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mit seinen 8 bis 9 Miss. Einwohnern könne wohl eine französische Colonie werden, die reichste und einträglichste in der Welt.

Aus Berlin. Die Zahl der hohen Gaste an dem königlichen Hofiager ist so groß, daß zu einer Fahrt nach Potsdam außer allen königlichen Pferden noch 6oo bei der Post bestellt waren. Die Kaiserin von Rußland ist sehr leidend. Unter den Gasten ist auch der überall herzlich begrüßte König von Wür- temberg mit seinen beiden schönen Prinzes­sinnen. Die kaiserliche Familie wird eine längere Zeit in dem Schlosse Fischbach in Schlesien zubringcn und VaS Nicjcngcbirge besuchen. Der Kaiser wird bald nach Peters- bürg zurückgehen, im Juli aber mit unserm König nach Töplitz reisen.

Als bei der große» Revue in Berlin der Kaiser von Rußland und sein Sohn, der Großfürst, an der Spitze ihrer Regimenter Vor dem König von Preußen vorüberzogen, wurden sie von lautem allgemeinen Jubel des Volkes begrüßt. Ander» wars, als der Kö­nig von Hanover vorüberritt; die Zeitungen sagen nicht näher, wie.

Die alte Melodie. Die Empörung auf der griechischen Insel Hydra ist vorüber und Alles zur Ordnung zurückgckehrt. Der Gouverneur, den man durchaus im Meer hatte ersäufen wollen, kehrte trocken zurück und wurde von allen Behörden der Insel feierlich am Ufer empfangen ; das Volk schrie und rief aus Leibeskräften: eS lebe der Kö­nig ! Sie hätten'- in der Hitze gethan, sagen die Hhdrioten, und wolltcn's im Leben nicht wieder thun.

Nicht blvS für die Lebendigen sind die Eisenbahnen angenehm, auch die Tobten kommen schneller an Ort und Stelle an. Kürzlich bemerkten die Reisenden auf der Eisenbahn von London nach Liverpool zu ihrem Erstaunen, daß sich in ihrer Gesellschaft ein Leichnam befand. Der Sarg stand un­bedeckt unter ihrem Sitz.

Die Cultur schreitet in der Türkei mäch- tig voran. Der Sultan hat einen Mundkoch nach Wien geschickt, der in der dortigen kai- ser'.ichen Hofküche wienerisch und kaiserlich

kochen gelernt hat. Am letzten Portiuncula- fcst legte er seine erste Probe zur allgemeinen Zufriedenheit und seiner eigenen Entzückung ab.

Homonyme.

Des Bettlers Unstern.

Schon in der Jugend lernt' ich zu meinem Acrgcr dich kennen,

Wenn in der «schule die Zeit sich aus- dchnte so lang.

Da verließ ich dich nur; um dich auf's Neue zu finden.

Denn zu der Kaufmannschaft hatte Papa mich bestimmt.

Und nachdem ich auf dir lang deine Ge­schäfte versehen.

Schickte man endlich hinaus mich auf die offene See;

Was du mir mitgabst, schützte mich dort vor Hunger und Kummer;

Aber ich fand vor dir selbst auf dem Meere nicht Ruh;

Dort auch stieß ich, acht wieder auf dich; bald hatte das Ufer,

Dein verräthnschcS, unS Tod und Ver­derben gebracht.

Endlich,' entrannen wir dir und nach verschie­denen Fahrten

Nahm der Hafen uns auf einer bedeuten­den Stadt.

Doch in der Stadt auch fand ich nur dich bei verderblichem Spiele,

Und mein böses Geschick wollte noch, daß ich dich hielt.

Freilich rächte zunächst an dir sich das grau­same Schicksal;

Aber in deinen Verfall zogst du mich lei­der hinein.

So bin ich Bettler geworden, dem traurig­sten Tode verfallen,

Bald von Rasen vielleicht deckst du mein bleiches Gebein.

Auflösung der Räthftls ln Nro. 6z. (Das Lager.)