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türlich ihm ausserordentlich ergeben würde, auf seinen Nacken sprang, ihn umarmte und liebtoste, so wie er in das Zimmer trat. Um diese Zeit begegnete er eines Tages, als er .auf der Straße ging, einem Knaben, Dem Sohne des Juden Mousa. den er,' indem er ihm Feigen zu geben versprach, in sein HauS lockte; und darauf in seinem Garten in ein Gemach verschloß, welches weit von der Straße und allen übrigen Häusern der Stadt entfernt war, so daß der Knabe Niemand den Lrt wo er gefangen gehalten wurde, entdecken konnte. Nachdem der Jude meherre Tage lang seinen Sohn gesucht hatte, ohne das Geringste von ihm zu hören, so setzte er voraus, daß er entweder ertrunken sei), oder auf einem Spaziergange ausserhalb der Stadt einem Schwarme herumziehendcn Beduinen in die Hände gefallen scpn müsse. Da er sein einziges Kistd war, so fiel er in die äusserste Verzweiflung/ bis er endlich eines TageS zufällig vernahm, daß gerade um die Zeit, wo" sein Sohn verloren gegangen war, man' ihn in Gesellschaft von Hadschi Musiapha gesehen habe. Im Augenblicke ging ihm ein Licht auf, und er erkannte in dem Verluste seines Sohnes eine List, durch welche der Türke sich wegen seine? Betruges mit den Buttergeläßcn rächen wollte.. Sogleich lud er ihn vor den Kadi, klagte'ihn an, seinen Schn in seiner Gewalt zu haben, und Verlangte , daß ihm der Knabe alsbald zurückgegeben werde. Mustapha läugnete Anfangs Alles ab; als ^ aber einer der Zeugen bestimmt erklärte, daß er den Knaben- mit ihm in sein Haus habe' gehen gesehen und der Kadi bereits den Spruch fällen wellte, daß er ihn todt oder lebendig vor das Gericht stellen müsse, rief er aus: „Ja illah el Allah! Es ist kein Gott ausser Gott, und seine Macht ist unbegrenzt; er kann Wunder thun. wenn es seiner Weisheit gut däucht. ES ist wahr, Effendi," fuhr er fort, indem er sich an den Kadi wandte, „daß ich den Sohn des Juden Mousa bei meinem Hause vorübergehen sah; und wegen der alten Freundschaft, die zwischen mir und seinen Vater bestand, lud ich ihn ein, hereinzukommen und einige Feigen zu essen, die ich eben gepflückt hatte. Der
Knabe dankte mir indessen meine Gastfreundschaft schlecht^ er war grob und ungezogen und verging ,,ch so sehr, daß er sogar den Namen unseres heiligen Propheten lästerte. Aber kaum waren die Worte über seinen Lippen, so wurde er, zu meinem Staunett und Schrecken, in einen Affen umgcwandelt. In dieser Gestalt will ihn vorführen, und zum Beweis, daß ich die Wahrheit spreche, sollt Ihr sehen, daß er sogleich seinen Vater wieder erkennen wird." Nachdem er so gesprochen halte, ließ eie, Diener, der aussen wartete, den Affen los in den Divatt; und da dieser sah, daß der Jude unter allen Anwesenden allein die Tracht trug, an welche er gewähnt war, nahm er ihn für seinen Herrn, sprang an ihm hinauf und hängte sich ihm mit so zärtlichen Geberden um den Hals, wie man sie nur von einem Kinde erwarten konnte, das seinem Vater wieder gegeben worden wäre. Di-ß war das Einzige was noch fehlte, um die ganze Versammlung von der Wahrheit der Geschichte zu überzeugen, die Mustapha erzählt halte. „Ein Wunder! ein wahres Wunder!" riefen sie aus; „Gott ist groß und Mohamed ist sein Prophet." Dem Juden wurde befohlen, den Affen zu sich zu nehmen und sich von dem Gerichtshöfe zu entfernen. Ei» gütlicher Vergleich war jetzt das einzigr Mittel, welches ihm übrig blieb: so wie cs dunkel wurde, daß Niemand ihn bemerkte, ging er daher zu seinem Nachbar Mustapha und erbot sich, all-dasGeld zu erstatten, welches er aus den Butter'töpfen genommen hatte. Der Türke, der seinen Zweck erreicht hatte, willigte ein, seinen Gefangenen frei zu geben; doch machte er, um seinen Kredit nicht zu verlieren, aus daß das Kind insgeheim abgeholt würde und daß der Vater sogleich mit seiner ganzen Familie den Platz verlassen sollte. Der Glaube an die Wahrheit des Wunders blieb daher ungeschwächt, und so groß war die Verachtung, in welche die Juden in Folge dieses Vorfalls fielen, daß sie einer nach dem andern, allmählig abzogen, und seitdem bis auf diese Stunde nie wieder Juden in Ha- mah gewohnt haben.