spielen^ ES begann eine Art von Tanz, die er nie zuvor gesehen, und er spielte mit gltiDter Fertigkeit eine Musik, hie er nie gehört hatte, und deren wunderliche Melo- bleen er nie zu wiederholen vermochte. Eine Stunde lang wirbelte alles in lustigem Taumel, dann trat jedes Paar ernst und schweigend vor Görgen, ihn mit scharfen Blicken betrachtend. Man fragte ihn! „was forderst du für eine Belohnung?" Der Mahnung gedenkend, zog er ängstlich und stumm seinen zwischen die Kniee geklemmten Hut hervor, und hielt ihn demüthig bittend hin. Der Fragende ergriff eine Kohlen- schaufcl, fuhr damit in den Kamin, und schüttete dem zitternden Görgen einen Haufen glühender Kohlen in den Hut. Sein erster Führer winkte freundlich und geleitete ihn zum Thor hinaus; plötzlich verschwand alles, und in dichte Finstcrniß gehüllt, stand Gorge auf dem nämlichen Platz, wo ihm der Geist in den Weg trat. Er erholte sich von seiner Betäubung und eilte dann nach der Hcstnath zu, sich nicht wenig ärgernd über den glimmenden Höllenlohn, den man ihm statt des gehofften blanken Goldes gereicht hatte. Gern hatte er die Kohlen gleich weggeworfen, wenn er nicht den Zorn der Geister gefürchtet hätte: indeß wurde der Hut immer schwerer, und er vermochte kaum ihn fort zu schleppen. So wie er seine Hütte erreichte warf er die schweren Kohlen auf die Seite und zog die THÜre geschwind hin- ter sich zu. Eilig kroch er in sein Bett, Und versank erst spät in einen tiefen Schlaf. Sobald er erwachte, stand der ganze Spuk lebendig vor ihm; er lief zu sehen, ob sein Hut nicht verbrannt sei. Zu seinem Erstaunen fand er ihn unversehrt, und als er ihn herumdrehte, fiel aus dem Futter ein wunderliches altes Goldstück heraus. Nun rannte er nach den ausgeschütteten Kohlen, fand aber statt des gehofften Goldes nur ein Häufchen todter Steinkohlen; er raffte sie alle zusammen, aber jeder Versuch damit mißlang. Da stand nun RothkopfS Görge und ärgerte sich, sein Glück so verscherzt zu haben. Das gefundene Goldstück machte ihn ärmer, als er zuvor war, weil es ihn stets an seinen Verlust erinnerte. Doch als rin lustiger Spiclmgnn ergab er sich endlich
darein, und dankte später Gott, daß er kein reicher Mann geworden war. „Machte mir das eine Goldstück schon so viel Sorge," rief er oft, „wie sehr würde mich der ganze Hut voll gepeinigt haben!"
H e r r M i ch e l.
sEine Erzähluna.sl
Michel ward des alten Pächter McrtcnS Knecht; Doch nach wenig Wochen fand er Nichts mehr recht; Kuchen mager, Butter alt,
Bette hart, und Stube kalt.
Wenn die Erbscnschüssel-auf dem Tisch erschien, Tunkt er seinen Löffel umzewcndet drin»;
Und dann sprach er spbttig" h:
„Klebst du dran, so eß' ich dich!"
Bald des Dienens müde, saun er hoch umher. Nahm ein Weib, und dachte: Hai nun bin ich Herr. Doch so mancher Jugcndtranm Ist gar oft nur bunter Schaum.
Ach das eigne Tischchen deckt sieb nicht so leicht, (Wic's am fremden Heerde Michel däucht;)
Auch der unsrige fand um's Jahr Diesen Spruch nur gar zu wahr.
Schute sich mit Schmerzen (aber ach zu spät) Nach der Erbsenschüffel und dem harten Bett'; Immer größer ward die Noth Und die Sorg ums trockne Vrod.
Nun zum alten Wirthe tritt er flehend ein- Eine» halben Scheffel Erbsen ihm zu leihn.
Jener schweigt und führet ihn Nach der Vorrathskammer hin.
Hier am Erbsenhaufcn stehn sic still und stumm, Mertin,' ror dem Scheffel kehrt die Schaufel um, Stößt ffe ein, und spricht für sich:
„Klebst du dran, so mcß ich dich!"
Michel weint. — Der Alte sichts und spricht mit Ernst:
„Wohl dir, wenn du weinen und dich bessern lernst! Nimm die Erbsen zum Geschenk,
Und scy meiner eingedenk!
Dächten alle jungen Brüder Michels doch An den Lrbscnhaufen ugd den Doppclspruch: Klebst du dran, so cß ich dich!
Klebst du dran, so mcß ich dich!