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nieberwerfen." Herr von Donald, in der äußersten Verwirrung, wagte nicht die Augen zu dem Manne aulzuheben, den er so schwer und so mulhwillig beleidigt hatte. „Sehen Sie mich an, mein Herr," fuhr der Prinz fort, „ich kann wohl die Züge eines Scpthcn haben, aber ich habe nicht seine Rohheit. Wa» habe ich je mir ihnen gemein gehabt und welcher Beraubung können Sie oder die Ihrigen mich anklagen?" — „Ach! gnädiger Herr," rief der, Professor aus, „die ganze Stadt könnte bezeugen, daß eS nicht Ihr Name ist" — „Hält!' unterbrach ihn der Prinz; ich kann nachsichtig scpn für das, waS mich de- trifft; aber Sie würden mich zur Harte zwingen, wenn sie weiter gicngen. Wie hat ein Mann, dessen Erfahrung in dem Wechsel de» Lebens und unter den Prüfungen des Unglücks gereist ist; ein Mann bei welchem ich eine intellectuelle Fähigkeit voraussetzen muß, wie hat der Anstand und Schicklichkeit die die ersten Grundlagen jeder Gesellschaft sind, so sehr vergessen können, um sich eine so grobe Injurie zu erlauben? Ich weiß, daß cS nicht an Schriftstellern fehlt, die immer geneigt sind, dir Krieger wie Räuber zu behandeln; aber eS ist eine seltsame Verwirrung der Begriffe, ohne Unterschied unter diesem Anathema alle diejenigen mit zu begreifen, die für die Verthcidigung oder den Ruhm ihres Vaterlandes fechten. Wenn bas Schicksal mich beruft, drei Millionen Menschen zu regieren, so wird man sehen, was für ein Räuber ich bin. Und wenn die Jugend, in deren Händen Ihr Buch sich befindet, Rechenschaft über eine solche Meinung von Ihnen begehrt, wenn sie Sie auf- gefordert hatten, ihr die Unthaten des Ge- nerals zu nennen, den Sie so an seiner Ehre angriffen, sagen Sie. mein Herr, was würden Sie geantwortet haben? Auf welche Anklage hätten Sie Ihr Urtheil gestützt? Die Schande, mit welcher sie meinen Namen zu bestecken suchten, wäre unvermeidlich auf den Derlaumder zurückgefallen. Und wissen Sic, Unvorsichtiger! welche Strafen die Gesetze aller Länder auf Vcrläumdung und Diffamation setzen? Ich würde, um sie un- glücklich zu machen, nicht nöthig haben, zu den Gesetzbüchern Frankreich» meine Zuflucht zu nehmen: eS würde genügen, die Gesetz
gebung ber Hamburger, in deren Mitte Sie leben, anzurufen. Mögen Sie, Mein Herr, diese Leckiou benutzen," fügte der Prinz hinzu, der schon erweicht war durch die Niederge, schlagenheit der Kopfes mit weißen 'Haaren, „vergessen Sie nicht, daß ein Professor, bei welchem Unterricht ei immer s:§, nur ehren- wcrthe Grundsätze auSsprechcn und genug Meister seiner Leidenschaften sepn soll, um nicht sie als Vorschriften aufzustcllen,"
Der Prinz fragte hierauf den Herrn von Donald, wie viele Exemplare er noch von der letzten Auflage seiner Grammatik übrig habe, und befahl ihm, diese Exemplare nach seinem Hotel bringen zu lassen.
Man begreift leicht, daß Herr von Donald, froh, nach einem so großen Schrecken, so leichten Kaufes davongekommen zu se-n, sich beeilte, zu gehorchen. Wie groß war seine Verwunderung, als man ihn von dem Prinzen den Preis der bei dem Gouvernement nicdcrgelegten Exemplare zurückbrachtk. Sein Erstaunen vermehrte sich noch am folgenden Tage, denn der Marschall schickte ihm die Tags vorher bezahlten Exemplare selbst zurück, und ließ ihm sagen, daß er sie noch benutzen könne, wenn er einen neuen Carton einlegen wolle.
Bcrnadotte hatte sich bei der ganzen Sacht grvssrnüthig gezeigt, der letzte Schritt konnte in der That nur in einer hochherzigen Denkart seine Quelle haben, denn er bewies, daß er die weitere Bekanntmachung der beleidigenden Stelle nicht im Geringsten scheute. Wir haben nicht nöthig hinzuzufügen, daß der Carton gemacht wurde und alles läßt glauben, daß die ungeschickte Phrase dießmal ganz verschwand. Der Verfasser der Grammatik sah endlich ein, daß im Laufe von Revolutionen beleidigende Persönlichkeiten zu gefährlich sind und daß selbst die größten Entfernungen vor den Folgen der Derlaum- dung nicht sichern.
Auflösung der Charade in Nro. 6z.
1. Name. 2. Nagold. (Fluß.) 3. Nagold. (Stadt.) 4. Antal. 5. emr. 6. Anna. ,