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die man beim Hafner hat, an; alle diese Mittel sind wahre Kiste und die Kinder sterben häufig daran des Vergiftungstodes, wenn nicht schon die zurückgetriebenen Hautausstoßungen unter Gichtern den Tod herbeiführcn, und cS ist daher sehr vor diesen Mitteln zu warnen, aber nicht viel weniger schädlich sind stark trocknende Pulver, wie Ziegelmchl, Eichenrinde, so wie auch die verschiedenen Fette, Rind­schmalz, Augenbuttcr, der Sah wenn man Butter ausläßt und andere Salben mit denen diese Ausstoßungen beschmiert wer­den. Am besten werden diese Ausstoßun­gen durch Reinlichkeit, Waschen mit war­mem Saifcnwasser, oder lauer Milch, wenn sie zu stark sind, beschränkt, ein unschädliches Mittel ist auch bei zu star­kem Wundseyn das Bestreuen mit Bär­lappenmehl, das man in jeder Apotheke haben kann. Alle diese Regeln gelten auch in Beziehung auf die Hautaussto­stungen älterer Kinder, des bösen Kopfes der Ausstoßungen im Gesicht und der Krähe der Kinder, sie sollen nicht geschmiert werden mit Salben, wenn man nicht an den Kindern zum Mörder werden will.

8) Hieran reihen sich nun Vorurtheilc und Mißbräuche bei erkrankten Kindern. Zuerst gehört hichcr das sehr allgemeine Vorurtheil, man könne den Kindern keine ärztliche Hülfe brauchen, d. h. der Arzt wisse bei so zarten Geschöpfen nichts zu thun, es sey das Kleine, zu schwach zum Einnehmen u. s. w. und so überläßt man es höchst pflichtvergessen seinem Schicksale. Es ist dieß ein höchst ungegründctes und sündhaftes Vorurtheil, gegen welches nicht genug gekämpft werden kann, da ihm noch so viele Kinder zum Opfer werden. Ein weiteres Vorurtheil besonders bei altern Kindern ist, das Kind nimmt nichts ein und daher kann man nichts gebrau­chen. Ob dieses gleich oft wegen der schlech­ten Erziehung der Kinder und der Schwach­heit der Eltern, welche den Eigensinn und Ungehorsam des. Kindes nicht zu

beugen wußten, Grund hat und diese daher ihre Lieblinge oft aus eigener Schuld verlieren mäßen, so ist cs ebensooft Pflicht­vergessenheit und Geldgciz, es kostet na­türlich etwas, daß man dem Kinde Hilfe verschafft, aber weil cs nur ein Kind ist, läßt man es gehen, wäre es ein Kalb ein Füllen oder sonst ein Hausthier, so würde man sogleich Hülfe suchen. Unter die Mißbräuche gehört besonders zu spät herbcigerufcne ärztliche Hülfe, nachdem man zuvor Quacksalberei und alle Mittel, welche Aberglauben und- Betrügerei an die Hand geben in Anwendung gebracht hat. Ferner der Mißbrauch .von Haus­mitteln, Schlaftränkchen, Larir- und Brech­mittel, so wie auch erhitzender Getränke, des Weins und sogar des Branntweins wodurch der Tod so vieler Kinder, wie es vorigen Jahres bei der Ruhr geschehen, hcrbcigeführt wurde.

9) Verwahrung vor herrschenden und zum Theil ansteckenden Krankheiten. Hier wäre Verhütung der Erkältung durch zweckmä­ßige Kleidung, Vorsicht im Umgänge mit andern kranken Kindern und eine ange­messene Ernährungsweise hauptsächlich zu empfehlen, besonders aber hüte man die Kinder vor dem für sie äußerst schädli­chen Genüsse geistiger Getränke.

10) Endlich gehört noch der Mangel an gehöriger Volksbclchrung in Kirchen und Schulen, sowohl über zweckmäßige phy­sische Erziehung, als auch über Behand­lung der Kinder bei etwa verkommenden unter ihnen herrschenden Krankheiten hieher und ich glaube wohl, daß es auch ein Gegenstand des Unterrichts in den Werktagsschulen der ältern Söhne und Töchter seyn dürfte um jede Gelegenheit zu ergreifen, über einzelne Punkte dieser wichtigen Sache zu reden und die Miß­bräuche und den Aberglauben unter dem Volke in dieser Beziehung abzuschaffen.