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Besinnung entweicht, halbtodt stürzt er nieder. Louise' versuch! die Fensterläden zu öffnen, da er­greift die Flamme ihr Nachtkleid, und-Plötz­

lich wird die Thür gesprengt; hülseleistende Nach­barn und wach gewordene Müllcrkncchte stürzen herein, erblicken den halb erstickten, mühsam nach Lust schöpfenden Anton a» der Thür liegend, zie­he» ihn heraus, und wollen eben die Braut retten, da stürzt der Daebstuhl ein, und bedeckt mit glü­hendem Schutt und schnell brennendem Stroh die ganze Kammer und Louise. S-chst unglück­licher Anton! Auch der beklagenswürdige Vaicr wurde gerettet, damit er seine Haare ausraufen konnte über die verbrannte Tochter und sein ver­lornes Ligenthum; den» die Flamme verwüstete die Mühle bis auf den Grund, und die rettenden Freunde kamen zu spät, weil sie »ach dem berau­schenden Hochzeitsfeste in ungewöhnlich stärkeren Schlummer gesunken waren. Elend gewordener Anton l da lagst Du krank und erschöpft, und schriest in die grausamen Flammen: Louise, Louise! O wärest Du gestorben, armer verwittwetcr Bräu- tigam. oder wärest Du blind geworden und taub, damit Du nicht sehen konntest und hören das Schreck­nis;, das nachkam!

,,Wir haben ihn! wir haben ihn, den Mord­brenner!" schrieen die Bauern in der Ferne, und schleppten endlich einen wild um sich schlagenden Mann herbei. Heiliger Gott! es war AntonszBru- der, Ludwig. Diesen Anblick ertrug der ohnedies; schwer leidende Anton nicht, ohnmächtig stürzte er zusammen, und fast leblos trugen ihn mitleidige Freunde in die nächste Hütte, wo sie seiner pfleg­ten, bis er endlich zu neuen Qualen erwachte; den» als er Kunde haben wollte von seines Bruders Zu­stand, und die betrübte» Freunde nach langer scho­nender Weigerung zögernd antworteten, erfuhr er: Ludwig sey, nach seinen verwirrten Reden zu schlie­ßen, die er zerstreut und gräßlich ausschric, nach dem geräuschvollen Hochzcitsfeste, berauscht und allein nach Hause geeilt, indem sein Vater mit dem ihm nachbarlich wohnenden Schulze» schon früher heim gegangen war. Da sey er, durch die gleich­artigen Gestalten der Bäume bei. Nacht getäuscht und durch das Licht der Laterne geblendet, irre gegangen, und der fluchbrinzeuden Distel zu nahe gekommen, die ihm das Gesteht verletzte i daß cs blutete. Plötzlich wichen die Sinne, und Wuch und Raserei ergriffen ihn, so daß er, ohne es zu wissen und zu wollen, loderndes Feuer in seinen Adern fühlend, den gekommenen Weg zurückeilkc im jagenden Lauf. Finster, wie seine Sinne, war die Gegend; da gedachce er in seinem Wahn­sinn eine Sonne zu erschaffen, die hellleuchtend ihm die Nacht zum Lage um.vanscln solle; augenblick­lich zertrümmerte er die gläsernen Wände seiner Laterne, nahm die starke, brennende, dickdochtige Wachskerze in die mordbrennerische Hand, und schleuderte sie auf das leicht feuerfangende Schin­deldach der Mühle. Als das von Geisteszerrülrung -eherne Verbrechen emxorwuchs, stürzte er fort

über die Wiese, nach seinem Hause eilend, während er wilde Lieder von FeucrSgluih, Licbeswuth, bren­nenden Bräuten, Eifersucht und Brudermord sang. Der Dorfwächter. welcher den entfernten Mühlen­brand bemerkt und schon Nothzeiche» gegeben hatte, wurde aufmerksam auf den Flüchtigen und dessen Worte, ergriff ihn und rief nach Hülfe, weil Lud­wig ihn zu erwürgen strebte Die herbcieileuden Bauern bemächtigten sich des Wütheudeu und schlepp­ten ihn au die lodernde Müble. Dort, denn An­blick des ohnmächtigen Bruders, öeu er für lodt hielt, stürzte er im Wahnsinn nieder, und nach ei­nem heiligen Todcskampfe verschied er. Als man nun die Leiche genauer betrachtete, sab man seine von Dornen zerrissenen Wange» und fand ein Di- stelblart in seiner Hand.

Mehrere Wochen nach diesem ungeheuren Un­glücksfall erholte sich Anton von seiner Krankheit; die Gesundheit kehrte zurück, aber der ftobc Murb war g storben; denn ec batte sei» geliebtes Weib verlöre» durch den Wahnsinn seines Tcudcrs, der ein Opfer der verderblichen Distel ward.

Seit jener Schceckensnacht lebt der Müller Frühling i» dem Hause des alten Traube. Still und traurig wanken die Väter durch'» Leben, bis der friedebi ingeude Tod sie au's nahe Grab führen wird- Jeder verlor ei» geliebtes Kind, und jeder sehnt steh, das Verlorene in erner bessern Welt wie­der zu gewinne», und Auto», der, selbst untröstlich, sie nur wenig zu trösten vermag, ist ihre einzige, aber schwache Stütze.-

Hier schwieg der Erzähler, indem er sich die Augen trocknete; da er aber bemerkte, daß feine Er-.ähluiig mich lief erschüttert haue, begann er auf's Neueft ,,Jch sehe, Sie baden Mitgefühl für Leidende Sic werden den arme» Amon nicht ver­spotten, weil er an die jammerbereitende Distel glaubt, und nicht spricht , wie andere sich weise denkende Menschen boshaft behaupten: nur ver­schmähte Liede, Eifersucht, Haß und Neid haben de» Bruder zum wahnsinnigen Mordbrenner ge­macht. Nein! Ludwig war zur, ich kannte seine Redlichkeit; denn, ach! er ist mein Bruder, Louise war mein geliebtes Wech, und ich ich bin der unglückselige Auto» !"-

,,Dorr, mein Herr, neben dem steinernen Kreuze, führt ein Fußsteig die waldige Anhöhe hinab noch Gustan. Kommen Sie einst wieder in diese Ge­gend, so bitte ich, kehren Sie in meinem Hause ein. Sollten Sie mich aber nicht finden, dann fragen Sic nach, ob nicht irgend ein mitleidiger Freund mein Grab mit Cypressen bepflanzt habe. Leben Sie wohl!"

Der Seemann.

Zur ersten Probe,sprach ein Officier, Steig in den untern Raum, und hole Bier Nein, rief der junge Seeheld, das sind Finten! Ihr führt' davon und ließet mich dahinten.