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Verschiedenes.

P In der Gemeinde Sivay-la-Perch« erwacht« neulich eine Bäuerin vom kläglichen Geschrei, wel­ches ihr Kind ausstieß; als sie zur Wiege eilte, fand sie das Gesicht des Kleinen mit Blut bedeckt und eine Natter darauf, welche durch die Nase einzukricchen versuchte. Die Mutter hatte im Garten Wäsche getrocknet und in dieser vermuihlich das Thier mitgebracht.

ch Au Commercy war einem wohlhabenden Manne nach 24 tähriger Ehe endlich ein Kind geboren wor­den , und er lud seine Freunde ein, diese Freude festlich mit ihm zu begehen. Eben brachte der glücklich« Vater eine» Toast aus das Wohl des Neugebornen aus, als man ihn benachrichtigte, das Kind liege im Sterbe». Blaß, entgeistert, stürtzt er an die Wiege er halte bereits aufgedbrt, Va­ter zu scyn. Der Eindruck dieses Ereignisses war so fürchterlich, daß dem Unglücklichen die Haare ausgicngen, und er in weniger als zwei Stunden gänzlich kahl war.

^ 2» Avilliers, einem Dorfe des NordDepar- tcments, hat eine Frau von Zy Jahren Drillinge zur Welt gebracht, zwei Knaben und ei» Mädchen sämmtlich im besten Wohlseyn. Diese Fruchtbarkeit wurde aber von einer Brüssler Handwcrksfrau noch übcrtroffss», welche drei Knaben und ein Mädchen gebar, die sich sammt der Mutter gänzlich wohlauf befinde».

ff- In neuester Zeit fabriciren die Chemiker Ber­linerblau aus Regenwürmern. Wie man dabei zu Werke geht, hat Vogct dargeihan. Er ibdlcte die Würmer durch stark verdünnte S chwcfel>äure, trocknete sie dann an der Sonne und zuletzt im Ofen aus, pulverte sie, glühte 8 Theile davon mit Z Theilen Kalt in einem Tiegel, bis Rauch und Flamme verschwunden waren, kochte die Kohle mit Wasser aus, füllte die filtririe Lösung durch 5^ Tbeil reinen Eisenvitriol und 6^ Theilen Alaun, und trocknete dann das gefüllte und ausgewaschene Verlinerblau. Es betrug 2 ^ Tbeil.

ff- In Darmsiabt, Hamburg und Frankfurt hat die Zunft der Damenschneider alle Anstrengungen gemacht, den vielen Schneiderinnen, die sie so sehr beeinträchtigen, endlich das Handwerk einzustcllcn. Ein Fräulein Wolfs in Bockenheim bei Frankfurt nahm aber diese letzteren kräftig in Schutz und sucht vor der öffentlichen Meinung den Grundsatz auszufechicnf, daß in Rücksicht der Delicatcsse in unserem Jahrhundert kein Frauenzimmer gezwun­gen werden könne, sich von andern als weiblichen Händen ihre Kleider anpaffen zu lassen.

ff- Eine neue gute Aussicht bei schlechten Korn-

aussicbten. Wenn die Lappländer kein Korn haben, so bereiten sie ihr Brod aus Stroh. Dieses, be­sonders Haberstroh, wird in einem ausgchöhlten Steine mit einem anderen kegelförmige» zu einem seinen Pulver zerrieben, welches mit Rcnnthicrmilch zu einem Taig «»gemacht, in Kuchen geformt und auf einem platten Steine welcher, aus einen in der Mitte des Zeltes befindlichen Feuerherd gestellt ist, geröstet wird. Diese Kuchen sollen einen recht angenehmen Geschmack haben und eine recht gesunde nahrhafte Speise geben, wie man aus der Farbensrische und der Wohlbclcibtheit dieses Volkes schließen kann, welches selten Fleisch ißt und sein Getreide fast nie reise» sieht. Ein Reisender, Dr. Robert, meint: Sollte dieser Gebrauch uns nicht zur Nachahmung aufmunlern, wenn auch nicht zur Nahrung von Menschen, doch zur Fütterung der Pferde ss Sollte man nicht in Kriegszciien ein Mittel ausfindig machen können, um bas Stroh in Kuchen oder Brod zu verwandeln, wie dicß i» den Zuckerfabri­ken mit dem Abfall der Runkelrüben geschieht? Ich glaube, man würde dieses Verfahre» bei allen Arten von Viehfuller und selbst bei den Kartoffeln anwenden können. Auf diese Weise würden sich in einen kleinen Raum Substanzen zusammenpreffcn lassen, deren Transport sehr beschwerlich ist, und die dem Aufenthalt auf der Landstraßr. der Feuers- gesahr und dem Verderben durch Regen ausgcsctzt sind. Und würde man endlich nicnt im Stande seyn, bei Mangel an Getreide vermittelst tragbarer Gerälhschaften das in dem Magazin oder noch auf dem Felde befindliche Stroh augenblicklich in Pul­ver zu verwandeln. Ich nehme keinen Anstand zu behaupten, baß diese improvisiere Art von Mehl in gewissen Umständen selbst den Soldaten von einigem Nutzen seyn könnte, wenn es von ihrem Bäcker im Bivuak auf dieselbe Weise bereitet wird, wie bei den Lappländer».

Nachtrag. Unterjettingen, Oberamts Herrenberg. Meine Wirthschaft ist bereits zu 5650 fl. verkauft, ich behielt mir jedoch 6 Tage Be­denkzeit bevor, und wird solche dem­jenigen der inner dieser 8 Tage am meisten darauf bietet, zugesagt werden.

Den 23. Juni 1359.

Lammwirrh Wolfer.

ssxxMLrül!