sich mit wildem Blick, mit entsetzlicher Stimme, „ja verflucht— verflucht will ich seyn, hinabgeschleudcrt in die tiefste Hölle, wenn jemals wieder diese Hand eine Karte berührt! — Und wenn Ihr mich dann von Euch stoßt, Angela! so scyd Ihr es, die rettungsloses Verderben über mich bringt — o Ihr wißt nicht — Ihr versteht mich nicht — wahnsinnig müßt Ihr mich nennen — aber Ihr werdet cs fühlen, Alles wissen, wenn ich vor Euch liege mit zerschmettertem Gehirn — Angela! Tod oder Leben, gilt cs! — Lebt wohl!" —
Damit stürzte der Chevalier fort in voller Verzweiflung. Vertun durchblickte ihn ganz, er wußte, was in ihm vorgegangen, und suchte der holden Angela begreiflich zu machen, daß gewisse Verhältnisse eintretcn könnten, die die Nothwcndigkeit herbciführcn müßten, des Chevaliers Geschenk anzunch- mcn. Angela entsetzte sich, den Vater zu verstehen. Sic sah nicht ein, wie es möglich seyn könnte, dem Chevalier jemals anders als mit Verachtung zu begegne». Das Verhängnis, welches sich oft aus der tiefsten Tiefe des menschlichen Herzens, ihm selbst unbewußt, gestaltet, ließ das nicht Gedachte, das nicht Geahndete geschehen.
Dem Chevalier war cs, als sey er plötzlich aus einem fürchterlichen Traume erwacht: er erblickte sich nun am Rande des Hvllcn- abgrunges, und streckte vergebens die Arme aus nach der glänzenden Lichtgestalt, die ihm erschienen, nicht ihn zu retten — nein! — ihn zu mahnen an seine Verdammniß.
Zum Erstaunen von ganz Paris verschwand die Bank des Chevalier Menars aus dem Spielhause; man sah ihn selbst nicht mehr, und so kam cs, daß sich die verschiedensten, abenteuerlichsten Gerüchte verbreiteten, von denen eins lügenhafter war als das andere. Der Chevalier vermied alle Gesellschaft, seine Liebe sprach sich aus in dem tiefsten, unüberwindlichsten Gram. Da geschah es, daß ihm
in den einsamen, finstern Gängen des Gartens von Malmaison plötzlich der alte Vertu» in den Weg trat mit seiner Tochter. —
Angela, welche geglaubt, den Chevalier nicht anders anblicken zu können, als mit Abscheu und Verachtung, fühlte sich auf seltsame Weise bewegt, als sie den Chevalier vor sich sah, todtenblcich, ganz verstört, in scheuer Ehrfurcht kaum sich ermuthigend, die Augen aufzuschlagen. Sie wußte recht gut, daß der Chevalier seit jener vcrhangnißvollcn Nacht das Spiel ganz aufgegcben, daß er seine ganze Lebensweise geändert. Sie sie allein hatte den Chevalier gerettet aus dem Verderben: konnte etwas wohl mehr der Eitelkeit des Weibes schmeicheln?
So geschah cs, daß, als Vertua mit dem Chevalier die gewöhnlichen Höflichkcitsbczcu- gungcn gewechselt, Angela mit dem Ton dcS sanften, wohlthucnden Mitleids fragte: „Was ist Euck, Chevalier Menars, Ihr seht krank, verstört aus? In Wahrheit, Ihr solltet Euch dem Arzt vertrauen."
Mau kann denken, daß Angela'» Worte den Chevalier mit tröstender Hoffnung durchstrahlten. In dem Moment war er nicht mehr derselbe. Er erhob sein Haupt, er vermochte jene aus dem tiefsten Gemüth hervor- quellcndc Sprache zu sprechen, die ihm sonst alle Herzen erschloß. Vertua erinnerte ihn daran, das Haus, das er gewonnen, in Besitz zu nehmen.
„Ja," rief der Chevalier begeistert, „ja, Signor Vertua, das will ich! — Morgen komme ich zu Euch; aber erlaubt, daß wir über die Bedingungen uns recht sorglich be- rathen, und sollte das -auch Monate lang dauern."
(Fortsetzung folgt.)
Auflösung des Räthsels in Nro. 9y u. 100.
D i e M o d e.
Leder.
. Nagold. Wegen des Christfestes wird am nächsten Dienstag kein Blatt ausgegeben, es wird deßhalb Höst, gebeten Inserate die keinen Aufschub leiden gef. bei Zeiten einzusenden, damit solche dem nächsten FreitagsBlatte einverleibt werden können.
Am 13. Dezember 1833. Die Redaktion.