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gerade durch ihr von oben herab zum Ver­wundern wohl unterhaltenes und äußerst wirksame.?, Feuer.sich so fhatig undmuthvoll benommen hatten, daß auch ahnen allerdings großer Dank gebührte. Jstdeß giebt dieß wieder einen neuen Beweis, daß der höchste Gras des MutheS sehr oft in dem höchsten Grade der Furcht seinen Grund findet.

Alle Ausgänge und untern Fenster des Hauses waren mit Soldaten besetzt, und die Gefangenen zum Transport in einer langen Reihe mit Stricken fest an einander gebunden.

Mittlerweile war auch über die Hälfte der Bürgerschaft des allarmirten Städtchens hcrbeigeeilt. Jeder Winkel des Hause« wurde nun von Bürgern und Soldaten gemcinschaft- lich durchsucht, und so auch die alte Dattel und der lange Michael gebunden im Stalle gefunden, und den übrigen Gefangenen, bei- gcfellt. Unter den Tobten fand man auch den rvthbartigen Krüger. .

Jetzt stieg man in den Keller; ein ver­pestender Gestank kam den Eintrctcnden entgegen. Gräßlicher Anblick; Dort lagen neben menschlichen Gerippen halbverwcsete verstümmelte, Leichname, und unter diesen allerlei geraubtes Gut nebst einer Menge Waffe». Schaudernd brachte man die Ef­fekten hinauf, und beschloß nun einmüthig diesen Ort des Schreckens zu' verlassen.

Doch wüthend waren die Bürger und über alle Maaßen ergrimmt, ein solches Mord- und Naubnest in ihrer Nahe gehabt zu haben und man ließ sie gewähren.

Kaum hatte man noch Zeit, Wagen und Pferde ins Freie zu bringen, so loderte auch schon an allen vier Ecken des Gebäudes die Flamme zum Himmel empor, und beleuch­tete das kleine, aber desto blutigere Schlacht­feld.

Ehe sich unsere geretteten Reisenden in ihre Wagen verfügten, ließen sie sich unter Gottes freiem Himmel auf ihre Kniee nie­der, mit lauter Stimme Dem ihren Dank zu bringen, der sic so wunderbar gerettet. Nie ist wohl ein innigere- Gebet zum Him­mel emporgestiegen.

Darauf gieng es langsam dem Stadt- chen zu. Noch eine große Strecke leuchtete die FruerSbrunst dem Zuge der Bürger und Soldaten, welche die gefangenen Mordgesel­

len, meist furchtbar ausschende Kerls, von denen wohl ein Drittheil todt auf dem Platze geblieben, und eben, so viel verwundet mit- geschleppt wurden, in ihrer Mitte führten.

Man langte im Städtchen an, und die Geschichte ist zu Ende wenn wir vorher noch Folgendes bemerken:

Der Räuber der mit Wopciech die Ret­tung herbeigcführt, konnte zwar nicht der richterlichen Untersuchung entzöge» werdet^ doch wurdest ihm die verheißene» hundert Dukaten jetzt baar ausgezahlt, und er dem Gericht aufs Kräftigste empfohlen. Man erfuhr in der Folge, daß er nach der Aus­sage aller übrigen Genossen, wirtlich noch kei­nen Mord begangen habe, sondern nur als Späher gebraucht worden fty. Er war da­her, in Berücksichtigung feines letzten Beneh­mens, mit einer erträglichen Gefänginßstrafr um so mehr davongekvmmen, als auch die Aeltern der Geretteten sich kräftig für ihn verwendet hatten. Nach Abbüßung dieser Strafe hatte er von seinen hundert Dukaten einen Kram km Städtchen angefangen, und nährte sich davon still und ehrlich.

Die klebrigen hatten den Lohn ihrer Tha- ten durch Rad und Galgen gefunden.

Woyeiech, der Jäger, dieso treu bewährte Seele, erhielt, nachdem er von Allen reich­lich beschenkt worden, auf den Gütern sei- nes Herrn bald nach der Heimkehr eine ein­trägliche Oberförsterstelle. Auch die übrigen Diener wurden beschenkt und nach und nach auf den Gütern versorgt; Urbanski aber ward noch nach langen Jahren als GreiS' von den ehemaligen jungen Wildfänge» dir jetzt alle ehrbare Familienväter geworden waren, verehrt und geliebt, fand bei Jedem derselben seine Heimath, und wurde, so oft er die Runde bei ihnen machte, jedesmal freudig und mit offenen Armen empfangen.

Immer gedachte man der SchreckenSnachk auf der Reise nach Warschau, und noch bis auf die heutige Stunde erzählen spate Enkel von der damaligen Bedrangniß ihrer Väter.