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ihrer Pachtung zurück, und traf wieder ihren Nachbar auf dem, Wege. Ls entspann sich zwischen ihnen folgendes Gespräch: „Seyd ihr wieder zurück, Frau Nachbarin, Ihr habt wohl Euer Gctraide verkauft'?" —„Ja," antwortercte die Pächtcrin.
— „Ihr hattet einen schönen Vorratb, Ihr habt wohl ein Hundert Thaler davon gelöst." — ,,Noch etwas mehr, ich bringe Z07 Franken zurück." — „DaL viele Geld muß Euch beschwerlich fallen, laßt mich es tragen." — „Ich danke Luch, ich kann es schon tragen, es ist mir nicht zu schwer."
— „Gebt mir doch Euer Geld." — „Nicht doch, ich will es selber tragen." — „Gebt mir Euer Geld, oder...." und damit ließ er ei» großes Messer vor ihren Augen leuchten. — Die arme Pachten» war vor Furcht auffeisich, und gab ihr Geld hin. Die Straße lief in zwei Pfade aus, der Mann schlug den einen ein, und die Pächtcrin ging auf dem andern weiter, der nach ihrem Hause führte. Aber bald holie sie der Räuber wieder ein, und sagte ihr: „Ich habe mir cs überlegt, ich habe Euch Euer Geld genommen, Ihr werdet mich beim Maire anzeigcn, ich muß Euch lödten." — Die Pächterin schwur hoch und theucr, sie wolle nichts anzeigcn, er sei arm, und sie verzeihe ihm von ganzer Seele, auch könne sie den Verlust der geringen Summe verschmerzen, und flehte ihn an, ihr das Leben zu lassen. — „Nein, ich fürchte Euch, Ihr müßt sterben. Glcicv in der Nähe ist eine Mergelgrube, wählt, ob ich euch hineinwcrfen, oder ob ich mein Messer gebrauchen soll." — Die Frau wählte endlich nach vielem vergeblichen Bitten und Flehen den Tod in der Mcrgclgrube, da sie dort noch eine unerwartete Hilfe hoffen konnte. Er schleppte sie mit sich bis dahin, und zwang sic, sich zu entkleiden, damit ihre Leiche nicht zu bald an ihren Kleider» erkannt werden könnte. Eben wollte sie der Mörder in die Grube hinabstoßen, va siel cö ihm »och ei», zuzusehen, ob sie tief genug sei), und Wasser enthalte, er raffle also einen Stein auf, und beugte sich über den Rand der Grube, um ihn hinein zu werfen. Die Pächtern! verließ in der Todesangst die Geistesgegenwart nicht, sie warf sich mit verzweifelter Anstrengung auf den Mörder, stieß, ihn mit aller Kraft in die Grude, und eilte so schnell sic konnte, nach Chatillon zurück, wo sie beim Maire, von dem, was ihr begegnet war, Anzeige machte. Der Maire begab sich am andern Morgen bei guter Zeit an den von der Pächtcrin» bezeichneten Ort, und sie fanden da den Mörder ertrunken; er hielt noch in der einen Hand den Beutel mit dem Geldc, das ihn zu seinem Verbrechen vermocht hatte.
Wundertrank. Ein Apotheker zu Palermo hat «inen Wunderlrank bereitet, welcher die Geisteskräfte sanft anrcizt, die Phantasie mit anmuthigen Bildern
beschäftigt «nb treffende Einfälle hervorbringt. Dat Fläschchen sechs Gaben enthaltend, kostet einen Scudi.
Jimmerfeuerwerk. Ein Feuerwerker in Rom ver. fertigt für häusliche Feste Mignon-Feuerwerke von herrlichster Zeichnung und buntestem Farbenspiele» die in jeder Stube abgebrannt werden können und statt des lästigen Pulvcrdampfs die köstlichsten Wvhl- gcrüchc verbreiten.
Neue Erfindung. Nun kann der Krieg losgehen, An Kugeln wirds nicht fehlen. In Hannover hat ein Dorfschmid eine Kugelpressc erfunden, die in fünf Minuten üoo Kugeln liefert; ferner einKano« nenschloß, das so gearbeitet ist, daß kerne Nässe das Zündloch erreichen kan», und endlich auch ein« sechspfündige Kanone aus Eisen geschmiedet.
Der Gereiste. „Na, i sag eng, s'is kan Fleckcl auf'« ganzen Erdboden, wo i nit,in meiner Jugend war," erzählte ein dicker Wiener im Kaffcc- hazisc. „Da sind Sie wohl sehr in der Geographie bewandert?" fragte ihn Jemand. „Ne, dort Hab i nit gcwondcrl, aber nahe dabei," antwortete der Weitgereiste.
Der Schuldner. „Hörens, wann werden Sö mir denn a Mal zahlen '?" fragte Herr Zentner einen bösen Schuldner, dem er gerade begegnete. „Mein bester Herr, wir wüßten schon lang, wie wir denn eigentlich stehen, aber t wußt nit ob Sö sich mit C oder A schreiben." „Ist dös a Frag, mit den I." „Dann lhuts mcr leid," sagte bedauernd der Schuldner, „da müssend warten, denn i zahl nach'» ABC."
Gute Einrichtung. Ein Freund führt den an- der» in seinen Weinkeller. Als dieser eben gewahr wurde, daß kein Ort zum Sitze» da war, fragte er den Hausherr» um die Ursache. „I Habs drum geihan," sprach dieser, „weil i nitt will, daß »ran so viel trinkt, bis man nit mehr stehen kann."
Ruhige Antwort. Ein alter Herr wurde von einem jungen Mädchen gefragt, was denn das Beste am Weinstocke wäre. „Schaun'S, Lceß cr nit frißt d' Weinbcrln," war die Antwort.
Der Müller. „Was für a großer', Herr wohnt denn da'?" fragte ein Witzling von der Straße aus seinen Bekannten, der zum Fenster her- aussah. „A großer Herr ? warum denn ?" "ES schaut ja an Aff aus n' Fenster." „Ne, ne, Sö sein im Irrthum, da wohnt a Müller, denn s'steht der Esel vor der Thür."