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zerstört hatte, damit ihre lieben Hände den Ban von Neuem beginnen mußten.

(Fortsetzung folg,.)

An einen F r c u n d.

Nanntest eine Leide nsblume mich in deiner Liebe, Freund,

Fühle nichts von solcher Blume, doch du hast cs gut gemeint.

Aber immer wird mir klarer, daß ich eine Distel bin,

Eine Distel üppig blühend, ästcvoll und saftig grün.

Was den Glauben mir gegeben, ist ich sag' dir's traulich still

Das, daß eine Heerde Esel immerdar mich fressen will.

Verschiedenes.

In der französischen Dcputirtenkammer sind die vielen Köpfe wieder einmal nicht unter Einen Hut zu bringen. Das Ministerium verlangt einen Cre­dit von 10 Millionen zur Ausrüstung einer Flotte nach der Levante. Statt aber kurz und gut die Sache abzumacbcn, hält man lange Reden, sogar von poetischem Werth wie Lamartine, und kommt immer zu keinem Entschluß. Dieß war dem Kö­nig gar zu langweilig, er ließ deßhalb die Flotte ohne Weiteres ausrüsten, bestellte den Admiral Roussin zum Befehlshaber und gab Befehl, die Anker zu lichten. Guizot ist zum Botschafter in Constantinopcl ernannt worden, zeigt aber keine rechte Lust, den schwierigen Posten anzunchmen.

Man spricht davon, der Herzog von Nemours, der so eben in Lissabon angekomme» ist, werde eine Tochter des Herzogs Ferdinand von S. Coburg hcirathen.

Am Gcburtsfeste des Erbgrvßhcrzvgs von Wei­mar wurde der Student Engel, der eines tödtli- chen Duells wegen auf Z Jahr zu Festungsarrcst auf der Wartburg vcrurtheill war, begnadigt und sofort in Freiheit gesetzt, da er sich die Liebe und das Vertrauen der Richter und der Aufseher durch Anstand, Ordnung und ausgezeichneten Fleiß zu erwerben wußte-

In den Waldungen von Mittelfranken haben die Raupen in diesem Jahre so arg gcwüthet, daß die Krcisregierung neben dem geschärften Verbot des Einfangens von Wald- und Singvögeln, auch das Sammeln und Verkaufen von Ameiseneiern bei Z bis 2; Gulden Geldstrafe untersagt hat.

Allenthalben denkt man schon auf eine würdige Feier des Jubiläums der Buchdrucker- kunst auf Johannis 1840. I» Erfurt gicbt jeder Buchdruckergehülfe wöchentlich 1 Silbergroschcn, «Heils zu den Koste» des Festes, thcilS zur Bildung eines Fonds zu Unterstützung alter Vuchdruckerge« hülfen.

Wer in Paris noch sieht, mag wohl ziisehcn, daß er nicht falle. In Paris sind seit dem Neu­jahr 500 Handelshäuser gefallen mit einer Schul- dcnmaffe von 35 Millionen. In der ersten Woche deS Iunius allein gab es 86 Fallimente.

Den Schneidern ist nun einmal das Sticheln so zur Gewohnheit geworden, daß sic cs nicht lassen können und sollicn sic de» Kopf darüber verlieren. So hatten die i» Paris gerade blauen Montag, als die MaiRebelle» unter starker Bedeckung in ein anderes Gcsängniß gebracht wurde». Die Schnei­der stichelte», ein alter Grenadier ver stand daS krumm, gab dem ersten mit seiner Flintenkolbt solch einen derben Stoß, baß alle vor Schreck zu Boden fielen.

Charade.

Warum sinkt dein thränenschweres Auge Nieder stets zur Mutter Erde hin?

Ob des Freundes Mund dir Tröstung hauche, Ob die Liebe winkt mit treuem Sinn! Nimmer hebt dein Blick vom Boden sich, Thcure! sage mir, was kümmert dich?

Ach! mein Herz fühlt nicht der Freunde Nähe, Nimmer strahlt der Tröstung holdes Licht! Ob ich niedcrblickc, ob zur Höhe Sich erhebt das weinende Gesicht.

Nur zwei Silben fühlen Herz und Geist, Einsam steh' ich trostlos und verwaist.

Fliehst du heitre lachende Gefilde,

Liebst du nicht der Wiese bunten Flor, Ziehest du des öden Waldes Wilde Jedem Reiz des heitern Thales vor?

Laß mich denn mit dir zum Bache stiehn, Den zwei andre Silben schwarz umziehn.

Hin zum Grabesacker laß mich gehen, Dorthin wandle immer ich allein!

Schon seh' ich das düstre Ganze stehen Was wir liebend den Entschlafnen weihn.- Dies allein auf grün geschmückter Flur, Trägt mit mir des trüben Kummers Spur.