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Der Fürst Milosch von Serbien scheint in der That mit Kriegsgedanken umzugchen. Er hat 12 Stück Kanonen in Wien gießen lassen, die als Meisterstücke der Kunst betrachtet werden. Das größte Kunststück sollen sie aber erst ab- legen.

In der Hänel'schen Buchdruckerei zu Mag­deburg welche die vorzüglichsten Einrichtungen hatte, brach am 1. Mai Feuer aus und griff mit solcher Schnelligkeit um sich, daß in we­nigen Stunden der angestrengtesten Thätigkeit ungeachtet, sämmtliche Gebäude mit allen Utensilien, Maschinen, Einrichtungen und Borrathen ein Raub der Flammen wurden. Nicht einmal die Manuskripte konnten geret­tet werden.

Der Elegant eines Landstädtchens.

Der Elegant eines Landstädtchens unter­scheidet sich von dem Elegant einer größern Stadt hauptsächlich dadurch, daß er bloS am Sonntag Elegant ist. Am Werktag hat er keine Zeit, da hat er entweder in der Schreibstube, oder im Laden, oder in der Apotheke oder auf dem RathhauS zu thun. Am siebenten Tage aber, da ist er ein wahr­hafter Elegant. Er ist neu gekleidet, d. h. er hat seine Sonnlagshoscn, seine Sonntags- siiefel, seine Sonntagsweste, seinen Sonn- tagsrock und ein frisch gewaschenes Hemd an. Er glanzt Vom Kopf bis zum Fuß, den Kopf selbst d. h. die Haare nicht aus­genommen, denn diese sind stark pomadisirt. Der neue Hut Werktags trägt er eine Kappe sitzt auf dem linken Ohre, das bedeutet etwas naiv leichtsinnig sen­timental Geniales; das Haar sicht aus wie ein Knäuel verwirrten Garns, denn eS war die Nacht vorher mit Fließpapier auf­gewickelt worden, das bedeutet ApvlloAnlagen; sein Kopf steckt steif und fest in einer Kra- Vatte mit Vatermördern daß man beides Sticht mehr trägt, weiß er noch nicht, und hr blinzelt aus ihr heraus, wie ein Eichhörn­chen aus seinem Käfig; das bedeutet Ent­schlossenheit mit List gepaart. Hauptbestand- theile seines Wesens sind Stock, Bürste, Lorgnette, Sporen und Handschuhe. Den Stock trägt er der Quaste halber, und ver­tauscht ihn nicht selten mit der Reitpeitsche.

Die Sporen liebt er sehr, weil sie klingeln, nicht de» Reitens wegen, denn er liebt da» Fußgehen und hat besondere Gründe, weder im Reiten noch im Fahren cxcelliren zu wollen. Die Bürste ist eine Art rauher Pferdsbärste, die er alle Augenblicke aus der Lasche zieht, um sein Haar zu striegeln. Die Lorgnette bedeutet eine interessante Au­genschwäche und ist ihm, was dem Esel dir Ohren. Die Handschuhe trägt er bloS in der Hand damit sie nicht verderbt werden.

. Sein erstes Geschäft ist. eine Pfeife zum Fenster hinaus in Hemdärmeln zu rauchen, damit man seine Unthätigkeit sehe. Dann geht er in die Kirche, um seinen Putz sehen zu lassen, nachher pflanzt er sich an irgend einem öffentlichen Platze auf, und ist in dieser Beziehung dem Eckensteher Raute sehr ähnlich, den Witz abgerechnet. Die Haupt­sache aber ist der Spaziergang nach dem Essen. Seine Freunde haben sich zu ihm gesunden; eine Cigarre im Munde, eine Pfeife ist Sonntags auf den Straßen sehr gemein wählt man die bevölkertsten Straßen, die beliebtesten Spaziergänge; ihre Arme sind fest in einander verschlungen, denn sie sind intime Freunde, so intim wie zwei Pferde an einem Wagen; sie lachen und scherzen laut, denn es darf es Jedermann wissen, daß sie höchst witzig sind; sie beneh. men sich höchst ungenirt, denn sie haben Bildung und verstehen bon toa. sie bedienen sich fremder Redensarten, als ^8, vor/ weil, bon, ri SIKNOI-, das beweist, daß sie alle Sprachen verstehen, sic sprechen oft von hohen Herren und schönen Damen, denn daran ersieht man, daß sie ganz genau mit denselben bekannt und liirt sind; sie essen Viel und trinke» blutwenig, das macht, sie wollen immer trocken und nüchtern erscheinen, waS ihnen auch noch nie mißlungen ist; sie sprechen viel und verstehen alles am besten, und zwar aus lauter natürlicher Anlage, nicht weil sie etwas gelernt haben.

Am Montag klopfen sie ihre Kleider aus und hängen den ElegantiemuS auf sechs Tage in den Kasten.

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