nichts zu melden. Deutsche Kampfflugzeuge griffen den Hafen von Algier an. Sie erzielten Treffer auf Hafenanlagen und beschädigten einen mittelgroßen Dampfer. Zwei Flugzeuge des Verbandes, der in der Stacht znm 9. März Bomben auf Palcrm o geworfen hatte, wurden von der Bodcnabwchr von Porto Empedocle abgeschossen."

Opferbereitst-«-! -es gesamten Volkes

Oer Kut rum totalen XrieS rvurcle verstaust«» - Lrdelreoste Lerveise aus allen Lauen V

Berlin, 10. März. Der Ruf zum totalen Krieg ist-im ganzen deutschen Volk verstanden worben. Der leidenschaftliche Ernst des Ap­pells, mit dem Reichsminister Dr. Goebbels im Sportpalast vor die Nation trat, fand ein­helligen Widerhall und hat sich inzwischen tausendfältig in die Tat umgesetzt.

Aus allen Gauen des Reiches und aus allen Teilen der Bevölkerung liegen erhebende Be­weise für den Opfersinn und die entschlossene Einsatzbereitschaft unseres Volkes vor, alles zu geben, um den totalen Sieg zu erlangen, lieber die in den verschiedenen Gesetzen der jüngsten Zeit erlassenen Verpflichtungen hin­aus hat die freiwillige Bereitschaft, noch mehr zu leisten und noch intensiver zu arbeiten, vor allem in der Rüstungswirtschaft bereits zu großen Erfolgen geführt. Die Wege, die das deutsche Volk für die Betäti­gung seines Opfersinnes fand, werden für die kommende Zeit der Arbeit für den Sieg ür; i- spielgebend sein.

Ganze Belegschaften von Rüstungsbetrieben in allen Teilen des Reiches haben an den ver­gangenen Sonntagen zusätzliche Schichten eingelegt, mit dem ausgezeich­neten Ergebnis, daß die Leistungen an diesen Tagen das durchschnittliche Tagesergebnis der vergangenen Woche weit übertrafen, obwohl die Leistungen der Männer auch bisher schon sehr groß waren.Geschloffene Belegschaft leistet nächsten Sonntag zusätzliche Panzer­schicht. Stellen Lohnsumme hierfür einschließ­lich Sonntagsznschkkg dem Führer für neue 1>. Armee zur Verfügung." Solche und ähn­liche Telegramme sind in diesen Tagen im Rcichsministcrium für Bewaffnung und Mu­nition, im Propagandaministerium, bei der Deutschen Arbeitsfront und vielen anderen Führungsstellen des Staates und der Partei in großer Zahl eingegangen.

In einem Westdeutschen Gau legten die Bergmänncr, die bereits seit Kriegs­beginn eine verlängerte Schichtzeit fahren, eine zusätzliche ,, W a f fe n sch i ch t" ein, bei der auch Arbeiter und Angestellte, die sonst über Tage arbeiten, mit in die Gruben

fuhren. Die durch diese zusätzliche Arbeit er­zielten Lohnsummen haben sie ausnahmslos für die Rüstung zur Verfügung gestellt.

In Tausenden von Briefen, die von Volksgenossen aller Kreise in diesen Wochen eingehen, finden sich solche und ähnliche Stel­len:Leider falle ich nicht mehr hinter das Arbeitspflichtgesctz; aber ich will nicht zurück­stehen. Ich habe mich freiwillig in eine Rüstungsfabrik gemeldet."

Diesen Beispielen freiwilliger Hilfsbereit­schaft stehen tausend andere gleichwertiger Art zur Seite. So haben zahlreiche Frauen mit kleineren Haushalten in letzter Zeit ihre Hausgehilfinnen bereits an kinder­reiche Familien oder an die Rüstung abge­geben. Viele werden ihrem Vorbild noch folgen, denn keiner ist mehr für eine Arbeit zu gut, wenn sie auch nur zu einem winzigen Bruchteil zur Erringung des Sieges bei­trägt. _

Konferenz Iioosevelt-Stalin?

Auch Churchill sollzugezogen" werden

v«. Lissabon, 11. März. In der üwerikani- schen Presse zeichnet sich seit Beginn der Woche eine weitere Annäherung Washingtons an den Bolschewismus ab, die durch die Aus­führungen des Vizepräsidenten Wallace in den Vordergrund des Interesses gerückt ist. Wie der Neuyorker Vertreter derDaily Mail" seinem Blatt kabelt, hebt die USA.- Presse zweifellos auf Weisung von Wa­shington ganz besonders die Erklärung Wallaces hervor, daß die Zukunft der Ver­einigtest Staaten von einer Zusammen­arbeit mit den Sowjets abhänge und daß ohne eine sowjetisch-amerikanische Ver­ständigung und Nachkriegsgemeinschaft eine neue kriegerische Auseinandersetzung unver­meidlich sein würde. Der britische Journalist betont dabei besonders, daß die Ankündigung einer Konferenz zwischen Roosevelt und Sta­lin keine Ueberraschung sein würde, wobei er nebenher erwähnt, daß möglicherweise auch Churchill zugezogen werden könnte.

Man unterhielt sich über General von Anruh und meinte, daß der General, um dessen Gestalt bis vor kurzem ein rätselvolles Halbdunkel lag, und dessen Aufgabenbereich von einem Kranz von Episoden umgeben ist, wohl seinen Namen mit Recht trüge. Eg scheint so zu sein, denn der Mann, der sich selbst einmal als daswandelnde Gewissen Ocutschlands" bezeichnet hat und den sein Sonder­auftrag durch alle Zweige des öffentlichen Lebens, durch ganz Oeutschland führt, taucht überall da auf, wo man ihn gerade meist nicht vermute,. Ein Sondcrzug mit wenigen Magen dient als Auf­enthalts-, Dcrhandlungs- und Bürostätte. Mit einem Stab von nur zehn Mann bewältigt der General die schwer zu beschreibende Menge feiner Arbeit und gibt so selbst das erste Vorbild zur Einsparung von Arbeitskräften, der fa sein Auf­trag in erster Linie gilt. Zeder, der zum Militär­dienst geeignet ist, soll in der Front oder wenig­stens unmittelbar der Front dienen. Alles, was an Männern dazu tauglich ist, muß die Heimat frei geben. Einerlei, wer davon betroffen wird, die Wirtschaft, die Behörden, die Dienststellen der Par­tei oder der Wehrmacht selbst. Auch der letzte ent­behrliche wehrfähige Mann muß berausgchvlt werden.

wer bei der Lösung dieser Aufgabe einer totalen Mobilisation so entschlossen und tatkräftig vorgeht, muß mehr sein als nur ein guter Offizier. Schon die militärische Laufbahn des Generals von Anruh, der 1877 geboren und im Kadettenkorps erzogen wurde, läßt eine überraschende Vielseitigkeit er­kennen. Gruppcnkommandvs und Generalstabs- arbeit wechseln in bunter Folge ab. Bei Ausbruch des ersten Weltkrieges war von Anruh Kompanie­chef im Infanterie-Regiment 124, bei dein damals auch GencralfeldmarschaU Rommel als Leutnant stand. Iplö wurde der damalige Major von Anruh zum Gcneralstabschef des Karpatenkorpo ernannt und erwarb sich im Osten große Verdienste Ende 1917 nach dem Westen berufen, wurde er als Kommandeur eines Angriffskorpo mit dem Pour le mente ausgezeichnet. Aus der Fülle feines Wir- Z kens nach dem Kriege feien noch seine Verdienste Z um die Aufstellung des Freikorps Görlitz, das er

- eine Zeitlang selbst führte, und die Niederwerfung

V der Kvinmunistenrcvolten in Hamburg besonders D hervorgehvben. 1927 reichte er als Generalmajor D wegen schwerer Krankheit seinen Abschied ein. Oer

- Ausbruch des Krieges 1939 rief ihn wieder zu den

V Waffen. Zunächst als Kommandant von Brcst-

V Litowsk, dann mit einem anderen Kommando am Z mittleren Frontabschnitt betraut, zeichnete er sich Z in den harten Winterkämpfen des Vorjahres nicht

- nur als entschlossener tatkräftiger Soldat, sondern Z auch als zielbewußtcr umsichtiger Organisator so

V hervorragend aus, daß ihn der Führer mit einer Z der schwierigsten und zugleich verantwortungs-

- reichsten Aufgaben unserer Zeit betraute.

Zwei neue Niilekkreuziräger

clal». Berlin, 10. März. Der Führer verlieb bas Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes an: Generalleut­nant Ernst R u vv. Kommandeur einer Jäger- Division, und Hauvtmann Kranz Lisi, Bataillons- Kommandeur in einem GebiraS-Maer-Regtmcnt.

jo

Der Führer sandte crnJsmct Jnönii aus Anlaß seiner Wiederwahl »um Präsidenten der tür­kischen Republik ein in herzlichen Worten gehaltenes Glückwunschtelegramm.

DaS politische FltbrerkorpS der deutschen Volksgruppe in der Slowakei trat in Anwesenheit des BolksgruvvenführerS Karmastn zu einer Tagung zusammen, zu der auch der slowakische Verteidigungsminister General Eatlos erschienen war.

In der Nacht zum Mittwoch ist wiederum eine gröbere Zahl von britischen Flugzeugen in die Nord- und Ost schwel, cinaesloaen: die Klieaerabivehr trat in Aktion,

In Ahmedabad eröffnet« bei einer Kund- aebuna der indischen Bevölkerung die britische Polizei das Sener ans Sie Menge: dabei gab eS Tote und Verlebte.

Der neue Gesandt« der Sowjets in Australien, Wlawsow, überreichte gestern dem Gencral- gouverneur Lord Gowrte in Canberra sein Beglaiivianngsschreiben.

Der nordamcrikanische Abgeordiwte Fish er­klärte, die Bermuda-Inseln »»übten im Rahmen des Pacht- und Leihabkommens für immer in USA.-Bcftb verbleiben.

Neu^ork 1943

Von 1an van VVertl,

Der Krieg hat nun auch das Gesicht Ncu- yorks verändert. Manhattan liegt nachttz^in tiefster Finsternis. Und auch die Freiheits- statue hat sich in den Mantel der Dunkelheit gehüllt. Die «sigen Lichtreklamctafeln sind erloschen und was beinahe beängstigend er­scheint. der Autoverkehr ging im Zuge der Benzinverknappung und Rationierung stark urück. ..Hie iiorsb is eoming back", schreiben ie amerikanischen Zeitungen, das Vferd kommt wieder. Wer hätte das gedacht, daß aus dem Broadway noch einmal Pferoedroschken auftauchen würden? Und Zweiräder... Der Neuyorker fährt Rad! Aber mit der Woh­nungsverdunkelung will es noch nicht klap­pen. Die Neuyorker hielten sich noch nicht an die Vorschriften der Behörden, klagen die Zei­tungen. es müsse wahrscheinlich erst einmal ein lehrreicher Luftangriff kommen. Im übri­gen wird gegraben. Man schafft an allen Ecken und Enden Unterstände. Sogar die Gangsterkneipen aus der Zeit der Prohibi­tion. die sämtlich unter der Erde liegen, wur­den teilweise als Unterstände eingerichtet.

Auch die erste Kostprobe der Rationierung haben die Nenyorker inzwischen erhalten. Beim Zucker, Benzin und Fleisch hat es an­gefangen. aber an maßgeblicher Stelle wird auch die Rationierung anderer Lebensmittel gefordert, damit die ärmeren Schichten nicht benachteiligt würden. Im Zuge dieser Maß­nahmen hat man auch die Belieferung der Etzlokale eingeschränkt. Die Folge davon ist. daß die Kunden Schlange stehen. Die Inhaber der Restaurants haben vor ihren Lokalen Bänke aufgestellt, und die Kellner verteilen an die Wartenden Nummern, damit jeder weiß, wann er an der Reihe ist. Im Stra­ßenbild herrscht die Uniform vor. Hunderl­rausende von Frauen und Männern hat man in den zivilen Hilfsdienst gesteckt. Auch das Bild der Zeitungen hat sich verändert. Die

Artikel über die Baseballhelden, die früher die ersten Seiten füllten, sind in den Hintergrund gedrängt worden. DieDaily Mail" schreibt, Europareisende, die nach USA. kämen, seien sehr erstaunt, wenn sie sähen, daß man in Neu- york ein immerwährendes Siegessest feiere, obwohl nirgends ein Sieg errungen worden sei. Der Vcrgnügungstanmel hat alle Men­schen in einem Maß erfaßt, daß man wirklich glauben könnte, man begehe ein rauschendes Siegesfcst. Getanzt wird zn jeder Tageszeit, und im Laufe der Monate wurden 500 neue Klubs aufgemacht, die im Festcfeiern den Ton angebcn. Es wird viel Geld verdient, aber die Möglichkeit, sich für den Verdienst etwas zu kaufen, wird immer geringer, da die Dros­selung der Luxilswarenfabrikation sehr stark ist und von Tag zu Tag zunimmt. So geben die Menschen jhr Geld fast ausschließlich in Pergnügungslokalen aus.

Der amerikanische Produktionsleiter Do­nald Nelson warnte kürzlich die Bevölkerung, den Krieg nicht so leicht zu nehmen, und er sagte wörtlich:Vorläufig leben wir noch von unserem anfyespeicherten Fett, aber bald wer­den auch wir an die Knochen und an die Muskeln kommen..." Der Krieg hat auch neue Gangstertypen geschaffen, die von Haus zu Haus gehen und Aktien neugegründeter Fabriken für synthetischen Gummi anbieten, die nicht existieren, oder den Wehrpflichtigen Aerzte empfehlen, die gegen ein bestimmtes Honorar Krankheiten festslellen oder Medizin verschreiben, die ein Leiden vermitteln und vor der Einziehung bewahren.

Stark vermehrt haben sich die Juwelen-, Antiauitäten- und Gcmäldehändler. Die Ware stammt aus Europa und wurde von Emi­granten zu Geld gemacht. Wer unter den Neureichen etwas aus sich hält, der legt sein Geld in Rubens. Frans Hals und Rembrandt an. Es spielt dabei durchaus keine Rolle, daß sie nicht echt sind. Von einem Kunstverständ­nis kann natürlich nicht die Rede sein. Es

sind dieselben Leute, die früher ihre Zimmer mit schlechten Lithographien füllten. Nenyork scheint plötzlich das Weltzentrum für den Kunsthandel geworden zu sein, meinen die Zeitungen, nur fehlen die Kunstkenner. Es wird heute mit Gemälden gehandelt wie früher init Eisschränken und Kaugummi. Apropos, Kaugummi! Wrighley, der Fabri­kant dieses Gummis, Multimillionär und Snob PSI' exoellence, hat seine Fabriken schlie­ßen müssen. Die Behörden haben ihm die Herstellung von Kaugummi verboten, weil es angeblich an Rohstoffen fehle. Die letzten Re­serven wurden den amerikaüischen Soldaten ans die Reise nach Nordafrika mitgegeben.

Im Straßenbild fallen weiter die Samm­ler von Eisenabfällen und alten Metallbestän­den auf.Rohstoffe sind knapp!" liest man auf allen Plakaten.Deshalb überprüft eure Rum­pelkammer, ob sie nicht wertvolle Bestände für die Metallsammlung enthält!" Das hätte sich Amerika, das Land der unbegrenzten Mög­lichkeiten, auch nicht träumen lassen, daß cs einmal die Nohproduktenhündler bemühen müßte, um die Bundesgenossen mit Waffen versorgen zu können. Die Verkehrsvcrhält- nisse stehen gleichfalls ganz im Zeichen des Krieges. Früher verkehrten zwischen Neuyoxk und San Franzisko am Tage zwölf Maschi­nen heute nur noch zwei. Die Eisenbahnen sind' überlastet mit dem Transport von Kriegs­material. Der Lebensstandard ist erheblich ge­sunken. Die Zeitungen vergleichen die Jahre 1932 und 1912, wobei sie fcststellen, daß da­mals wenig Geld und viel Ware vorhanden gewesen sei, heute aber viel Geld und wenig Ware. Die Preise sind insgesamt um 15 v. H. gestiegen. Die Hotels stehen leer, da die Fremden von Uebersee ausbleiben. So wirft der Krieg seine-Schatten auch auf diese 12- Millionen-Stadt am Hudson, und Leute, die das Geld dazu haben, flüchten aufs Land, weil ihnen das Kriegsgesicht Neuyorks nicht mehr gefällt.

Kulturelle Notizen

Neues von de« Württembergische« Staatstheatern. Anläßlich dcS Heldeugc-enktagcs ist am Sonntags im Groben Haus Richard WagnerSTristan und Isolde" angescht. Als Isolde gastiert Kam­mersängerin Annv Konebnt von der Wiener Staats- opcr: de» Tristan singt Friß Wiudgaffen. Im Kleine» HanS wird zum Heldengedenktaa Gerhard Schumanns TragödieG u L r n n ö To b" gege­ben. Ai» 18. März gelaugt im Groben HanS das neue Werk von Carl OrsfDie Klug e? zur Erstaufführung in der Inszenierung von Gene­ralintendant Gustav Dcüarde: die musikaltfche Lei­tung bat Generalmusikdirektor Herbert Albert. Am gleichen Abend wird außerdem Hermann Neuttcrö BallettDie Kirmes von Delft" crstauf- gefübrt.

»>»«. Georg Schmückte las in Heilbronn. Bei einer Moraenveranstaltnng im Stabttbeatcr Heilbronn laS Ganamtsleitcr Dr. Georg Schmückte aus eige­nen Werken. Die starken Eindrücke bei allen Hörern wnrdeil noch durch den Vortrag eines Abschnitts aus dein demnächst erscheinenden neuen Roman des Dichters,Heinrich, König und Kaiser", vertieft.

Lilicntbal-Denkmiinze sür Oskar UrsinuS. DaS Präsidium der Lilienthal-Gesellschaft für Luftkabrt- forschung bat dem Rhön-Vater OSkar ll r- sinns anläßlich seines 65. Geburtstage., die Lilientbal-Denkmünzc verliehen. Die Lilicnthal-Gc- scllschast cbrt damit seine ^großen Verdienste nm den fliegerischen und technischen Nachwuchs der deut­schen Lnfifabrt. .

75 vom Hundert Tichcche» ivrechcu Den,ich. Datz Interesse der Tschechen für die Erlernung der deut­schen Sprache wird immer reger. So lerne» gegen­wärtig in Prag etwa 75 vom Hundert der Tilde- chcn Deutsch. Da schon bisher ein großer Teil der übrigen Tschechen von früher über eine zureichende Kenntnis des Dciitschcn verfügte, darf wohl ange­nommen werden, daß znkünstig die Verständigung in deutscher Sprache allgemein möglich ist.

Deutsche Klinik in Minsk. In Minsk wurde die erste deutsche Klinik für den Generalbczirk Weiß- r n t b c n i c n eröffnet, in der 36 Kranke «nter- gebracht »vcrden können.

Tuberkulose- und Krebssorschertagnng in Paris. Die Internationale Bereinigung für Tuberkulosr- und Krebsforschung hielt in Paris eine Konferenz ab, an der deutsche und französische Fachärzte, teilnabmen.