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empfindlichste Rach« verdient; aber die Natur hat Dich mit s» zauberischem Liebreiz begabt, baß mein Zorn durch ihn entwaffnet wird und sich wieder in die glühendste Liebe verwandelt. Sey mein Weib, 'Almuna — und ich will Deinem Vater nicht allein dieFreiheit schenken, sondern ihn auch zu den höchsten Würden emporhebe», die seine» Name» durch Glanz und Vachruhm verherrlichen sollen! — Du schweigst? Du zbgerst noch? — Wohlan so wisse: binnen beut und morgen fällt sein Haupt, wenn Du fortfäkrst, Dich meinen heißen Wünschen tranig zu widersetzen. Nun wähle!"
Nach einem kurzen aber schweren Kampfe erhob sich Almuna und sagte mit dumpfer metallloser Stimme: Ich bin entschlossen, Mahumad; laß meinen Vater frei und nimm Dein Opfer hin! — Und ohnmächtig sank ffe bei diesen Worten in die sich nach ihr ausbrcitcnden Arme des Königs.
Unterdessen lebte der edle Iuzcf freudenlose Tage der Verbannung aus der Felsenoeste Talubania. tzr wurde dort zwar seinem hohen Range gemäß sehr anständig behandelt; doch das Gefühl: sein,er Freiheit beraubt und von dem Mädchen seiner Liebe auf immer getrennt zu sehn, erweckte bald in seiner Seele einen Lebensüberdruß, der nur trübe Gedanken und düstre Bilder erzeugte- Wie wurde dieser Unmuth nicht erst zu einem an Verzweiflung grenzenden Schmerze gesteigert, als der Unglückliche erfuhr, seine theure Almuna sey, durch empörende Mittel gezwungen, die Gemahlin des Thronräubcrs Mukamad geworden. Ec mußte alle seine innere Kraft, all' die Stärke seines frommen Glaubens aufbieten, um den täglich neu auskeimenden Entschluß, das qualvolle unnütze Dascyn freiwillig wegzuwerfen, endlich zu ersticke». Aber bald gab Ihm das Schicksal Gelegenheit, zu erkennen, daß dieses Daseyn kein unnützes, und daß auch ein trübes, wenn nur edles Leben, immer ein werthvolles Geschenk des Himmels sey.
Eines Morgens saß Iuzcf, der im Innern der Citadelle frei umberwandcln durste, unter den Schatten verbreitenden Zweigen eines Kastanicn- baumes, und seine von Fram erfüllte Seele tauchte, um steh schmerzlichen Trost zu holen, in ein Meer freundlicher Erinnerungen hinab. Da ward er aus seinen Träumereien plötzlich durch wildes Gebrüll und Angstgeschrei geweckt, welches aus dem vorderen Schloßhofe zu kommen schien. Neugierig, zu erfahren, was sich zugetragen habe, cilke der Prinz dort hin.
Am Eingänge des großen Vurgthores, dicht an der Zugbrücke, waren seit einer Reihe von Jahren vier gewaltige Löwen in eisernen Käfigen verwahrt worden, welche Abu Mclek, der Attache oder Befehlshaber von Dalubania, aus Afrika mitgedracht hatte. Eins dieser Tbiere war allmählig so zahm geworden, daß der Wärter sich in dessen Vehältniß wagen durfte. Der kecke Mann hatte dieß am heutigen Morgen nach gewohnter Weife gelb«»,
nnd sich von dem Löwen, dem er Atzung die Hände belecken lassen, ^»glücklicher Welse aber ^ batte er tick eine halbe stunde vorder i» einen Finger verwundet, „nd war so unvorsichtig gewesen, diesen Umstand in keinen Betracht zu zieken. Er sollte diese Unklugheit schrecklich büßen. Dqs Menschcnblnt schmecken und plötzlich in den a ngi- borncn Trieb der MordNtst zmückvcrsalien, wgr bei dem Raudtbiere das Werk eines Augenblicks. Der kühne Wärter wurde sogleich ein Opfernder eignen Unüberlcgtkeit, und über den Leichnan/^bcs- selben sprang der wütbende Len durch die offen gelassene Lhüre beS Käfigts ins Freie. Die auf dem vorder» Schloßhofe befindlichen Menschen flüchteten unter entsetzlichem Aiigstgescbrci »ach alle» Richtungen von dannen, Jeder nur an die Rettung des eigenen LcibcS denkend Unter ibncn befand -sich auch Mirza. eine adoptirte Tochter Abu Melcks, des Vcfebtthabcrs von Talnbania. Ihr setzte das Ranbthicr »ach, nnd hakte sie beinahe erreicht, als Iuzcf eben durch die Gartenpforte tretend, zur Hülfe herbeiflog. ,.Hicr wird dir Gelegenheit, dein Dascyn auf eine edlere Art, als der Selbstmord ist, binzuwerfen!" so dachte er, und ranttic mit gezücktem Dolche dem Ungeheuer entgegen- Dieses ließ die bisher verfolgte Beute fahren, und wandte sich wiithschnanheiid gegen den verwegenen Angreifer. Iuzcf umklammerte mit dem linken Arm den ihm »ahcstcbendcn Baum, de» rechte» aber, der mit dem Stahl bewehrt war, streckte er gegen den geöffneten Racken des ansxringcnden Löwen. Das Rauklbier faßte ihn auch windend mit den furchtbaren Zäknen, fühlte abee sogleich die scharfe Schneide dcs Dolchs in der eignen Kehle wühlen und um nächsten Augenblicke darauf saus'ten Iagdspeere durch seincn Leid. Tödtlich getroffen sank cs nieder. Abu Melck war mit einigen kühnen Männern herzugeeilk, um de» edelmüthigen Prinzen aus der Todesnot!) zu befreien.
Erschöpft und vom Schmerz überwältigt sank Jnzcf i» die Arme des Alcaidcn. Jetzt stürzte auch Mirza herzu und beugte sich lautweinend über den edlen hohen Gefangenen, dessen Muthe sie ihr Leben zu danken hatte. Sie verband mit inniger Sorgfalt die Wunden ihres Retters und wachte treu an seinem Lager, als ein heftiges Fieber ihn ergriff. - Unter ihrer unermüdlichen Pstcge und den BemL« ) Hungen eines erfahrenen Arztes genas jedoch Iuzef bald wieder, und lernte jetzt von neuem de» des Lebens kennen, das er in den ersten traurigen Tagen der Verbannung gern weggeworftn Hätte. Denn das Band der edelsten Freundschaft knüpfte ihn von nun an, an den biedern Abu Mclek un» die liebliche Mirza.
(Fortsetzung folgt.)
Die Hochzeiten werden jeM*meistcnS im Stillen gefeiert; der Lärm sängt erst in der Ehe an.