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sogleich feinen Antrag. — Meine liebe Jungfer sagte er, bei dem vielen Komplimentiren kommt nichts heraus. Wenn sie mich zum Manae will, so will ich sie zur Frau, uns wenn sic mich nicht will, so will ich sie auch nicht, und damit ein Ende. —
Das Mädchen, das durch diese seltene Anrede ebenso betroffen als beschämt war, wußte lange mcht, was sie antworten sollte, und bat sich endlich, weil doch die Sache so wichtig wäre, Bedenkzeit aus. — Die soll sie haben, erwiedcrte ihr der Früher, aber länger als eine Stunde warte ich nicht, und damit zog er seine Uhr- heraus, legte sie aus den T>sch, und bat den Vater um eine Pfeife Tavack, damit die Zeit ihm nicht zu lang würde. Als die Stunde Verlausen war, ries er daS Mädchen wieder herein, und Verlangte ihren Entschluß zu wissen. Sein Versahren war der Jungser so seltsam, daß sie die ganze Sache für Scherz hielt, und ihre vorige Antwort wiederholte.
Der Freher steckte daraus seine Uhr in die Tasche, nahm von dem Vater Abschied und wollte wieder davon. AuS Furcht, daß sich nicht alle Tage ein so wohlhabender Schwiegersohn einfinden möchte, bat ihn der Vater, seiner jüngsten Tochter den nämlichen Antrag zu rhun; denn er hoffte die hätte mehr Entschließung. Dieß ließ sich der Freher gefallen, und das Mädchen, durch das Beispiel ihrer Schwester gewitzigt, besann sich keinen Augenblick, sondern antwortete aus die erste Frage mit Ja. Die Parthie ward daraus geschlossen, und der Freher ritt fort, um Anstalten zur Hochzeit zu machen, und besonders sich mit einem CopulationsSchein zu versehen. Kaum war er einige Minuten geritten, als ihm einfiel, daß er den Namen seiner Braut wissen müßte, und er kehrte also zurück, sich darnach zu erkundigen. Als er vor's Haus kam, fand er eben die älteste an der Thüre, und da zwischen beiden Schwestern eine große Aehnlichkeit war, sah er sie für die jüngste, und also für seine Braut an. Liebe Jungfer, sagte er, ich habe vergessen nach ihrem Namen zu fragen. Sage sie mir
schnell, wie sie heißt, — DaS Mädchen merkte den Jrrthnm wohl; aber da sie ihre Unentschließlichkcit schon bereut hatte, so be- diente sie sich der Gelegenheit, den begange- ncn Fehler wieder gut zu machen, und nannte ihm ihren eigenen Namen: Maria Elisabeth. Der Bräutigam ritt daraus fort, und kam nach einigen Tagen wieder, um die Sache zu Stande zu dringen. Er zeigte die Vollmacht zur Copnlation vor, und es fand sich darin der Name: Maria Elisabeth. Der Vater meldete ihm ganz bestürzt, daß dieß der Name seiner ältesten Tochter wäre, und daß es mit der Hochzeit daher so lange ansteheit müßte, bis man eine andere Vollmacht hätte. Der Freper ward darüber verdrießlich, und wollte lieber die ganze Sache ausgeben, als noch einmal zu- rückrciten. Doch sagte er endlich, vielleicht hat sich die älteste anders besonnen, laßt sie hcreiukommen! DaS Mädchen ward also noch einmal befragt, sagte ohne weiteres Bedenken Ja, und der Vater gab sie zusammen.
Charade.
^ Ein süßes Trost-Wort will ich fingen,
; Aus Edens Höh'n heeabgcsand.' ; i Die Göttin in dem Seuzgcwaiid t Trägt es ans ihren goldnen Schwingen: j Osr reicht Gewährung ihm schon hier die Hand, s Doch sicher wohai's im bester» Vaterland.
z Wenn Liebenden die hart'sie Stund' erscheint, z Kann nur dies Wort den bitter,, Kummer fstiilen, - Mit ferner Zukunft Glück die Brust erfüllen,
H Das Auge trocknen das sich matt geweint; s Und wenn die Gegenwart es dann verliehen,
^ Sicht Paradieses Freuöcn um sich blühen.
Lin hohes Unglück gibts im Erdenkhal,
Die letzte Sylbe kann's in Wonne kehren. Wird, der cs trägt, vom weisen Mund sie höre», Verheißt sie ihm der Gottheit schönsten Strahls Eröffnet ihm der Schöpfung Wunder-Saal.
Was die zwei ersten unbedeutend nenne», Erscheint uns täglich in der guten Stunde,
Wie in der bösen ans dem Erdengruude;
Fest ist cs der Gewohnheit unlcrtdan! —
Drum laßt es von der guten nie uns trenne».
Und wenn wir trauernd um Verlornes klagrn, Dann mag das holde Ganze! liebevoll,
Uns tröstend in der Hoffnung Schimmer tragen