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Erlasse der Königlichen Bezirks- Behörden.

Nagold, Freudenstadt, Horb. Auszüge aus dem

landwirthschaftlichen Wochenblatt

für das

Großherzogthum Baden.

Jahrgang igZ 4 - aus Nro. z und folgend.

Uebcr die Errichtung von Gemein­de-Backöfen.

(Fortsetzung.)

Ein solcher Gemeindebackofen gewährt ferner noch folgende weitere Vortheile, als: z) die große re Sicherheit des Eigen­thuine vor Feuersgefahr. Jedermann, weicher die gewöhnliche Lage der meisten Einzelbackdfen entweder im Wohn- gebäude selbst, oder in Anbauen, in der Nahe von Scheunen rc. und deren Bauart kennt, wird sich überzeugt haben, wie leicht dieselbe, namentlich in dem gewöhnlich ver­nachlässigten Zustande, zu Feuersbrünsten Veranlassung geben können, und schon oft gegeben haben. Auch diese Gefahr wird durch Anlage von Gemeindebacköfen auf die wünschenSwerthcsie Weise entfernt.

4) Werden durch dieselben große Unbequemlichkeiten und son­stige üble Folgen, welche die oft in den Wohnstuben stehen- den Backöfen verursachen, be- fettig t.

Nicht selten ist in einem Bauernhause nur mit sehr großen Aufopferungen ein Platz zu einem Backofen zu finden.

Diese Unbequemlichkeit ist durch Anlage eines Gemeindebackolens ebenfalls entfernt, und der Platz zu einer geschickten Wohnslub gewonnen.

z) Durch die Entfernung der Back­öfen üb er hast Pt würde m anchcr Landmann einen Raum gewin­nen, der für andere Zwecke taugt.

Allen diesen Portheilen kann auch nicht ein einziger erheblicher Nachtheil cntgegen-

gchalten werden, und nur Vorurtheile ober tadclnSwertheS Festhalten am Hergebrachten können der Einführung dieser nützlichen, all­gemeinen Backanstalten noch im Wege stehen.

In dem Großherzogthum Baden befinden sich, so viel uns bekannt ist, dermalen nur drei solcher Gemeindebackösen, und zwar:

1) in der Gemeinde Richen, Amts Eppin- gen. in welcher diese Anstalt obwohl schon seit 72 Jahren bald mehr bald weniger in Aufuabme erst seitdem sich der dermalige Bürgermeister Gebhardt und Rentmeister Heubergermit Klug- heit und Thaiigkeit der Sache angenom- men haben, 15 Jahre lang in ungesiör- ter Ordnung, zur Zufriedenheit der gan­zen Gemeinde, besteht.

2) Auf dem Großherzogl. Eisenhüttenwerke Altbruck, Bezirksamt Waldshut. welche- bei einer Bevölkerung von 236 Köpfen mit einer kleinen Gemeinde zu vergleichen ist, erfreuen sich die Arbeiter seit vielen Jahren einer ähnlichen, durch den dorti­gen Großherzogl. Hüttenverwalter H c l- bing ins Leben geführten wohlthätigen Anstalt. Der

dritte Gemeindcbackofcn wurde in dem Ver­flossenen Jahre durch die Einwirkung deS Großherzogl. Bezirksamtes Eppinge» und die Lhäligkeit des Bürgermeisters W ein­reut er in der Gemeinde Schlüchtern zur vollkommenen Zufriedenheit der dor­tigen Einwohner errichtet, und man darf bei der Aufmerksamkeit, die der Großhcr- zogliche Oberamtmann Ortallo in Eppingen dieser Sache widmet, hoffen, daß die andern Gemeinden dieses Amtes diesem schönen Beispiele bald Nachfolgen werden.

Der GemeindeBackofen in Ri- chen liegt fast am Anfänge des Dorfes. Der Weg von ihm bis zum entferntesten Hause beträgt wenigstens 500 Schritte*).

Er ist einstöckig, von Holz erbaut, dient zugleich zur Wohnung des Bäckers, und enthält

*) Besser ist cs, wenn das Backhaus möglichst kn der Mitte des Dorfes, und wo möglich ander Hauptstraße liegt.