ednn der Wirth und zwei seiner Leut«, deren Phisiognomien füglich atS Schild seines Hauses (,,->Ue tre wascbei-c" zu den drei Maskcn( dienen konnten, machten sich fort­während im Zimmer etwas zu schaffen, und schienen auffallend bemüht, den Inhalt un­seres Gesprächs zu erfahren.

Nach einigen Minuten nachdenklichen Schweigens, daS nur durch das murmelnde Latein deS Geistlichen unterbrochen war, während seine Augen ängstlich an denen deS Signor Vinccnzo hicngen, sprach dieser: Freunde! Sie haben sehr unüberlegt ge­handelt, und uns Alle in eine Lage gebracht, die im höchsten Grade gefährlich ist. Hand an einen Italiener dieses Schlages zu legen, heißt einen Funken in ein Puvlcrfaß werten, oder besser, in ein geschliffenes Messer grei­sen. , Wir sind fünf Männer, das ist wahr," fuhr er fortallein glauben Sie mir, die Zahl unserer Gegner ist jcgli- chenfalls uiwerhälinißmäßig größer, und überdcm fehlt uns jede Waffe, denn Knüttel allein, wie ihre Ziegenhainer, richten nichts auS, wenn der Spielraum gebricht, um sie zu gebrauchen. Es muß also Vorsicht und List von unserer Seite diese Mängel ersehen. Sie alle sind Fremde mit Ausnahme unseres würdigen Priesters hier sind Deutsche, also voll Muth; allein Sie sind noch zu kurze Zeit in Italien gewesen, um das Volk und die Art, cs zu behandeln, vollkommen gelernt zu haben. Ich muß demnach der Vernunft gemäß bitten, mich allein wallen zu lassen und meinen An­ordnungen unbedingt Folge zu leisten."

Natürlich versicherten wir einstimmig, uns seinen Befehlen ohne Widerrede unter­werfen zu wollen.

Man wird uns nun," sprach er weiter und seine Stimme sank zu einem Flüstern hinab,man wird uns nun aus die gewöhn­liche Weise für die Nacht trennen, das heißt, Jedem ein besonderes Zimmer anweisen; dieß ist cS aber, was wir unter allen Umständen zu verhindern suchen müssen, doch so, daß es nicht den geringsten Verdacht erweckt, alS muthmaßten wir irgend etwaL Unrechtes. Wir bleiben demnach hier in dieser wüsten Halle zusammen um den ge­deckten Tisch, lassen UN» ferner Wein, Brod und Früchte geben, und sonach behalt Jeder wenigstens eine blanke Waffe sein Messer nämlich die unsere Vertheidigungssähig-

keilen bedeutend erhöht, da sammtliche col- teiu eine ganz respektable Länge und Schärfe haben. Diese taktische Maaßregel ist nun vor der Hand das erste und sicherste Mittel, unsere Gegner in Schach zu halten, die ohnedieß vielleicht nicht geneigt sepn dürften, eine offene Feldschlacht anzubietcn, selbst wenn ihre Streilkräste den unsrigcn überlegen sepn sollten. Den Schlaf müssen wir für die wenigen Nachtstunden aufgeben."

Eben hatte er diese Worte gesprochen, als die Thür sich öffnete/ und unser Haupt­feind Giuseppe hereintrat. In seiner rauhen und kurz abgesioßenen Redeweise, die uns dicßmal besonders widerlich klang, fragte er: w;nn die Signori morgen abzureisen gedächten. Dabei lag in seiner Fratze et- was teuflisch Boshaftes. so daß uns allen die positivste Gewißheit aukgieng , der sata­nische Kerl habe nur unsere Abreise nach dem Hades im Sinn.

Giuseppe, was ist die Uhr?" fragte der Kapitän.

Zehn Uhr und ein Viertel," cntgeznete er rauh;die Herren haben lange gespeist ; Sie werden wenig schlafen, denn wir müssen frühe fort, wen» wir noch nach Bologna wollen.

Giuseppe, wir können morgen nicht früh fort, wenigstens nicht vor fünf Uhr, denn erstens sind wir noch nicht müde, und wol­len noch eine Zeitlang sprechen und trinken, dann aber kommt um vier Uhr ein Courier dcS preußischen Gesandten, der dem Signor Tenenke einen Brief zu bringen versprochen hat, welchen er in den wasclx-i-e," cm- pfang-nsoll. Um fünfUhr also haltet Wagen und Pseade bereit."

Gut, Signor! Um fünf Uhr also.'"

Damit gieng er hastig zur Thür hinaus, während uns nicht entgangen war, daß ihn die Nachricht von dem Courier etwas stutzig gemacht hatte.

Diese Lüge," sagte Dincenzo, als Jener fort war, wird uns in so fern nützen, als der Vetturin doch nun glauben muß, daß Ihre Abreise von Florenz, und vor allem Ihr Nachtlager in dieser Locanda, von Leu­ten gekannt ist, die nicht unterlassen würden, bei einem etwaigen Verschwinden ihrer Per­sonen, genaue Nachforschungen anzustellcii. Jetzt lassen Sie un« daS Weitere ruhig aber mit Vorbedacht erwarten. Sollte unsere Vorsicht überflüssig gewesen sepn, desto besser!