Veit mit ganz neuem Ueberzug, und mißhan­delte Mann und Frau; ein Knabe von Z Jahren bat ihn knieend, er möchte doch sei­nen Eltern nur das Bett wiedergeben. Der Husar stößt ihn unbarmherzig Don sich. Die Tochter läuft ihm nach, halt ihn am Dol- nian fest und fleht um Barmherzigkeit. Er nimmt sie und wirst sie in den Brunnen, der im Hofe sieht und rettet seinen Raub. Nach Jahr und Tag bekommt er seinen Ab­schied, setzt sich in die Stadt Neisie in Schle- sien fest, denkt nimmer daran, was er einmal Verübt hat, und meint, es ftp schon lange Gras darüber gewachsen. Allein, was ge­schieht im Jahre ig 06 ? die Franzosen rücken in Neisie ein; ein junger Sergeant wird Abends einquartirt bei einer braven Frau, die ihm wohl aufwartct. Der Sergeant ist zufrieden führt sich ordentlich auf und scheint guter Dinge zu sepn. Den andern Morgen kommt der Sergeant nicht zum Frühstück. Die Frau denkt: er wird noch schlafen, und stellt ihm den Kaffee ins Ofenrohr. Als er noch nicht kommen wollte, gieng sie endlich in das Stüb- chen hinauf, machte leise die Thüre auf und wollte sehen, ob ihm etwas fehlte.

Da saß der junge Mann wach im Bett, hatte die Hände in einander gelegt, und seufzte, als wenn ihm ein großes Unglück begegnet wäre, oder als wenn er das Heim­weh hätte, oder so etwas, und sah nicht, daß Jemand in der Stube war. Die Frau gieng leise auf ihn zu, und fragte ihn: was ist Euch begegnet, Herr Sergeant, und wa­rum scpd Ihr so traurig; da sah sie der Mann mit einem Blick voll Thranen an, und sagte: die Uebcrzüge dieses Bettes, in dem er heute Nacht geschlafen habe, hätten vor iz Jahren seinen Eltern in der Cham­pagne angehört, die in der Plünderung Alles Verloren und zu armen Leuten gewor­den wären, und jetzt denke er daran, und sein Herz ftp voller Thranen. ES war der Sohn des geplünderten Mannes in der Champagne, er kannte die Uebcrzüge noch, und die rothcn Namensbuchstaben, womit sie die Mutter gezeichnet hatte, waren ja auch noch daran. Da erschrack die gute Frau und sagte, daß sie dieses Bettzeug von einem braunen Husar gekauft habe, der noch hier in Neisie lebe, und sie könne nicht da­

für. Da stand der Franzose auf und ließ sich in das Haus des Husaren führen, und erkannte ihn wieder.

Denkt ihr noch daran," sagte 'er zu dem Husaren,wie Ihr vor >6 Jahren einem unschuldigen Manne in der Champagne Hab und Gut, und zuletzt auch noch das Bett aus dem Hause getragen habt, und Ihr habt keine Barmherzigkeit gehabt, als Euch ein achtjähriger Knabe um Schonung anflehte, und denkt Ihr an meine Schwester An läng­lich wollte der alte Sünder sich entschuldigen, es gehe im Kriege nicht Alles, wie eS solle, und was der Eine liegen lasse, hole doch ein Anderer; und lieber nehme mau eS sel­ber. Als er aber merkte, daß der Sergeant der nämliche ftp. dessen Eltern er geplündert und gemißhandelt hatte, und als er ihn an seine Schwester erinnerte, versagte ihm vor Gewissensangst und Schrecken die Stimme, und er fiel vor dem Franzosen auf die zit­ternden Kniee nieder, und konnte nichts mehr herausbringcn, alsPardon l" dachte aber: es wird nicht viel helfen.

Der geneigte Leser denkt Vielleicht auch: jetzt wird der Franzose den Husaren züchtigen, und freut sich schon darauf! allein das konnte mit der Wahrheit nicht bestehen; denn wenn das Herz bewegt ist. und vor Schmerz bre­chen will, mag der Mensch keine Rache neh­men. Da ist ihm die Rache zu klein und verächtlich, sondern er denkt: wir sind in Gottes Hand, und will nichts Böses mit Bösem vergelten. So dachte der Franzose auch, und sagte:daß Du mich gcmißhan- delt hast, verzeihe ich Dir, daß Du meine Eltern gemißhandelt und zu armen Leuten gemacht hast, das werden Dir meine Eltern verzeihen. Daß Du meine Schwester in den Brunnen geworfen hast, und sie dadurch vcr- unglückte: das möge Dir Gott verzeihen." Mit diesen Worten gieng er fort, ohne dem Husaren das Gerinstc zu Leide zu thun, und cs ward ihm in seinem Herzen wieder wohl. Dem Husaren ward es aber nachher zu Muth, als wenn er vor dem jüngsten Gericht gestanden und keinen guten Bescheid bekommen hätte, denn er hatte von dieser Zeit an keine ruhige Stunde mehr, und soll nach einem Vierteljahre gestorben sepn.