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„Zyto!" rief er endlich: „was meinst Du dazu?" Auf diesen Ruf trat ein bisher un- bemerkter Mensch aud dem Haufen der zu- schauenden Menge hervor, gieng auf den Baicrn tot und verschlang den ganzen Gaukler mit Haltt und Haaren, so daß er nur die etwas unsauber» Schuhe ausspuckte. Nach einigen Minute» begab er sich auf die Seite an ein Gefäß voll Wasser und gab den Ehrenmann unversehrt wieder von sich, der nun über und über cingewcicht uyd tric? send aus dem Fasse herauestieg. Alle geladenen und ungeladenen Kunslstüikmacher wichen schüchtern zurück,-und überließen dem Meister Zyto das Feld.
Zyto war aber auch ein Hexenmeister, der seines Gleichen suchte. Ihm war eS eine Kleinigkeit, bald in eigener, bald in fremder Gestalt, bald im Kittel bald im Purpurrocke zU erscheinen, ohne sich in der Garderobe umzukleiden. Wenn andere Leute auf gebahnter Straße gingen, so schwamm Zyto in einem großen Teiche oder in einem Bache oder Flusse hinterdrein, und wenn der König in einem großen Wagen, mit sechs oder g Plcrden bespannt, auSfuhr, so folgte ihm Zytv auf einem Kinderwagen, von Hühnern oder Tauben gezogen. Ehe man sichs versah, hatte die ganze erlauchte Tischgesellschaft stakt der Hände Schscnklauen und Pferdehufe, so daß Niemand in die Schüssel langen und die Eßlust befriedigen konnte. Alles saß wie versteinert. Doch nicht lange so bestand Alles wieder in Ordnung.
Auf einmal erhebt sich auf der Straße ein seltsames Getümmel. Herren und Damen eilen nach den Fenstern um zu sehen, was eS Neue» giebt. Zu Jedermanns Der- j wunderung bemerkt man nicht das Geringste was den Lärm verursacht haben könnte. Allein, so wie die HinauSschauenden die Köpfe zurückziehen wollen, sind ihnen auf einmal große Hirschgeweihe aus den Stirnen hervorgewachscm die kaum zu einem Scheu- «enthore, geschweige denn zu einem Fenster hineinzubringen sind. Nach langer Angst fallen die Geweihe ab, die Gäste kriechen unter Herzpochen zurück, und eilen den verlassenen Tellern zu. Diese finden sie 'zwar aber die Schüsseln sind alle auSgeleert.
An rrichbesetzten fürstlichen Tafeln mag
ein solcher Schabernack hingehen; aber Zyto schonte auch armer Leute nicht, wenn ihn die Lust, Menschen zu äffen, befiel. Einst brauchte er Geld. Da nahm er eine Menge Strohwische, verwandelte sie in Schweine, und verkaufte' si- an einen Bäcker, den er warnte, die Schweine ja nicht in die Schwemme zu treiben. Aber der Bäcker achtete des Verbots nicht, rmd ließ die Thiere ins Wasser bringen. Und waS geschah? Die Schweine sankcnunter, und an ihrer Stelle schwimmen Strohwische umher. In voller Wuth lief der Bäcker Straße auf, Straße ab, um den betrügerischen Schwcinehändlcr aufzusuchcn. Nach langem Bemühen trifft er ihn in ei» nem Wcinhause auf einer Bank ansgcsircckt schlafend. Hastig ergreift er das eine Bein desselben, um ihn aufzuwecken; aber — o Schrecken! — er reißt eS ihm samt dem Schenkel auS. Nun war Zyto oben darauf. Heftig bedrohte er den Bäcker, ihn vor Gericht zu belangen und in harte Strafe zu bringen. Das wollte der Betrogene nicht abwarten, sondern trug auf einen gütlichen Vergleich an, zu welchem sich Zyto nach langem Weigern verstand. Ein ansehnliches Löscgeld befreite den Bäcker von der Anklage und re hatte noch obendrein den Verdruß zu sehen, wie sich der Zauberer daS ausgcriffene Bein wieder anseyte, und mir nichts, dir nichts, auf und davon lief.
Charade.
Dreisilbig.
Natur, in deinem Feierkleide
Bist du so lieblich und so schön»
Und hast die ersten Silben beide In Gärten, Wiesen, Feld und Haide Zu deinem Schmuck dir ausersehn.
Die Dritte hat voll bittrer Tropfen DeS Schicksals Hand mir oft gewährt. Und unter bangem Herzensklopfen Hab ich sie dennoch ausgeleert;
Da» Ganze ist die zarte Hülle,
Worin da» Erste hold gedeiht.
Bi» sich'» in seiner Schönheit Fülle Zum Schmuck der Mutter lieblich weiht.